Norderstedt. Wohngebiet „7 Eichen“ soll am Glashütter Damm entstehen. Und in der Nachbarschaft gibt es weitere Bauprojekte für Hunderte Neubürger.
Zugegeben, es ist derzeit noch schwer vorstellbar, dass sich am Glashütter Damm in Norderstedt künftig ein neues Wohngebiet befinden wird. Doch die Pläne für das Projekt „7 Eichen“, für Einzel-, Doppel-, Reihen- und auch Mehrfamilienhäuser dort, wo es bisher weitestgehend endlose Äcker und Wiesen gibt, sind aktueller denn je. Das zeigte sich nun in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr. Als Besprechungspunkt hatte die Verwaltung das Thema auf die Tagesordnung gesetzt. Und erhielt die Bestätigung, dass das komplexe Vorhaben weiterhin seinen Gang nehmen kann – auch wenn ein Baubeginn erst mittelfristig realistisch erscheint.
Vor acht Jahren hatte Norderstedt ein sogenanntes Rahmenplanverfahren gestartet. In diesem fanden umfangreiche Bürgerbeteiligungen statt, das sollte letztlich Zeit sparen, bevor dann der eigentliche Bebauungsplan (hier werden es wohl mehrere sein müssen) beraten wird. Doch vor zwei Jahren, als diese Phase mit einem positiven Beschluss abgeschlossen werden sollte, stellte sich eine Mehrheit quer. CDU, WiN, FDP, Freie Wähler und AfD lehnten das Ergebnis ab, es ging im Wesentlichen darum, dass das Verkehrskonzept nicht passen würde zum angedachten Volumen der Bebauung. Die Vision, dass die Bewohner auf Autos verzichten, die Belastung also geringer ausfallen würde, wurde als „Utopie“ abgetan.
Glashütter Damm in Norderstedt: Drei große Projekte für mehr Wohnraum in Planung
Beerdigt war „7 Eichen“ trotz einiger Befürchtungen damit aber nicht. Im vergangenen Herbst wurde ein Update vorgestellt, anschließend folgte die übliche Meinungsbildung in den Fraktionen. Und als Baudezernent Christoph Magazowski jetzt im Ausschuss um ein Feedback bat, war dieses sehr wohlwollend.
Im Eiltempo hatten die Fachleute aus dem Rathaus zuvor die Fakten noch einmal heruntergerattert. Demnach sind vorerst drei Bauphasen vorgesehen: erstens für 185 Wohneinheiten (Geschosswohnungsbau sowie Reihenhäuser), dann 50 Wohneinheiten (Einzel- und Doppelhäuser), und im dritten Abschnitt noch einmal 100 (nur Reihenhäuser). Insgesamt werden, wie üblich in Norderstedt, 50 Prozent hiervon gefördert sein. Zwei weitere ursprünglich vorgesehene Flächen stehen vorerst nicht zur Verfügung.
7 Eichen: Mehrere Maßnahmen, um Verkehrsbelastung zu reduzieren
Die Investoren saßen im Publikum und hörten aufmerksam zu. Werner und Tobias Schilling, Vater und Sohn, sind über ihre Immobilienfirma mit Sitz in Leopoldshöhe (bei Bielefeld) Besitzer jener Flächen, die bebaut werden sollen. Ja, 2022 sei ein Rückschlag gewesen, das Nein der Politik „überraschend“ gewesen, sagt Tobias Schilling im Gespräch mit dem Abendblatt. „Wir haben Zeit und Geld verloren, das ist ärgerlich.“ Aber: „Seitdem ist viel passiert, es ist viel gearbeitet worden, damit wir für alle Beteiligten eine Lösung finden.“
Der Streitpunkt „Verkehr“ soll nun mit mehreren Maßnahmen entschärft werden. „Es ist ja nicht per se der Verkehr von den Wohngebieten am Glashütter Damm“, so Schilling, „sondern der Durchgangsverkehr, der Schuld ist“. Und da gibt es nun Ideen, um die Straße zu entlasten oder leistungsfähiger zu machen. Ausgebaut werden soll diese nicht, insbesondere wegen des Baumbestandes, der als „erhaltenswert“ gilt, was auch die Anwohner nachdrücklich immer wieder gesagt haben.
Segeberger Chaussee und Poppenbütteler Straße: Norderstedt will Knotenpunkte ausbauen
Dafür hat die Stadt an der Kreuzung zur Poppenbütteler Straße Flächen erworben, sodass dieser Knoten „aufgewertet“ werden könne, wie es heißt (Kosten: geschätzte 390.000 Euro). Ähnlich ist es am anderen Ende, also an der Segeberger Chaussee. Dort soll es einen neuen Linksabbieger geben, auch hier wären Flächen für einen Ausbau verfügbar. Die Kosten: rund 250.000 Euro, wobei die Ausgaben für die Baumfällungen und die Ausgleichpflanzungen noch fehlen.
Drittens: Schon ab dem Fahrplanwechsel 2024/2025 wird der Busverkehr verbessert. Über den Glashütter Damm soll eine neue Linie im 10- bzw. 20-Minuten-Takt fahren, sie ist Teil der Verbindung zwischen Norderstedt-Mitte und dem Bahnhof Ochsenzoll. Die Kosten (800.000 Euro) trägt der Kreis.
7 Eichen: Keine Zufahrt von der Schleswig-Holstein-Straße
Ob es weitere verkehrsberuhigende Maßnahmen geben könnte, ist unklar. Eines scheint komplett ausgeschlossen: eine Anbindung von „7 Eichen“ an die Schleswig-Holstein-Straße. „Ich habe da gar keine Hoffnung“, so Baudezernent Magazowski, „der LBV (Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr; d. Red.) ist hartnäckig.“ Die Landesbehörde will keinen Präzedenzfall schaffen, der den Verkehrsfluss auf der wichtigen Nord-Süd-Achse hemmen würde. Immerhin: Eine Zufahrt von dort während der Bauarbeiten wurde bereits genehmigt.
„Wenn es irgendwann einmal möglich sein wird“, so Tobias Schilling bezüglich der Schleswig-Holstein-Straße, „können wir es ja noch ändern. Jetzt müssen wir mit den Ist-Bedingungen umgehen.“ Derzeit deutet vieles darauf hin, dass das Rahmenplanverfahren in diesem Jahr abgeschlossen wird und das erste Bauleitverfahren initiiert. Einen Markt für Immobilien gibt es laut Schilling weiterhin, die Liste der Interessenten sei „riesig“. Er kündigte an, dass das Unternehmen alle bald anschreiben werde. Als Investoren tragen sie nur die Erschließung. Die Grundstücke werden verkauft, die neuen Eigentümer suchen sich dann eigene Bauträger. Eine Ausnahme könnte es höchstens beim Geschosswohnungsbau geben.
Kreuzweg: Mehrfamilienhäuser, Reihen- und Doppelhäuser – und ein Pflegeheim
Rund um den Glashütter Damm wird sich in den nächsten Jahren allerdings noch weitaus mehr verändern. Denn zwei weitere Großprojekte sind längst in Planung. So will ein bisher namentlich nicht genannter Investor am Kreuzweg, also in einer Nebenstraße, 88 Wohneinheiten bauen, aufgeteilt in acht Mehrfamilienhäuser sowie jeweils zwei Doppelhäuser und zwei Reihenhäuser.
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Ebenso im Quartier vorgesehen: ein Pflegeheim mit 95 Zimmern. Bisher ist das Areal eine Hofstelle, gegenüber am Ernst-Bader-Ring wurde vor einigen Jahren allerdings bereits ein Neubaugebiet geschaffen.
Glashütter Damm: Kirchengemeinde will Senioreneinrichtung bauen
Und genauso bereits auf den Weg gebracht wurde eine weitere Senioreneinrichtung, die auf dem Grundstück der Vicelin-Schalom-Kirchengemeinde (Glashütter Damm/Immenhorst) entstehen soll. Diese wird perspektivisch ihren Mittelpunkt nach Garstedt verlegen, wenn dort am Lütjenmoor die Sanierung endlich fertig sind. Bis auf die Kita, die bleiben soll, könnte die alte Fläche dann anders genutzt werden, und genau das hat der Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein vor.
Nach jetzigem Stand soll ein Haus mit 86 Zimmern errichtet werden. Politik und Stadt begrüßen das, ein vorhabenbezogener B-Plan ist bereits im Verfahren.