Hamburg. Das Abendblatt vergleicht die Einkommen nach Beruf, Branche und Firmen von Airbus bis Tchibo. Welche Unternehmen besonders viel zahlen.
- Hamburger erzielen ein Durchschnittsgehalt von 49.000 Euro brutto pro Jahr.
- Zu den am besten bezahlenden Unternehmen in Hamburg zählen Airbus oder die Haspa.
- Beschäftigte in den Gesundheits- und Sozialberufen sowie im Handel haben mit die geringsten Verdienste.
Wer in einem der Hamburger Einkaufszentren oder an der Mönckebergstraße in den Geschäften die Kunden bedient, verdient oft nicht mehr als 30.000 Euro pro Jahr. Dabei müssen Verkäuferinnen und Verkäufer häufig auch sonnabends arbeiten, zuweilen bis 20 Uhr.
Familienfreundliche Berufe sehen anders aus. Als Beschäftigter in Banken und im Maschinenbau verdient man derweil das Doppelte: Zu den am besten bezahlenden Unternehmen in Hamburg zählen Airbus oder die Haspa. Am unteren Ende rangieren dagegen Firmen wie die Logistiker Hermes sowie Kühne + Nagel.
Gehälter in Hamburg: So viel zahlen die Firmen
Das geht aus einer Analyse der Internetplattform Kununu hervor, auf der Beschäftigte ihre Arbeitgeber bewerten und das eigene Gehalt angeben können. Kununu wertete die Daten exklusiv für das Abendblatt aus. Erst bei mindestens 100 Gehaltsangaben wurde das jeweilige Unternehmen in der Statistik berücksichtigt. Bei Kununu, der Tochterfirma der Hamburger New Work SE, zu der auch das Karriere-Netzwerk Xing gehört, wurden bisher 4,7 Millionen Erfahrungsberichte für Tausende Betriebe abgegeben, von A wie Amazon bis Z wie Zurich Versicherung. Dazu gehören auch die Angaben zu Entgelten.
Die Daten sind „nutzergeneriert“, das heißt, bei Kununu wird nicht gesteuert, wer die Daten angibt, anders als bei klassischer Marktforschung. Die Firma kontrolliert zwar, ob Ausreißer oder offensichtlich unrealistische Angaben gemacht werden – diese fließen dann nicht in die Analyse ein. Doch es kann passieren, dass bei den einzelnen Firmen bestimmte Berufsgruppen besonders häufig ihre Gehälter angeben, sodass diese die durchschnittlichen Verdiensthöhen nach oben oder unten verschieben.
Durchschnittsgehalt liegt bei 49.000 Euro brutto pro Jahr
Insgesamt rangiert Hamburg demnach unter den großen deutschen Städten bei den Gehältern auf dem zehnten Platz. Nach den Auswertungen von Kununu erzielen Hamburger ein Durchschnittsgehalt von 49.000 Euro brutto pro Jahr. München liegt mit knapp 56.000 Euro an der Spitze. „Die Unterschiede ergeben sich durch den Branchenmix“, sagt Kununu-Chefin Nina Zimmermann: Die bayerische Landeshauptstadt punktet als starker IT-Standort, Deutschlandsitz von Microsoft und Amazon, aber auch von BMW. Stuttgart mit großen Automobilkonzernen und Frankfurt mit seinen Banken belegen Rang zwei und drei. Auch Wiesbaden und Bonn mit Arbeitgebern wie Deutsche Telekom oder Deutsche Post, liegen vor Hamburg.
An der Elbe gibt es aber ebenfalls Branchen, die für besonders hohe Einkommen stehen. So treiben in der Hansestadt die vielen Privatbanken die durchschnittlichen Verdienste im Finanzbereich nach oben, heißt es bei Kununu. Warburg oder Berenberg haben sich mit ihrer wohlhabenden Kundschaft eine nachhaltige Basis für gute Geschäfte geschaffen – und zahlen Beschäftigten vergleichsweise hohe Gehälter.
Energieunternehmen auf dem dritten Platz
Nach Banken und Versicherungen stehen Energieunternehmen im Branchenvergleich auf dem dritten Platz bei den Verdiensten in Hamburg. Seit 2020 sind die Gehälter in der Energiebranche mit Arbeitgebern wie Hansewerk AG, Stromnetz und Gasnetz Hamburg sowie Vattenfall am stärksten gestiegen – um 6,34 Prozent. Im Bereich Medizin und Pharma mit Firmen wie AstraZeneca, Chiesi, PerkinElmer Cellular Technologies und Evotec legten die Verdienste der Kununu-Auswertung zufolge um 6,28 Prozent zu.
Wenig überraschend ist, dass die Beschäftigten in den Gesundheits- und Sozialberufen sowie im Handel mit die geringsten Verdienste haben. Das Einstiegsgehalt von ausgelernten Verkäuferinnen und Verkäufern liege bei 2117 Euro brutto im Monat, heißt es bei der Gewerkschaft Ver.di. Das niedrige Gehaltsniveau, das die Kununu-Auswertung für den Kaffeeröster Tchibo ermittelte, dürfte auf die Verdienstangaben von Beschäftigten in den rund 30 Kaffeeshops zurückzuführen sein, die der Kaffee- und Handelskonzern in der Region Hamburg betreibt.
Fachkräftemangel auch im Einzelhandel
Dazu kommt: Einzelhändler böten Bewerbern häufig nur Teilzeitverträge an, sagt ein Gewerkschaftssekretär im Bereich Handel. Wer ohnehin schon einen niedrigen Stundenlohn habe, komme mit Teilzeit häufig gar nicht mehr über die Runden. Auch deshalb herrsche Fachkräftemangel im Handel, heißt es bei Ver.di. Tatsächlich verdienen sehr viele Beschäftigte in der Hansestadt relativ wenig.
Das zeigte zuletzt eine Studie zu den Auswirkungen der Anhebung des Mindestlohns am 1. Oktober von 10,45 auf nun 12 Euro pro Stunde. Der Studie zufolge profitierte davon mehr als jeder achte Beschäftigte in Hamburg – insgesamt gut 160.000 Menschen. Ihr Stundenlohn hatte zuvor unter 12 Euro gelegen. In Bereichen wie Callcentern, wo im Schnitt 25.000 Euro im Jahr gezahlt werden, oder bei Friseuren profitieren viele Beschäftigte von dem neuen Mindestentgelt.
Gehälter in Hamburg: Tarifgehälter in Hotels gestiegen
Ebenfalls am 1. Oktober sind die Tarifgehälter in Hotels und Restaurants gestiegen: Eine Fachkraft startet nach der Ausbildung jetzt mit einem Gehalt von 2325 Euro in den Beruf, der Einstieg für Ungelernte beginnt bei 2135 Euro im Monat, heißt es von der Gewerkschaft NGG.
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„Trotzdem können die Verdienste bei Weitem nicht mit den Löhnen mithalten, welche in Teilen der Industrie gezahlt werden“, sagt Johann Möller von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in Hamburg. Die Gehälter seien „noch lange nicht da, wo sie sein müssten, um auf dem Arbeitskräftemarkt konkurrenzfähig zu sein“. Die Folge: Viele Gastronomiebetriebe in der Stadt suchen händeringend Personal.