Kreis Segeberg. Die Übersicht zeigt, wie sehr sich die Durchschnittsgehälter von Firmen wie Tesa, Jungheinrich und Blume 2000 unterscheiden.

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  • Das durchschnittliche Einkommen nach Beruf, Branche und Firmen im Kreis Segeberg.

Wer im Norderstedter Herold-Center, bei Dodenhof in Kaltenkirchen oder im Ulzburg-Center Kunden bedient, verdient im Kreis Segeberg oft nur gut 27.000 Euro brutto im Jahr. Dabei müssen Verkäuferinnen und Verkäufer häufig auch sonnabends arbeiten, zuweilen wie an anderen Tagen bis 20 Uhr.

Die Arbeit im Handel ist nicht nur wenig familienfreundlich, sie wird auch schlecht bezahlt. Zumindest, wenn das Einkommen mit dem verglichen wird, was Beschäftigte in der Medizin- und Pharmabranche an Gehalt bekommen. Dort zahlen Unternehmen in Norderstedt das Dreifache und mehr. Johnson & Johnson Medical und Tesa sind im Kreis Segeberg die zahlungskräftigsten Arbeitgeber, Blume 2000 und das Klinikum Bad Bramstedt zählen zu den Schlusslichtern.

Gehalts-Check für Norderstedt: So viel zahlen Unternehmen

Das geht aus einer Analyse der Internetplattform Kununu hervor, auf der Beschäftigte ihre Arbeitgeber bewerten und das eigene Gehalt angeben können. Kununu wertete die Daten exklusiv für das Abendblatt aus. Bei Kununu, der Tochterfirma der Hamburger New Work SE, zu der auch das Karriere-Netzwerk Xing gehört, wurden bisher 4,7 Millionen Erfahrungsberichte für Tausende Betriebe abgegeben, von A wie Amazon bis Z wie Zurich Versicherung. Dazu gehören auch die Angaben zu Entgelten.

Die Daten sind „nutzergeneriert“, das heißt, bei Kununu wird nicht gesteuert, wer die Daten angibt, anders als bei klassischer Marktforschung. Die Firma kontrolliert zwar, ob Ausreißer oder offensichtlich unrealistische Angaben gemacht werden – diese fließen dann nicht in die Analyse ein. Doch es kann passieren, dass bei den einzelnen Firmen bestimmte Berufsgruppen besonders häufig ihre Gehälter angeben, wodurch sich die durchschnittlichen Verdiensthöhen nach oben oder unten verschieben.

Norderstedt hält mit Hamburg mit: 49.000 Euro Durchschnittsgehalt

Die Analyse ergibt: Norderstedt kann bei den Gehältern durchaus mit Hamburg mithalten. Der Durchschnittsverdienst der Norderstedter Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen liegt mit 49.000 Euro brutto im Jahr exakt auf Hamburger Niveau. Bundesweit rangiert die Metropole auf Rang zehn, München für die Gehaltstabelle an.

Die Analyse zeigt weiter: Die Norderstedter Firmen entlohnen ihre Beschäftigten deutlich besser als die Unternehmen im restlichen Kreisgebiet. Kreisweit fällt das Durchschnittsgehalt mit knapp 40.000 Euro deutlich niedriger aus. „Viele große und international aufgestellte Firmen haben ihren Sitz in Norderstedt“ sagt Kununu-Sprecher Dario Wilding.

Norderstedt: Manager verdienen gut 80.000 Euro

Johnson & Johnson, mit 1700 Beschäftigten größter Arbeitgeber in Norderstedt,zählt zu den Unternehmen mit den höchsten Gehältern.
Johnson & Johnson, mit 1700 Beschäftigten größter Arbeitgeber in Norderstedt,zählt zu den Unternehmen mit den höchsten Gehältern. © Johnson & Johnson

Am besten werden in Norderstedt Mitarbeitenden bezahlt, die Prozesse in den Unternehmen optimieren, neue Produkte entwickeln und die Kunden halten bzw. neue gewinnen. So stehen bei einem Key Account-Manager, der die Schlüsselkunden betreut und die Gehaltsrangliste anführt, schon mal gut 80.000 Euro auf der jährlichen Gehaltsliste. Produktentwickler, Prozessingenieure und Vertriebsleiter werden mit 73.000 bis 74.000 Euro entlohnt.

Das ist mehr als das Dreifache dessen, was ein Florist oder Eine Floristin laut Kununu verdient (23.676 Euro). Lageristen und Lageristinnen sowie Kfz-Mechatroniker und -Mechatronikerinnen zählen ebenfalls zu den Beschäftigten, die sich am Ende der Gehaltstabelle aufhalten.

Spitzengehälter: Riesenlücke zwischen Norderstedt und dem restlichen Kreis

Zwischen den Norderstedter Spitzengehältern und denen im gesamten Kreis Segeberg klafft eine gewaltige Lücke. Rund 25.000 Euro weniger als ein Key Account Manager in Norderstedt bekommt ein Abteilungsleiter oder eine Abteilungsleiterin, Spitzenverdiener mit Blick auf die kreisweiten Zahlen.

Die klaffen allerdings auch nicht so weit auseinander wie das Gehaltsgefüge in der größten Stadt des Kreises, wobei auch auf Kreisebene die Arbeit als Lagerist oder Lageristin zu den am schlechtesten honorierten Jobs zählt. Mit einem Jahresgehalt von rund 30.000 Euro müssen auch Köche und Köchinnen mit eher wenig Geld auskommen.

Gesundheits- und Pflegeberufe rangieren beim Gehalt weit hinten

Wer in Gesundheits-, Pflege- und Sozialberufen arbeitet, muss sich mit vergleichsweise wenig Gehalt zufriedengeben.
Wer in Gesundheits-, Pflege- und Sozialberufen arbeitet, muss sich mit vergleichsweise wenig Gehalt zufriedengeben. © imago images/Panthermedia | Andrey Popov

Wenig überrascht, dass die Beschäftigten in den Gesundheits- und Sozialberufen sowie im Handel mit die geringsten Verdienste haben. Das Einstiegsgehalt von ausgelernten Verkäuferinnen und Verkäufern liege bei 1936 Euro brutto im Monat, heißt es bei der Gewerkschaft Ver.di. Bei einer Ausbildung zum Kaufmann/Kauffrau seien es 2121 Euro.

Doch nicht nur das niedrige Gehalt und die oft wenig familienfreundlichen Arbeitszeiten schrecken offenbar viele davon ab, im Handel zu arbeiten. „Hinzu kommt: Einzelhändler bieten Bewerbern häufig nur Teilzeitverträge an“, sagt Frank Schischefsky, Sprecher von Ver.di Nord. Wer ohnehin schon einen niedrigen Stundenlohn habe, komme mit Teilzeit häufig gar nicht mehr über die Runden.

Wie hier im Herold Center in Norderstedt fallen die Gehälter im Hendel mit am niedrigsten aus. Viele Einzelhändler bieten zudem nur Teilzeitverträge an.
Wie hier im Herold Center in Norderstedt fallen die Gehälter im Hendel mit am niedrigsten aus. Viele Einzelhändler bieten zudem nur Teilzeitverträge an. © Funke Medien | Claas Greite

Auch deshalb herrsche Fachkräftemangel im Handel. Tatsächlich verdienen sehr viele Beschäftigte im Kreis Segeberg relativ wenig. „Dazu trägt auch die Tarifflucht von Einzelhandelsunternehmen bei“, sagt Schischefsky. Von der Anhebung des Mindestlohns am 1. Oktober von 10,45 auf nun 12 Euro pro hätten viele Beschäftigte wie die Mitarbeitenden in Callcentern, wo 25.000 Euro im Jahr gezahlt werden, oder bei den Friseuren profitiert.

Norderstedt: Die exklusive Gehaltsübersicht der Unternehmen

Zahlen für die Landkreise oder größeren Städte in Schleswig-Holstein liegen der Gewerkschaft nicht vor. „Wir gehen davon aus, dass rund 210.000 Beschäftigte im nördlichsten Bundesland vom höheren Mindestlohn profitieren“, sagt der Ver.di-Sprecher.