Politisch hätten beide Länder mehr Gewicht, wenn sie ihre Interessen bündeln und gemeinsam gegenüber dem Bund und der EU vertreten.
Kiel/Hamburg. Das schwarz-gelb regierte Schleswig-Holstein und das von der SPD geführte Hamburg wollen die Zusammenarbeit auch unter neuen politischen Verhältnissen in der Hansestadt weiter ausbauen. Dies vereinbarten die Regierungschefs Peter Harry Carstensen (CDU) und Olaf Scholz (SPD) am Freitag in Kiel. Scholz, der Anfang März zum Ersten Bürgermeister gewählt wurde, war bei seinem Antrittsbesuch im Norden zu einem rund einstündigen Gespräch mit Carstensen zusammengetroffen. Danach gönnten sich beide Politiker einen gemeinsamen Bummel über die Kieler Woche.
Carstensen und Scholz sprachen auch über in Schleswig-Holstein viel kritisierte Bestrebungen, die weltgrößte Windenergie-Messe von Husum nach Hamburg zu holen. Die Messe müsse in Norddeutschland bleiben, sagten beide. „Husum bleibt der bevorzugte Standort“, betonte Carstensen. Der Standort werde auch von den Ausstellern entschieden, sagte Scholz. Zurückhaltend äußerte er sich zu Vorstößen aus dem Norden für eine gemeinsame Landesplanung. „Das Wichtigste ist, dass die Sache von unten wächst“, sagte er. Wenn es im Norden den Eindruck geben sollte, Hamburg schotte sich ab, dann sei der falsch, betonte Scholz.
Beide Regierungschefs lobten die Zusammenarbeit als gut. „Sie haben hier immer offene Türen“, sagte Carstensen seinem Gast nach dem Treffen in der Staatskanzlei. Es gebe in Deutschland keine Länder, die so eng zusammenarbeiteten wie Schleswig-Holstein und Hamburg.
Jetzt sollen unter anderem die Errichtung eines gemeinsamen Landeslabors, eine gemeinsame Ausbildung von Rechtsreferendaren und eine intensivere Kooperation in der Wirtschaftsförderung geprüft werden. Beide Länder seien in vielen Bereichen aufeinander angewiesen, sagte Carstensen und verwies auf 180 000 Pendler von Schleswig-Holstein nach Hamburg und 70 000 in die andere Richtung.
Politisch hätten beide Länder mehr Gewicht, wenn sie ihre Interessen bündeln und gemeinsam gegenüber dem Bund und der EU vertreten, sagte Carstensen. „Durch zahlreiche Kooperationen können wir Geld sparen, das an anderer Stelle dringend benötigt wird.“ Scholz betonte, in vielen Bereichen sei die vertrauensvolle Zusammenarbeit bereits gelebter Alltag. Wichtig sei aus Hamburger Sicht vor allem eine enge Abstimmung bei Infrastrukturprojekten. Auch in der Zusammenarbeit mit Dänemark wollen beide Regierungen an einem Strang ziehen. (dpa/abendblatt.de)