Kaltenkirchen. Verbraucher des Dreiklangs sollen getäuscht worden sein. Dehoga spricht von einzigartigem Fall und fürchtet Folgen für die Branche.

Neue Vorwürfe gegen den Kaltenkirchener Hotelier Uwe Heymann: Jetzt wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Kiel Anklage gegen den Chef des Hotels Dreiklang erhoben hat. Heymann und Daniela Wessel, die Chefin seines Unternehmens Gourmet-Universum, sollen ihre Kunden getäuscht haben. Die Ermittler beschuldigen beide, Tiefkühlgänse statt der versprochen frischen Ware an Kunden geliefert zu haben.

Die „Kieler Nachrichten“ hatten zuerst über den Vorgang berichtet. Gourmet-Universum hat seinen Sitz an derselben Adresse wie das Hotel Dreiklang und verschickt edle Speisen, die in Kaltenkirchen vorbereitet und an Kunden in ganz Deutschland geliefert werden.

Dreiklang Kaltenkirchen: Staatsanwalt erhebt Anklage gegen Hotelier Heymann

Gegen Heymann wird außerdem wegen gravierender Mängel in der Hotelküche ermittelt (wir berichteten). Nach drei Kontrollen haben die Ermittler die Räume versiegelt und dem Hotelier die Gaststättenkonzession entzogen.

Nach Informationen des Abendblatts geht unter anderem aus den Unterlagen der Behörden hervor, dass in den Küchen fauliger Geruch festzustellen gewesen sein soll und dass Geflügel ungekühlt aufbewahrt worden sein soll und offenbar teilweise verdorben gewesen sei. Zudem soll eingeschweißtes Geflügel mit Schimmelpunkten entdeckt worden sein. Und: Lebensmittel sollen über das Verfallsdatum hinaus gelagert worden sein. Außerdem sollen Gefäße mit einer Art Kompott ungekühlt und offen herumgestanden haben.

Kaltenkirchen: Bürgermeister spricht von einem „extrem desolaten Zustand“ der Küchen

Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause sprach von einem „extrem desolaten Zustand“ der Küchen. Heymann bestreitet hingegen die Vorwürfe und geht juristisch dagegen vor. Außerdem berichtet er auf der Homepage des Hotels, dass in Presseartikeln „diverse unzutreffende Aussagen über unser Haus sowie falsche Zitaten meiner Person“ zu finden seien.

Im Fall der Tiefkühlgänse sind die Ermittler sicher, dass dabei im Jahr 2021 tiefgekühltes Geflügel statt – wie auf der Homepage angegeben – frische Ware verarbeitet worden sein soll. Damit soll es zum Beispiel möglich gewesen sein, billige und tiefgefrorene Gänse aus Polen anstelle von hochwertigem Geflügel von Bauern aus der Region zu verkaufen. Die Angeschuldigten haben auf eine Bitte um Stellungnahme des Abendblatts nicht reagiert.

Dreiklang: Anklage gegen Hotelier und Geschäftsführerin wurde im November erhoben

LKA-Sprecher Uwe Keller sagte, gegen Verantwortliche des Hotels Dreiklang laufe ein Ermittlungsverfahren wegen eines Anfangsverdachts des Verstoßes gegen lebensmittelrechtliche Bestimmungen. „Auch dabei geht es um den Verdacht von Straftaten, dem wir nachgehen“, sagte Bieler. Verstöße werden in der Regel von den kommunalen Aufsichtsbehörden als Ordnungswidrigkeiten verfolgt. In diesem Fall gehen die Ermittler jedoch von Vorsatz und Wiederholung aus. Damit ist das LKA zuständig.

Die Anklage sei im November erhoben worden, sagte Oberstaatsanwalt Axel Bieler. Die angeblichen Missstände sollen nach Angaben der „Segeberger Zeitung“ bei einer Routinekontrolle der Segeberger Lebensmittelüberwachung im Dezember 2021 aufgefallen sein. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, handelt es sich um eine Straftat.

Ermittlungen des LKA gegen Hotelier Heymann gehen weiter

Der Versandhandel Gourmet-Universum wirbt mit dem Spruch „In Holstein gekocht, von allen gemocht“ und verspricht ein „himmlisches Essen“ für zu Hause. Besonders zu Weihnachten sind die Gänsebraten beliebt.

Mittlerweile steht auf der Website bei fast jeder Speise der Hinweis „nicht vorrätig“. Zu haben sind nur die Vorspeise „1 kg Supreme Graved Lachs nach Originalrezept“ und Weine. In einem Werbevideo preist Heymann die Vorzüge des Unternehmens und zeigt eine blitzsaubere Küche.

Hotel Dreiklang: Kantine eines Recyclingunternehmens sorgte für Frühstück

Seit der Küchenschließung Anfang Dezember versorgt das Hotel seine Gäste mit Speisen aus Heymanns zweitem Hotel in Ascheberg (Kreis Plön). Im Dezember belieferte außerdem die Kantine des Nützener Recyclingunternehmens Brockmann das Hotel mit dem Frühstück.

„Es geht hier um schwerwiegende Vorwürfe“, sagte Lutz Frank, Chef des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) im Kreis Segeberg. Ein vergleichbarer Fall sei ihm nicht bekannt. Er fürchtet, dass damit die gesamte Branche in ein schlechtes Licht gerückt. „Dagegen wehren wir uns natürlich“, sagte Frank.

Dehoga appelliert an Gastronomen, ihre Pflichten einzuhalten

Für Heymann gelte bis zu einem Urteil die Unschuldsvermutung. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, stelle sich die Frage, wie ein Gastronom ein solches Verhalten mit seinem Gewissen vereinbaren könne. „Man täuscht seinen Gast nicht“, sagte Frank und appellierte an die Mitglieder der Dehoga, die gesetzlichen Pflichten einzuhalten.

Ärger droht Heymann auch von dem Henstedt-Ulzburger Alex Janke, der im Hotel Dreiklang seinen 90. Geburtstag mit 100 Gästen feiern wollte und jetzt mithilfe eines Anwalts vom Hotel eine Konventionalstrafe in Höhe von 6000 Euro eintreiben will. Janke hatte die Feier, die für den 14. Januar geplant war, im Dreiklang abgesagt und ein anderes Lokal in Halstenbek gefunden.

Hotel Dreiklang: 90. Geburtstag abgesagt – jetzt geht es um 6000 Euro

9000 Euro sollte das Fest im Dreiklang kosten. Janke hatte den Auftritt des Shantychores Alstermöwen geplant, dessen Vorsitzender er viele Jahre war. Außerdem hatte der einstige Kommunalpolitiker Familienmitglieder aus ganz Deutschland eingeladen.

Im Oktober hatte Janke das Fest im Hotel angemeldet, im November besprach er mit Heymann das Menü und andere Einzelheiten. „Ich hatte mich richtig darauf gefreut“, sagt der Senior.

Als die ersten Meldungen über Hygienemängel in den Medien auftauchten, habe er Heymann mehrfach darauf angesprochen, berichtet Janke. Die Antwort habe stets gelautet: „Machen Sie sich keine Sorgen, das kriegen wir hin.“

Dreiklang Kaltenkirchen: Hotelier Heymann reagiert nicht auf Abendblatt-Anfrage

Heymann habe außerdem schriftlich einen Vorschlag von Janke bestätigt, dass die Feier wie geplant stattfinden könne und der Hotelier andernfalls eine Vertragsstrafe von 6000 Euro zahlen werde. Als Anfang Dezember die Küche geschlossen wurde, sagte Janke die Feier im Dreiklang ab und übergab die Angelegenheit einem Anwalt. „Das akzeptiere ich nicht, mir war das zu undurchsichtig“, sagte der Henstedt-Ulzburger. Jetzt will er auf die 6000 Euro pochen.

Uwe Heymann und Daniela Wessel haben auf Anfragen des Abendblattes nicht reagiert.