Kreis Pinneberg. Nachdem die KViP schon seit Montag betreikt wird, sind nun auch die VHH-Fahrer im Ausstand. Darauf müssen sich Kunden gefasst machen.

  • Seit Montag stehen die meisten Busse im Kreis Pinneberg still.
  • Jetzt warnen auch VHH zum Ende der Woche vor massiven Einschränkungen.
  • Diese Linien und Städte sind vom Ausstand besonders betroffen.

Seit Montag streiken die Busfahrer der Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg (KViP), bis einschließlich Freitag fallen alle Fahrten des Unternehmens aus. Donnerstag und Freitag schließen sich nun auch noch die Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) dem Streik an. Das Unternehmen warnt deshalb nicht ohne Grund schon am Dienstag vor „massiven Auswirkungen für die Fahrgäste“. Kurz: Im Busverkehr geht wohl nichts mehr.

Die Fahrgäste müssten sich ab Donnerstagmorgen, 3 Uhr, bis Sonnabendmorgen, 3 Uhr, auf massive Einschränkungen auf den Buslinien der VHH einstellen. Die VHH gehe davon aus, mit Streikbeginn keinen Betrieb aufnehmen zu können. Das heißt: Auf den 166 Linien des Unternehmens im Großraum Hamburg, davon viele auch im Kreis Pinneberg, wird kein einziges der 693 Fahrzeuge unterwegs sein.

VHH will situativ entscheiden, ob Fahrten während des Streiks möglich sind

Hintergrund ist laut der VHH, dass Planbarkeit und Sicherheit oberste Priorität haben. Wenn sich Fahrgäste mit der Aussicht auf einen Notfallfahrplan auf den Weg machen und sich in zu volle Fahrzeuge drängeln, ginge damit ein hohes Sicherheitsrisiko einher. Inwieweit trotzdem Fahrten während des Streiks möglich sind, werde das Unternehmen situativ entscheiden.

Sobald der Streik um 3 Uhr am Sonnabend ende, solle der Betrieb wieder planmäßig aufgenommen werden. Dies gelte auch für die Hamburger Hochbahn, die parallel mit der VHH bestreikt wird und deren Busse und U-Bahnen im Hamburger Stadtgebiet während der Streikperiode ebenfalls stehen bleiben.

Bei der VHH wird der Manteltarifvertrag neu verhandelt

Hintergrund des Streikaufrufs sind die derzeit laufenden Verhandlungen der beiden Unternehmen mit der Gewerkschaft Ver.di für einen neuen Manteltarifvertrag. Dieser regelt im Wesentlichen die Arbeitsbedingungen. Beide Unternehmen haben Haustarifverträge, die gesondert mit Ver.di ausgehandelt werden. Die nächsten Verhandlungstermine sind für Anfang März vereinbart – für die VHH am 5. März, für die Hamburger Hochbahn am 7. März.

„Erst im Sommer 2023 konnten wir durch die vorgezogene Verhandlung des Entgelttarifvertrages Verbesserungen für die Gehälter unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreichen. In den nun laufenden Verhandlungen zum Manteltarifvertrag steht das Thema Entlastung im Fokus. Auch hier haben wir das Ziel, weitere Verbesserungen für unsere Kollegen herbeizuführen“, sagt VHH-Geschäftsführer Lorenz Kasch.

Unternehmen kann den 48stündigen Streik „nicht nachvollziehen“

Diese Verbesserungen müssten für die VHH als öffentliches Unternehmen mit 2500 Mitarbeitern, das mit Steuergeldern arbeitet, aber auch finanzierbar sein. In einer ersten Verhandlungsrunde sei es Unternehmen und Gewerkschaft nicht gelungen, ein für beide Seiten tragfähiges Ergebnis auszuhandeln. Am 5. März würden die Verhandlungen fortgesetzt.

Kasch: „Um zu einem erfolgreichen Abschluss zu kommen, ist es aus unserer Sicht wichtig, im Gespräch zu bleiben und sich in die Gegenposition hineinzuversetzen. Vor diesem Hintergrund halten wir eine Beteiligung an den bundesweiten Warnstreiks weder für zielführend noch für nachvollziehbar.“

Weitere Informationen zu den Auswirkungen des Streiks unter vhhbus.de

Mit Blick auf die Fahrgäste bedauere die VHH die zu erwartenden Auswirkungen. Kunden sollten, sofern sie an diesen beiden Tagen nicht auf die Fahrten verzichten können, auf die S-Bahn oder die Regionalbahnen ausweichen. Weitere Informationen gibt es über die HVV-App, über die Website www.vhhbus.de oder die Social Media-Kanäle des Unternehmens.

Dort wird auch über die Auswirkungen des seit Montag andauernden Streiks beim Omnibusverband Nord (OVN) berichtet. Dabei handelt es sich um die Mehrzahl der Unternehmen in Schleswig-Holstein, darunter auch die KViP. Sie bedient nicht nur eigene Linien im Kreis und ist Träger des Stadtverkehrs in Elmshorn, sondern fährt auch im Auftrag der VHH auf deren Linien. Diese Fahrten fallen bereits seit Montag aus.

KViP gilt tarifrechtlich nicht als kommunales Unternehmen

Die KViP, die Ende 1993 aus der Bussparte der Uetersener Eisenbahn AG hervorging, gilt tarifrechtlich nicht als kommunales Busunternehmen. Trotz der Tatsache, dass der Kreis Pinneberg alleiniger Gesellschafter ist, fällt das Unternehmen unter den Tarifvertrag des OVN – und wird damit bestreikt.

Ver.di bewertet das vorerst letzte Angebot der Arbeitgeberseite als Provokation, ebenso wie Äußerungen der Gegenseite nach der jüngsten Verhandlungsrunde. „Die Arbeitgeber haben sich und die Fahrgäste erst mit einem disqualifizierenden Angebot, und dann mit Äußerungen in der Öffentlichkeit, in diese prekäre Lage gebracht“, so Frank Schischefsky, Sprecher von ver.di Nord.

Gewerkschaft Ver.di ist der Meinung: Die Arbeitgeber haben den Streik provoziert

Und er sagt weiter: „Jetzt sitzen sie die Situation gemütlich mit den Zahlungen der Kreise und Kommunen aus. Wer derart eskaliert, riskiert nicht nur die Verkehrswende im Land, sondern setzt einfach auf Eskalation und muss gestoppt werden.“

Zeitgleich fordert die Gewerkschaft die Kreise und Kommunen auf, die von ihnen bestellten Verkehre bei den Busunternehmen abzumelden und die Zahlungen einzustellen. Bislang machen die Unternehmen aus Sicht der Gewerkschaft an den Streiktagen Gewinne – zulasten der Fahrgäste und der Steuerzahler. Für die Unternehmen würden am Streiktag Vergütungszahlungen und Betriebskosten ausfallen, die Zahlungen von Kreisen und Kommunen dennoch fließen.

Warnstreik der Busfahrer: Angebot der Arbeitgeber könnte Warnstreik beenden

Laut Schischefsky hätten die Kollegen entschieden, mit dem fünftägigen Warnstreik „der Tarifkommission eine sehr starke Botschaft für die nächsten Verhandlungen mitzugeben.“ Es müsse Schluss mit dem taktischen Geplänkel sein. Schischefsky: „Es ist nun an der Zeit, verhandlungsfähige Angebote zu unterbreiten. Gleichzeitig besteht ein Angebot an die Arbeitgeberseite, den Streik sofort auszusetzen, wenn ein ernst gemeintes, verhandlungsfähiges Angebot bei uns eingeht.“

Der nächste Verhandlungstermin für den OVN-Bereich sei der 5. März. Die KViP als betroffenes Busunternehmen hat auf ihrer Homepage den Streik angekündigt und informiert auch über Aushänge an den Bushaltestellen über den Ausstand. Es sind alle Linien des Unternehmens betroffen.

Busfahrer-Streik: Bereits seit Montag kommt es auf VHH-Linien zu Unregelmäßigkeiten

An den fünf Tagen ruht auch der unter Regie der KViP stehende Stadtbusverkehr in Elmshorn. Die Fahrten der KViP im Auftrag der Lebenshilfe finden statt., die Schulbusverkehre auf den Linien 71,73 und 75 auch. Alle übrigen Fahrten fallen aus.

Weil die KViP auch als Subunternehmer auf mehreren Linien der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) im Einsatz ist, kommt es dort seit Montag zu Unregelmäßigkeiten im Fahrbetrieb. Betroffen sind im Kreis Pinneberg einzelne Fahrten auf der Buslinie 2 Schenefeld – U S Berliner Tor, der Linie 3 Schenefelder Platz – Rathausmarkt – Rothenburgsort, der Linie 384 Schnelsen, Kalvlohtwiete – S Elbgaustraße – Schenefelder Platz, der Linie 189 S Wedel – S Blankenese, der Linie 289 S Wedel – S Wedel, der Linie 195 U Niendorf Nord – Bf. Pinneberg, der Linie 185 Bf. Elmshorn – Bf. Pinneberg – Schenefeld, Busbetriebshof, der Linie 285 Iserbrook, Reinheimerweg – Bf. Pinneberg, der Linie 594 S Wedel – U A Norderstedt Mitte, der Linie 295 U Garstedt - Bf. Pinneberg sowie der Expressbuslinie X 95 Bf. Pinneberg – Hamburg Airport.

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Für die Gewerkschaft geht es nach eigenen Angaben darum, die Arbeitsbedingungen für die rund 3500 Beschäftigten im ÖPNV in Schleswig-Holstein zu verbessern und zukunftsfähig zu machen. Eine ihrer Kernforderungen: die Einführung der 35-Stunden-Woche für Busfahrer.

Gewerkschaft fordert 35-Stunden-Woche für Busfahrer im Norden

Außerdem werden gefordert, die Schichtlänge auf maximal zehn Stunden zu begrenzen, eine Mindestruhezeit von zwölf Stunden einzuführen und für einen vollen Arbeitstag am Sonnabend einen Zuschlag von 25 Prozent zu gewähren. Zudem möchte Ver.di für ihre Mitglieder drei zusätzliche Urlaubstage pro Jahr sowie eine Freistellung für die gewerkschaftliche Arbeit erreichen.