Norderstedt. Überfallserie: Ein Raub kommt ans Licht, durch den das Opfer nicht nur Wertsachen, sondern auch seine Würde verlor.
Menschen werden am Herold-Center scheinbar grundlos halb tot geprügelt. Jugendliche attackieren U-Bahnfahrgäste mit Taser und Reizgas. Ein Junge wird mit Schlagstock niedergeschlagen und ausgeraubt. Seit mehr als einem Jahr sorgen immer wieder Raubüberfälle oder Gewalttaten auf Norderstedts Straßen für Unsicherheit. Doch nun kommt ein Fall ans Licht, bei dem das Opfer nicht nur Wertsachen verlor, sondern auch seine Würde. Die Art und Weise, wie die Täter mit dem Mann umgingen, macht fassungslos.
Bei den Räubern handelt es sich um einen 41-Jährigen und einen 36-Jährigen. Gemeinsam waren sie laut Anklage der Staatsanwaltschaft in der Nacht des 26. März 2022 am Bahnhof Norderstedt-Mitte unterwegs. „Der 41-Jährige sitzt derzeit in Haft und verbüßt eine einjährige Gefängnisstrafe“, sagt Oberstaatsanwalt Axel Bieler. Der Mann habe gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen und werde nun für eine andere Tat zur Rechenschaft gezogen.
Speed genommen und Cola-Korn getrunken
Zum Überfall in Norderstedt habe sich der 41-Jährige eingelassen. „Und er hat den Tatvorwurf eingeräumt“, sagt Bieler. „Es existieren auch Videoaufnahmen von der Tat.“ Der 36 Jahre alte zweite Täter sei ein zur Tatzeit arbeitsloser Mann gewesen, der bis auf eine Geldstrafe nicht aktenkundig sei.
Wie der 41-Jährige gegenüber der Polizei ausgesagt haben soll, waren er und sein Begleiter in jener Nacht am 26. März am Bahnhof unterwegs. „Er habe die Droge Speed genommen und dazu Cola-Korn getrunken, sagte er aus“, so Bieler. Aus einem spät noch ankommenden Zug sei schließlich ein Mann auf den Bahnsteig getreten, der ganz offensichtlich ebenfalls zu tief ins Glas geschaut hatte und nun auf dem Nachhauseweg war.
Messerklinge an die Kehle gehalten
Laut Aussage folgten der 41- und der 36-Jährige nun diesem Mann. Auf einer nahen Fußgängerbrücke soll es dann zum Angriff gekommen sein. „Der 41-Jährige gab zu, ein Messer gezogen zu haben“, sagt Bieler. Damit ging er jetzt den Mann aus der Bahn an und hielt ihm die Klinge an die Kehle. Dann soll er ihm eine Kopfnuss verpasst haben. Worauf der Mann zu Boden fiel und nicht mehr hochkam.
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Nun griffen der 41-Jährige und der 36-Jährige gemeinsam an. Laut Staatsanwaltschaft schlugen und traten sie gemeinschaftlich auf das Gesicht, den Kopf und den Oberkörper des wehrlosen Mannes ein. „Dann sollen sie dem Geschädigten sämtliche Wertsachen abgenommen haben – ein Smartphone, den Geldbeutel mit allen Bankkarten, den Schlüssel“, sagt Oberstaatsanwalt Bieler.
Blutend und entblößt liegengelassen
Schließlich zogen die Täter dem Mann die Schuhe aus, die Hose, seine Jacke und Oberbekleidung. „Das Opfer hatte Schürfverletzungen und Prellungen am ganzen Körper, ein Zahn war herausgebrochen und er blutete“, sagt Bieler. Bis auf die Unterhose entblößt und verletzt, ließen die Männer ihr Opfer liegen.
Die Polizei konnte die beiden Männer schließlich ermitteln, und nun soll ihnen am Dienstag, 12. Dezember, von 9.30 Uhr an vor der 13. Strafkammer des Landgerichtes Kiel der Prozess gemacht werden. Die Anklage lautet auf schweren Raub.