Kaltenkirchen. Trotz schwerster Mängel ließ der Hotelier die Küche offen – schließlich wurde sie von Amts wegen geschlossen.
„Höchste Qualität, frisch & regional, mit der Würze der Welt – das ist unsere Dreiklang-Küche!“ Mit diesen verführerischen Worten wirbt das Kaltenkirchener Hotel Dreiklang für gutes Essen aus eigener Produktion. Doch damit war es im Advent und damit zur Hochsaison vorbei: Das Ordnungsamt der Stadt hat die Küche und das Restaurant geschlossen – wegen lebensmittelrechtlicher und arbeitsrechtlicher Gefahren.
Auch die Gaststättenerlaubnis hat das Hotel, das in der Region als eine der besten Adressen gilt, verloren. Von großen Mengen verdorbener Lebensmittel und Schimmel ist nach Abendblatt-Informationen in der vertraulichen Begründung der Behörden die Rede. Außerdem entdeckten die Kontrolleure Geflügel, das bereits teilweise verwest war.
Dreiklang Kaltenkirchen: Schimmel und Verwesung im noblen Hotel-Restaurant
Das Vier-Sterne-Plus-Hotel gehört zu den renommiertesten der Region und wurde auch wegen seiner guten Küche gerühmt, die in der Vorweihnachtszeit sehr beliebt ist. Die „Segeberger Zeitung“ hatte zuerst über die Missstände in der Küche und die Schließung berichtet.
Die Vergehen waren aufgeflogen, nachdem sich offenbar ein Mitarbeiter des Hotels an die Behörden gewandt hatte. Auch bei den Google-Bewertungen beklagen viele Gäste Mängel in dem Hotel. Nach der Kontrolle musste das Dreiklang kurzfristig bereits gebuchte Reservierungen absagen. So musste beispielsweise die Volkshochschule Henstedt-Ulzburg ihre Weihnachtsfeier verschieben, nachdem das Hotel die Buchung für einen Raum storniert hatte.
Hotel Dreiklang musste auch Lieferservice einstellen
Die Küche bot neben dem Restaurantgeschäft einen Lieferservice an. „Das perfekte Essen – Wir liefern gut gekühlt deutschlandweit – Von Profis frisch für Sie gekocht – Aus den besten Zutaten der Region“, heißt es dazu auf der Homepage des Hotels.
Besonders beliebt war der Gänsebraten. Mehr als 1000 Portionen inklusive Beilagen gingen alljährlich von Kaltenkirchen an Kunden in ganz Deutschland. Dieser Service konnte aufrecht erhalten werden, sagte Hotelchef Uwe Heymann. Im April hatte das Hotel 30.000 Portionen hausgemachter Suppe vakuumverpackt als Spende in die Ukraine geliefert.
Eine unangemeldete Kontrolle deckte die Missstände auf
Das Ordnungsamt der Stadt und die Lebensmittelüberwachung des Kreises Segeberg hatten die Küche nach Hinweisen am 18. Oktober unangekündigt kontrolliert und hatte dabei zahlreiche Missstände entdeckt. Die Kontrolleure forderten Heymann auf, die Mängel zu beheben. Das habe er zugesagt, erklärte Bürgermeister Hanno Krause, der von einem „extrem desolaten Zustand“ in der Küche sprach.
Um zu prüfen, ob die Anordnungen der Behörden befolgt wurde, folgte eine weitere Kontrolle am 17. November, bei der die Mitarbeiter der Behörden feststellen mussten, dass die Küche noch so aussah wie bei der ersten Überprüfung. Die Ordnungsbehörde reagierte darauf mit dem Entzug der Gaststättenerlaubnis. „Aufgrund der Schwere des Falles und weil die Mängel nicht abgestellt wurden“, sagte der Bürgermeister.
Hotelier ignoriert Anordnungen der Behörden
Bei einer dritten Überprüfung am 6. Dezember stellten die Kontrolleure erneut fest, dass der Betrieb fortgesetzt worden war. Daraufhin versiegelte die Ordnungsbehörde die Türen. „Wir mussten die Gefahr für die Bevölkerung abwenden“, sagte der Bürgermeister.
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„Ich bin sehr enttäuscht vom Betreiber, weil er seine Zusagen nicht eingehalten hat“, so Krause. Von dem Betrieb sei eine Gefahr ausgegangen, daher habe seine Ordnungsbehörde richtig und konsequent gehandelt. Außerdem sei der Geschäftsführer nicht der Fürsorgepflicht gegenüber seinen Beschäftigten nachgekommen. Krause fürchtet, dass jetzt Arbeitsplätze in dem Hotel in Gefahr sein könnten.
Bürgermeister: „Es geht um den Schutz des Gastes“
Die Zuverlässigkeit von Heymann bewertet Krause als „stark beschädigt“. Die Zuverlässigkeit einer Person ist jedoch die Voraussetzung für die Erteilung einer Gaststättenerlaubnis.
„Das Beispiel zeigt, wie wichtig unangekündigte Kontrollen sind“, sagte der Bürgermeister. „Wir werden das fortführen, weil es uns um den Schutz des Gastes geht.“ Die Folgen habe der Geschäftsführer jetzt zu tragen.
Widerspruch vor Gericht scheitert
Hotelier Uwe Heymann ist inzwischen zweimal vor Gericht mit dem Versuch gescheitert, die Schließung der Küche rückgängig zu machen. Nach der Schließungsanordnung im November habe er Widerspruch vor dem Verwaltungsgericht eingelegt, zitiert die „Segeberger Zeitung“ eine Gerichtssprecherin. „Aktuell wird der Fall vor dem Verwaltungsgericht verhandelt“, bestätigte der Sprecher der Kreisverwaltung, Robert Tschuschke.
Heymanns Forderung, die Anordnungen aufzuschieben, hatten die Gerichte zurückgewiesen. Damit bleiben Küche und Restaurant voraussichtlich geschlossen, bis es vor Gericht zu einer Verhandlung kommt.
„Das Kind ist in den Brunnen gefallen“, sagt der Hotelier
Laut „Segeberger Zeitung“ soll Heymann die Entscheidungen der Behörden als „Irrsinn“ bezeichnet haben. Im Gespräch mit dem Abendblatt sagte der Hotelier: „Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Eine Sache, die nicht schön ist.“ Dafür trage er als Geschäftsführer die Verantwortung.
Auf Details zu den Vorwürfen wollte er aus rechtlichen Gründen nicht eingehen, sagte aber: „Man kann das nachvollziehen.“ Die Mängel seien schnellstmöglich abgestellt worden. Wirtschaftlich sei das Unternehmen nicht in Gefahr, erklärte Heymann.
Jetzt gehe es darum, die Konzession schnellstmöglich zurück zu erhalten. Daran werde mit Hochdruck gearbeitet. Diese Aufgabe soll die erfahrene Restaurantleiterin übernehmen, die seit zwei Jahren im Unternehmen arbeitet. Der Hotelbetrieb laufe weiter. Versorgt werden die Gäste mit Speisen aus Heymanns zweitem Hotel in Ascheberg im Kreis Plön.
Dreiklang Kaltenkirchen: Hotel und Stadtverwaltung schon länger im Clinch
Nach Abendblatt-Informationen liegen die Stadtverwaltung und Heymann schon länger im Clinch miteinander. Der Hotelier hatte vor Jahren die Stadt gebeten, den Bebauungsplan zu ändern, um sein Hotel erweitern zu können. Zweimal änderte die Verwaltung den Plan nach Heymanns Vorstellungen und baute für den Neubau eine Erschließungsstraße.
Doch dann wollte der Hotelier die Kosten dafür nicht übernehmen. Auch in diesem Fall war ein Rechtsstreit die Folge. Auf der Homepage des Hotels fehlt bislang jeder Hinweis auf die Schließung, die den Betrieb wirtschaftlich gefährden dürfte.