Begleitet von Protesten rollte der Zug mit Atommüll aus Karlsruhe in Richtung Nordosten. Jetzt ist der Castor-Transport in Lubmin.

Hamburg. Zum zweiten Mal binnen drei Monaten ist ein Zug mit Atommüll in das Zwischenlager Nord (ZLN) bei Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern gerollt. Nach dem Castor-Transport im vergangenen Dezember wurde dieses Mal hoch radioaktiver Atommüll aus der Wiederaufarbeitungsanlage WAK in Karlsruhe in Richtung Norden transportiert. Tausende Polzisten waren an der Strecke im Einsatz, um Atomkraftgegener an der Blockade des Zuges zu hindern.

Verfolgen Sie hier, wann und wie der Zug mit dem Atommüll verläuft:

Donnerstag

8.15 Uhr: Der Zug mit hochradioaktivem Atommüll aus Karlsruhe ist in Lubmin angekommen. Nach rund 28-stündiger Fahrt erreichte der Castor-Transport am Donnerstagmorgen das Gelände des stillgelegten Kernkraftwerks Lubmin. Nach Angaben der Energiewerke Nord (EWN) sollen die fünf Castorbehälter mit 140 Glaskokillen in den nächsten Stunden in das atomare Zwischenlager (ZLN) rangiert werden.

7.40 Uhr: Offenbar sind bei den Protesten mehrere Menschen verletzt worden. Nach Angaben der Polizei zog sich ein Demonstrant bei der Ankett-Aktion nahe Buchenhorst (Nordvorpommern) Schürfwunden zu. Ein weiterer sei bei den Auseinandersetzungen in Kemnitz (Ostvorpommern) verletzt worden. Polizisten hatten dort versucht, Atomkraftgegner an einer Gleisblockade zu hindern.

5.40 Uhr: Nach gut einer Stunde hat die Polizei am Donnerstagmorgen eine Ankett-Aktion von Atomkraftkritikern in Buchenhorst (Nordvorpommern) gegen den Castor-Transport nach Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern beendet. Wie ein Sprecher der Polizei sagte, fährt der Zug mit den fünf Castor-Behältern aus der früheren Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe nun zum Zwischenlager Nord weiter. Ursprünglich war der Zug dort schon für 4.30 Uhr erwartet worden.

Mittwoch

23.50 Uhr: Die Strecke wurde von der Polizei geräumt. Die Aktivisten leisteten keinen Widerstand. Der Zug ist weiter unterwegs Richtung Lubmin.

23.28 Uhr: Atomkraftgegner haben den Zug kurze Zeit nach der Ankunft in Mecklenburg-Vorpommern gestoppt. Laut Polizeiangaben befinden sich 15-20 Menschen auf dem Gleis.

23.00 Uhr: Der Atommüll-Transport hat das Bestimmungsland Mecklenburg-Vorpommern erreicht. Er passierte den Bahnhof Ludwigslust.

22.20 Uhr: Der Zug passiert in der Altmark die Landesgrenze nach Brandenburg ohne weitere Zwischenfälle.

20.43 Uhr: Nach einem etwa einstündigen Aufenthalt in Magdeburg, wor der Zug aufgetankt, technisch kontrolliert und das Personal ausgewechselt wurde, rollt der Castor-Transport nun weiter durch Sachsen-Anhalt.

19.29 Uhr: Zwischenziel geschafft - der Zug ist in Magdeburg angekommen. Am Bahnhof Magdeburg-Buckau sollte der Zug, der fünf Castor-Behälter in das Zwischenlager nahe Lubmin bringt, etwa zwei Stunden stehen. In dieser Zeit sollten auch die Beamten, die den Transport begleiten, ausgetauscht werden.

18.08 Uhr: Der Zug hat sich nun wieder in Bewegung gesetzt. Die Polizei habe den Protest von zwei Atomkraftgegnern, die sich mit Stahlseilen an eine Eisenbahnbrücke gehängt hatten, beendet, teilte die Bundespolizei mit. Der Zug hatte rund eine Stunde auf der Saale-Brücke zwischen Halle-Ammendorf und Schkopau gestanden.

17.12 Uhr: Der Castor-Transport ist in der Nähe von Halle gestoppt worden. Entsprechende Angaben der Umweltschutzorganisation Robin Wood bestätigte die Polizei in Halle, ohne zunächst Einzelheiten zu nennen. Nach Angaben von Robin Wood haben sich zwei Atomkraftgegner an einer Brücke über die Saale abgeseilt. Das Drahtseil liege auf den Gleisen, so dass der Zug nur unter Gefährdung der beiden Männer hätte weiterfahren können.

17.09 Uhr: In Brandenburg haben dutzende Atomkraft-Gegner protestiert. Die Polizei sprach von friedlichen Protestaktionen. In Wittenberge in der Prignitz gingen am Nachmittag mehr als 40 Leute mit Transparenten und Fahnen auf die Straße und marschierten zum Bahnhof, wie ein Sprecher der Initiative PrigNix sagte.

Durch Wittenberge war bereits im Dezember ein Castor-Zug gerollt. An den rund 30 Kilometern Bahnstrecke beobachteten Bundespolizisten bis zum Mittwochnachmittag keine Demonstranten, wie ein Sprecher sagte. Am Morgen hatte der Castor-Transport die ehemalige Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe verlassen, um flüssigen, radioaktiven Müll ins Zwischenlager nach Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern zu bringen.

Demonstranten rechneten aber mit einer Ankunft des Zuges in der Prignitz noch vor Mitternacht. Am Bahnhof von Eberswalde versammelten sich nach Auskunft der Polizei zeitweise mehr als 20 Menschen, die einem Aufruf der Umweltorganisation Greenpeace folgten. In Bernau und Biesenthal trafen sich jeweils rund 15 weitere Umweltaktivisten, um gegen den Castor-Transport zu demonstrieren. Zu einer Mahnwache kamen in Luckenwalde weitere zehn Menschen zusammen, wie ein Sprecher des Anti-Atom-Bündnis Teltow-Fläming sagte.

16.46 Uhr: Es wird erwartet, dass der Zug weiter durch Halle nach Magdeburg und dann über das Land Brandenburg bis zum Atommüll-Zwischenlager Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern rollt. Störaktionen auf den Gleisen gab es laut Sachsen-Anhalts Innenministerium nicht, allerdings waren Mahnwachen angekündigt. Die Landespolizei hat 800 Beamte im Einsatz

16.00 Uhr: Der Castor-Transport ist jetzt in Sachsen-Anhalt unterwegs. Der Zug erreichte am Mittwochnachmittag in der Nähe von Bad Kösen im Burgenlandkreis das Bundesland.

15.23 Uhr: Am Bahnhof Gotha haben nach Polizeiangaben 20 Demonstranten friedlich protestiert. Atomkraftgegnern zufolge soll der Zug mit 56 Tonnen radioaktivem Abfall von Erfurt entweder über Sömmerda oder über Weimar nach Sachsen-Anhalt geleitet werden. Mahnwachen waren in Ingersleben, Erfurt und Apolda angekündigt.

14.53 Uhr: Der Zug ist vom osthessischen Wildeck aus nach Thüringen in den Wartburgkreisweitergefahren. Zuvor hatten nach Polizeiangaben Demonstranten bei Ronshausen versucht, den Castor-Transport aufzuhalten. Der Zug habe aber nicht wegen einer Gleisblockade länger halten müssen, sondern weil betriebsbedingt ein Signal auf Halt stand. Die protestierende Menschengruppe sei „von der Polizei aus dem Gleisbereich entfernt worden“, berichtete die Einsatzzentrale in Fulda. Es habe keinen größeren Widerstand gegeben. Demonstranten berichteten auf einer Internetseite, dass ein Teil der Blockierenden eingekesselt worden sei. Drei Stunden lang rollte der Castor-Transport auf hessischen Gleisen. Die Fahrt ging nach Polizeiangaben sogar schneller als geplant.

14.07 Uhr: Die Grünen haben die Befürchtung geäußert, dass die Betreiber das Zwischenlager Nord bei Lubmin „klammheimlich zur Großdeponie für Atommüll aus dem Westen“ umfunktionieren wollen. „In aller Stille wurden Verträge über die Einlagerung von Atommüll abgeschlossen, weitere neun Castor-Transporte werden vorbereitet“, erklärte Parteichefin Claudia Roth in Berlin. Gleichzeitig prangerte Roth an, dass Schwarz-Gelb dafür gesorgt habe, dass die Lagerungsdauer entfristet wurde, „so dass aus der Zwischenlagerung ein nicht hinnehmbarer Dauerzustand wird.

12.26 Uhr: An zehn Stellen entlang der Strecke zwischen Greifswald und Lubmin sowie in der Hansestadt haben sich Menschen zu einem friedlichen Protest gesammelt, sagte eine Sprecherin des Anti-Atom-Bündnisses. Die Polizei beschrieb die Lage als sehr ruhig. „Die Proteste verlaufen friedlich“, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Manipulationen an Gleisen seien nicht festgestellt worden. „Wir haben nichts gegen friedlichen Protest, sondern nur etwas dagegen, wenn Straftaten begangen werden oder der Protest auf dem Gleis stattfindet.“

12.13 Uhr: Eine 48-jährige Frau hat am Dienstagabend bei Ribnitz-Damgarten (Nordvorpommern) für eine erste unfreiwillige Blockade der vermuteten Castor-Bahnstrecke in Mecklenburg-Vorpommern gesorgt. Wie die Polizei am Mittwoch berichtete, war die Frau mit ihrem Wagen beim Überfahren eines Bahnübergangs aus ungeklärter Ursache ins Schleudern gekommen und mit ihrem Fahrzeug im Gleisbett gelandet. Anschließend sei sie mehr als 20 Meter auf dem Gleis weitergefahren, bis es nicht mehr weiterging. Das Auto musste von einem Abschleppunternehmen vom Gleis geholt werden, die Strecke zwischen Stralsund und Rostock musste für längere Zeit gesperrt werden.

11.51 Uhr: Der Castor-Transport hat bei Jossa im Sinntal (Main-Kinzig-Kreis) die Landesgrenze nach Hessen passiert. Der Transport setze seine Tour störungsfrei fort, berichtete die Polizei in Fulda. Der früher als „Atomsuppe“ bezeichnete stark strahlende Müll wurde verglast, um ihn transportfähig zu machen.

6.30 Uhr: Der Zug hat den Enzkreis in Baden-Württemberg erreicht. Nach Angaben der Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen geht die weitere Route über Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg), wo der Zug etwa 20 Minuten rangiert werde, Heilbronn und Würzburg. Danach soll er die Landesgrenze von Bayern erreichen. Neue Zwischenfälle gab es am Morgen keine.

3.15 Uhr: Der Atomzug hat die ehemalige Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) verlassen. Mehrere hundert Polizisten sichern den Zug ab.