Norderstedt. Nach Überfallserie: WiN/FW und CDU fordern sofort Kameras und Sicherheitsdienst. Und scheitern im Hauptausschuss

Die Fraktion Wir in Norderstedt und Freie Wähler (WiN/FW) ist gemeinsam mit der CDU daran gescheitert, ihre Forderung nach dem sofortigen Beschluss zum Einsatz von Sicherheitskameras und eines privaten Sicherheitsdienstes im Stadtgebiet durchzusetzen. Im Hauptausschuss hatten die beiden Fraktionen versucht, ihren Antrag mit Dringlichkeit auf die Tagesordnung zu bekommen. Doch nur die AfD stimmte zu, die Fraktionen von SPD, Grünen und FDP lehnten ab. Damit wurde der Antrag auf die nächste Sitzung des Gremiums am 9. Oktober vertagt.

Angesichts der jüngsten Überfallserie in Norderstedt sahen WiN/FW und CDU die Dringlichkeit zum Handeln geboten. Am letzten Wochenende wurden zwei Männer auf dem Bahnhof Garstedt von Jugendlichen mit Pfefferspray und Taser angegriffen und verletzt. In derselben Nacht war einem Mann am U-Bahnhof Norderstedt-Mitte von einem Unbekannten ins Gesicht getreten worden. Anfang des Monats hatte der Überfall auf einen 24-Jährigen im Vorraum einer Bank im Herold-Center Aufsehen erregt: Drei Maskierte schlugen den Mann bewusstlos und raubten seine Tasche. Den Gewalttaten ging eine monatelange Reihe von weiteren Taten in diesem Jahr voraus.

Kameras und privater Sicherheitsdienst noch in diesem Jahr

Um Täter abzuschrecken oder ihre Verfolgung zu verbessern, fordern WiN/FW und CDU die Stadtverwaltung auf, bis spätestens zum 31. Oktober am ZOB Garstedt und ZOB Norderstedt-Mitte Überwachungskameras aufzuhängen. Diese sollten dann direkt bei der Polizei aufgeschaltet werden. Zusätzlich sollte an den beiden Bahnhöfen und im Willy-Brandt-Park ein privater Sicherheitsdienst ab spätestens 1. November eingesetzt werden.

Zwar ist Reimer Rathje, Fraktionschef von WiN/FW überzeugt, in der Sitzung am 9. Oktober eine Mehrheit für seine Forderung zu bekommen. Gleichsam frustriert ist er aber ob der verlorenen Zeit bei dem Thema. „Wir reden seit Monaten mit Stadtverwaltung und Polizei über die Sicherheit an den neuralgischen Punkten der Stadt. Aber es passiert nichts Konkretes“, sagt Rathje. Er befürchte, dass die „Untätigkeit“ der Politik und „Nicht-Beachtung der Sorgen der Bürger“ den Frust der Wählerinnen und Wähler fördere.

Stadt will 20 Kameras aufhängen, aber Standorte stehen nicht fest

Das Ordnungsamt hatte im Ausschuss dargelegt, dass der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) seit dem Frühjahr vermehrt Streife gehe an den Bahnhöfen und im ständigen Austausch mit Polizei und Bahnwachen stehe. Der KOD werde außerdem personell aufgestockt. Auch die Stadt wolle etwa 20 Kameras an neuralgischen Stellen aufhängen (Kosten: 80.000 Euro), hat allerdings noch kein Konzept mit Kamerastandorten vorgelegt. Zur Vorbereitung eines Videoüberwachungskonzepts soll nun zunächst eine „kommunale Sicherheitsanalyse“ erstellt werden.

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Reimer Rathje geht das alles zu langsam. „Was sage ich dem Mann, der im Vorraum einer Bank niedergeschlagen wurde? Oder den beiden Männern, die in Garstedt angegriffen wurden? Was antworte ich ihnen auf die Frage, was wir jetzt tun?“ In beiden Fällen ereigneten sich die Taten allerdings in videoüberwachten Bereichen, und im Fall der beiden Männer am U-Bahnhof Garstedt war eine Polizeistreife in unmittelbarer Nähe im Einsatz.

„Wenn aber jetzt schon Kameras an den Bahnhofsvorplätzen hängen würden, hätte die Polizei die Täter auf der Flucht weiter beobachten und die Einsatzkräfte entsprechend führen können“, argumentiert Rathje. „Die Kameras würden bei der Verbrechensverfolgung enorm helfen. Zumindest sollten wir das schnell ausprobieren.“