Kreis Segeberg. Feuerwehrsprecher bezeichnet hohe Zahl der Einsätze als alarmierend. Wie sich die Rettungskräfte auf Folgen des Klimawandels vorbereiten.

Das heiße Wetter und die Trockenheit haben bei vielen Feuerwehren im Kreis Segeberg zu einer deutlich gestiegenen Zahl an Einsätzen geführt. 73-mal mussten die Helfer mit mindestens 16 Einsatzkräften und damit in sogenannter Zugstärke ausrücken. Das sind doppelt so viele Alarmierungen in dieser Kategorie im Vergleich zu anderen Monaten.

„Im vergangenen Monat Juni wurden die Freiwilligen Feuerwehren im Kreis Segeberg über das Maß hinaus gefordert“, sagt der stellvertretende Sprecher des Kreisfeuerwehrverbandes, Nils Schöning. Er bezeichnete die Zahl von bisher 20 Vegetationsbränden als alarmierend. „Im vergangenen Jahr kam es hier im gesamten Jahr zu 24 Einsätzen, davon acht über Zugstärke“, sagte Schöning.

Kreis Segeberg: Hitze, Dürre, Trockenheit – Feuerwehren im Dauerstress

Besonders hob er die großen Einsätze bei den Flächenbränden im Freizeitpark Kaltenkirchen am 12. Juni, den Flächenbrand an der Autobahn 7 in Höhe Kaltenkirchen am 14. Juni und einen weiteren Brand an der A7 bei Großenaspe am 25. Juni hervor. Der Einsatz von Personal und Material sei hoch gewesen.

Zu weiteren Großeinsätzen kam es am 7. Juni bei einem Dachstuhlbrand in Bad Segeberg, am 18. Juni bei einem ausgedehnten Kellerbrand in Trappenkamp und am 25. Juni bei einem weiteren Gebäudebrand in Neuengörs.

Viele Feuerwehren haben sich bereits auf den Klimawandel eingestellt

Schon vor Jahren haben sich die Feuerwehren nach Angaben von Landesbrandmeister Frank Homrich auf eine Zunahme der Vegetationsbrände vorbereitet. „Die Technik ist in vielen Bereichen des Landes auf einem guten Stand, sodass man einem Wald- oder Vegetationsbrand schnell und gut entgegentreten kann“, sagte er. Viele Wehren hätten auf Kreis- und Landesebene schon lange mit dem Klimawandel auseinandergesetzt ihr Fahrzeugkonzept auf die neue Lage um- beziehungsweise eingestellt.

Auch das Land investiert: Schleswig-Holstein will bis 2024 insgesamt 52 neue, geländegängige Fahrzeuge für den Katastrophenschutz anschaffen. Kosten: rund 16 Millionen Euro. „41 dieser Fahrzeuge wurden bereits übergeben, die nächste Auslieferung ist für den frühen Herbst vorgesehen“, teilt Tim Radtke, Sprecher des Innenministeriums, mit.

Land stattet die Feuerwehr mit neuen Fahrzeugen aus

„Die Fahrzeuge des Typs LF20 KatS SH bilden die Grundausstattung der Brandschutzbereitschaften des Katastrophenschutzes in Schleswig-Holstein und sind in einer ganzen Reihe von Schadensfällen einsetzbar.“ Sie können auch im Tagesdienst der Feuerwehren vor Ort jederzeit eingesetzt werden.

Außerdem beabsichtigt das Land, bis 2027 für insgesamt fünf bis sechs Millionen Euro Tanklöschfahrzeuge in drei Modulen anzuschaffen. Ein Modul umfasst drei Tanklöschfahrzeuge sowie die für Waldbrandbekämpfung notwendige Ausrüstung für jeweils eine Brandschutzbereitschaften.

Die Feuerwehr rückte bei Großenaspe zu einem Flächenbrand an der A7 aus.
Die Feuerwehr rückte bei Großenaspe zu einem Flächenbrand an der A7 aus. © Nyfeler

Bereits im Mai hatten im Kreis Segeberg 50 Feuerwehrleute an einer Schulung teilgenommen. Sie wurden für die Wehren als Multiplikatoren ausgebildet und sollen vor Ort ihre Kameraden über die besonderen Anforderungen bei Feuern in Wäldern und auf Freiflächen informieren.

Die Teilnehmer lernten, die Entwicklung von Bränden vorherzusagen, den Einsatz von Patschen und Löschrucksäcken sowie den Flankenangriffe, um die weitere Ausdehnung der Flammen zu verhindern.

Feuerwehren trainieren für den Ernstfall und bilden Multiplikatoren aus

Um sich auf größere Einsätze dieser Art vorzubereiten, waren die Feuerwehren des Kreises Segeberg im Sommer 2022 zu einer Übung mit 1000 Teilnehmern in den Segeberger Forst ausgerückt. Im November begann im Landesfeuerwehrverband die Arbeit an einer einheitlichen Handlungsempfehlung, wie Vegetationsbrandbekämpfung aussehen sollte.

Die Arbeitsgruppe, die damit beschäftigt war, setzte sich aus Mitgliedern des Verbands, Vertretern des Innenministeriums und der Landesfeuerwehrschule sowie der Landesforsten und erfahrenen Einsatzkräften zusammen.

Die Zahl der großen Einsätze stellt die Feuerwehren jedoch vor keine unlösbaren Probleme. Kaltenkirchens Gemeindewehrführer Claas-Hendrik Heß spricht von einer statistischen Häufung, die nicht zu einer Überlastung des Ehrenamtes führe. In Norderstedt konnte Feuerwehrchef Fabian Wachtel keine auffälligen Steigerungen bei den Einsätzen feststellen.

Im Juni rückten die Feuerwehren zu 64 Einsätzen aus. „Das ist absoluter Durchschnitt“, sagte Wachtel.