Kreis Segeberg. Seit Montag läuft in Schleswig-Holstein der fünftägige Ver.di-Streik, der besonders Pendler und Schüler trifft. Welche Busse fahren.

  • Seit Montag stehen die Busse in Schleswig-Holstein still – fünf Tage lang
  • Ver.di spricht von Provokationen der Arbeitgeberseite
  • Gewerkschaft will die 35-Stunden-Woche durchdrücken

Wer derzeit im Kreis Segeberg mit dem Bus fahren will, sollte sich rechtzeitig informieren, ob der Fahrplan auch eingehalten wird. Nach dem von Ver.di organisierten Warnstreik Anfang Februar im ÖPNV, ruft die Dienstleistungsgewerkschaft nun die Beschäftigten der privaten Busunternehmen in Schleswig-Holstein zu einem fünftägigen Streik auf. Los ging es Montag mit Dienstbeginn, und dauern soll der Streik bis Freitag, 1. März.

Bestreikt werden alle privaten Busunternehmen, die im Omnibusverband Nord (OVN) organisiert sind. Dazu gehört im Kreis Segeberg die Autokraft, das Tochterunternehmen von DB Regio, das zahlreiche wichtige Linien im Schul- und Berufsverkehr im Osten und Norden des Kreises Segeberg bedient. Außerdem fährt die Autokraft auf der stark frequentierten Linie 7550 zwischen Bad Segeberg, Norderstedt und dem U-Bahnhof Ochsenzoll. „Generell bittet Autokraft alle Reisenden, sich vor Fahrtantritt über ihre Verbindung zu informieren“, heißt es auf der Homepage des Unternehmens.

Busfahrer streiken: Was die Fahrgäste jetzt wissen müssen

Die Autokraft hat Notfahrpläne vorbereitet, die online gestellt wurden. Wie viele Fahrten tatsächlich ausfallen werden, sei noch unklar, sagte eine Sprecherin von DB Regio. Fahrgäste der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) können weitgehend davon ausgehen, dass die Busse nach Fahrplan unterwegs ist. Allerdings kann es bei Subunternehmen wie der KViP und Elite zu Ausfällen wegen des Streiks kommen.

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Die VHH, die weitgehend für den Busverkehr in Norderstedt verantwortlich ist, hat mit der Gewerkschaft einen Haustarif beschlossen, ist also nicht von den Verhandlungen von Ver.di mit dem OVN betroffen. Ganz sicher können sich die Fahrgäste jedoch nicht sein, dass alle VHH-Busse fahren werden. Auch über den Haustarif wird verhandelt, Warnstreiks sind nicht ausgeschlossen.

„Provokationen“ des Arbeitgebers

Ver.di Nord habe mit den Beschäftigten und der Tarifkommission die letzte Verhandlungsrunde sowie die „weiteren öffentlichen Provokationen des OVN“ vor einigen Tagen bewertet, wie Sprecher Frank Schischefsky mitteilt.

„Die Arbeitgeber haben sich und die Fahrgäste erst mit einem disqualifizierenden Angebot, und dann mit Äußerungen in der Öffentlichkeit, in diese prekäre Lage gebracht. Jetzt sitzen sie die Situation gemütlich mit den Zahlungen der Kreise und Kommunen aus. Wer derart eskaliert, riskiert nicht nur die Verkehrswende im Land, sondern setzt einfach auf Eskalation und muss gestoppt werden“, so Schischefsky weiter.

Kreise sollen Zahlungen an OVN einstellen

Ver.di Nord fordere daher die Kreise und Kommunen auf, die Verkehre bei den Unternehmen abzumelden und die Zahlungen einzustellen. „Bislang machen die Arbeitgeber an den Tagen Gewinne – zulasten der Fahrgäste und der Steuerzahler. Für die Unternehmen fallen am Streiktag die Vergütungszahlungen und Betriebskosten aus. Das muss aus Sicht der Gewerkschaft sofort beendet werden“, sagt Frank Schischefsky.

Die Kolleginnen und Kollegen an den Steuern der Busse hätten entschieden, der Tarifkommission eine sehr starke Botschaft für die nächsten Verhandlungen mitzugeben. „Sie fordern die OVN auf, endlich mit dem taktischen Geplänkel aufzuhören. Es ist nun an der Zeit, verhandlungsfähige Angebote zu unterbreiten.“ Gleichzeitig bestehe ein Angebot an die Arbeitgeberseite, den Streik sofort auszusetzen, wenn ein ernst gemeintes, verhandlungsfähiges Angebot eingehe, sagt Schischefsky.

„35-Stunden-Woche nicht realisierbar“

Die Kernforderung von Ver.di Nord ist die 35-Stunden-Woche. Der OVN hatte in der dritten Verhandlungsrunde eine Absenkung der Arbeitszeit ab 2027 von 39,5 auf 39 Stunden ohne Lohnausgleich angeboten, von 2030 an auf 38,5 Stunden ohne Lohnausgleich und bis 2033 auf 38 Stunden, dann mit Lohnausgleich.

Eine Absenkung auf 35 Stunden sei nicht realisierbar, da sie auch zu einer akut spürbaren Mehrbelastung des vorhandenen Fahrpersonals und dessen zusätzlichen Einsatz am Wochenende führen würde, argumentiert der OVN. Außerdem sei so die Sicherstellung des bestehenden Schülerverkehrs im Land gefährdet. „Dies vor allem deshalb, weil der zunehmende Fahrpersonalmangel schon heute landesweit zu Reduzierungen des Verkehrsangebotes führt, das dann nochmals um mehr als 10 Prozent gekürzt werden müsste, weil kein zusätzliches Fahrpersonal vorhanden ist“, sagte OVN-Geschäftsführer Joachim Schack.