Norderstedt. Norderstedts Politik steht hinter Entscheidungen der Stadtwerke. Was die CDU vorschlägt, um festgefahrene Situation zu lösen.
Bei den Pächtern des Strandhauses im Norderstedter Stadtpark stößt die jüngste Darstellung der Stadtwerke Norderstedt auf Unverständnis. Die Aussagen der Stadtwerke würden laut Betreiber „jeglicher Logik“ entbehren und seien „wie immer Nebelkerzen“.
Konkret können sie sich nicht erklären, wie das städtische Unternehmen darauf komme, dass Veranstaltungen im Strandhaus im Jahr 2019 einen Verlust von 54.000 Euro eingebracht hätten. „Wie sollen durch die Veranstaltungen Mehrkosten in der genannten Höhe entstehen?“, fragt Christoph Clauß. Verbrauchskosten wie Wasser und Strom hätte das Strandhaus übernommen, sagt der kaufmännische Leiter. „Die Veranstaltungen waren immer ein Zusatzgeschäft.“
Stadtpark Norderstedt: Strandhaus-Streit – „Tragisch, dass es so weit kommen musste“
Die Pächter halten es zudem für widersprüchlich, dass die Stadtwerke einerseits Investitionen in Höhe von 1,4 Millionen Euro in die „Ertüchtigung“ des Strandhauses tätigen wollten – und auf der anderen Seite sagen, die Badegäste hätten Priorität bei ihnen. „Die Badesaison findet im Sommer statt. Die Investitionen wären, wenn überhaupt, für Veranstaltungen außerhalb der Badesaison notwendig.“
Wegen des erheblichen Mangels an Rettungsschwimmern konnte das anliegende Strandbad in dieser Sommersaison nur an den Wochenenden öffnen. „Wie soll mit der Anzahl an Gästen eine Gastronomie rentabel betrieben werden? Das ist nur mit privaten Veranstaltungen möglich“, meint Clauß. Die Pächter werfen Stadtwerkeleiter Jens Seedorff vor, „wiederholt die Unwahrheit“ zu behaupten. „Wir werden jetzt wahrscheinlich die nächste juristische Instanz erleben und es werden weitere Gelder hierfür verschwendet.“
Norderstedter Kommunalpolitik steht hinter den Stadtwerken
Die Norderstedter Kommunalpolitik steht größtenteils hinter den Entscheidungen der Stadtwerke. „Das Recht ist aufseiten der Stadtwerke“, sagt Ingrid Betzner-Lunding, die gemeinsam mit Marc Muckelberg die Doppelspitze der Grünen-Fraktion in Norderstedt bildet. „Die Politik ist sich relativ einig und steht hinter den Stadtwerken“, so Betzner-Lunding.
Nicolai Steinhau-Kühl kann nachvollziehen, dass die Stadtwerke vor Gericht gezogen sind. „Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als diesen Weg zu gehen“, sagt der SPD-Fraktionschef. Schön sei es aber nicht, dass so große Summen in Rechtsstreitigkeiten verschwinden. Die Stadtwerke legten offen, dass die juristische Auseinandersetzung mit dem Strandhaus sie bisher 500.000 Euro gekostet hätte.
Norderstedts Hauptausschussvorsitzender bietet sich als Vermittler an
Die WiN-Fraktion hat Vertrauen in Werkleiter Jens Seedorff. „Das ist seine Verantwortung als Geschäftsführer“, sagt Reimer Rathje. Auch Miro Berbig, Fraktionsvorsitzender der Partei Die Linke, ist überzeugt, dass die Stadtwerke richtig handeln. „Das Kerngeschäft läuft. Der Rest ist für mich eine Randnotiz.“
„Es ist tragisch, dass es so weit kommen musste“, meint Tobias Mährlein von der FDP. „Eine halbe Million Euro Anwaltskosten lässt mich aufschlucken.“ Dennoch: „Es kann nicht angehen, dass die Stadtwerke über die nächsten 28 Jahre Verluste einfahren.“
Strandhaus: CDU fordert Lösung zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger
Peter Holle bietet sich als Hauptausschussvorsitzender an, zwischen Pächter und Vermieter zu vermitteln. „Es sind inzwischen zu viele Gelder in Rechtsanwälte und Gerichtskosten geflossen – das muss aufhören“, sagt der Chef der CDU-Fraktion. Es müsse schnell eine Lösung zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger gefunden werden. Es sei niemandem zu vermitteln, dass eine derart bevorzugte Location weiter vor sich hin schlummere.
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Fakt sei aus Holles Sicht aber auch, dass das Gebäude zunächst im Sinne der Energieeffizienz instand gesetzt werden müsste. „Die bisher veröffentlichten Zahlen der Pachterlöse sind nur eine Seite der Medaille. Tatsächlich ist es so, dass die Aufwendungen für Gebäude, Inventar und Energie ungleich höher sind“, sagt Holle.
Stadtpark Norderstedt: Freie Wähler – Strandhaus-Streit hätte vereitelt werden können
Die Idee der CDU ist es, das Gebäude zu ertüchtigen und für Veranstaltungen wieder freizugeben. Die Pacht müsse analog den tatsächlichen Kosten angepasst werden. „Da die derzeitigen Betreiber bereits öffentlich kundgetan haben, dass sie dazu bereit wären, steht unseres Erachtens einer Einigung nur noch der Wille zum Gespräch entgegen“, sagt Holle.
„Den Rechtsstreit hätte man im Vorwege vereiteln können“, meint Thomas Thedens von den Freien Wählern. Er versteht nicht, warum sich die Stadtwerke nicht schon vor der Vertragsverlängerung über bis zu 30 weitere Jahre von den Pächtern getrennt hätten, wenn die Geschäfte scheinbar nicht liefen. „Dann müssten wir über all das nicht reden.“