Den Geschäftsführern der Spedition aus Niedersachsen werden Verstöße gegen das Lebensmittelgesetz vorgeworfen.

Bösel. Im Fall von Dioxin in Tierfutter und Eiern haben Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft Oldenburg einen Anfangsverdacht gegen eine Spedition im niedersächsischen Bösel ergeben. Den Geschäftsführern wird vorgeworfen, an den Verstößen gegen das Lebens- und Futtermittel-Gesetzbuch durch Lagerung und Verarbeitung dioxinhaltiger Futtermittelfette beteiligt zu sein.

Am Morgen seien bei der Firma Proben aus dem Tanklager gezogen worden, teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Außerdem wurden sämtliche Korrespondenz und Lieferunterlagen mit der Firma Harles und Jentzsch aus Uetersen (Schleswig-Holstein) beschlagnahmt. Diese hatte die falsche Beimischung von mit Dioxin belasteten technischen Fettsäuren bereits zugegeben und sprach von einem Versehen. Bei der Firma Petrotec im ostfriesischen Emden bestehe kein Tatverdacht.

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Tier- und Umweltschützer fordern nun angesichts der Dioxin-Funde in Tierfutter einen Kurswechsel in der industriellen Landwirtschaft. "Das Wachstum der Massentierhaltung und der Futtermittelindustrie vergrößert das Risiko für die Verbraucher“, erklärte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)am Mittwoch. Ein Bündnis aus mehreren Verbänden wolle am 22. Januar in Berlin gegen die Massentierhaltung demonstrieren.

Mittlerweile sind von dem Dioxinskandal acht Bundesländer betroffen. Das sagte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) am Mittwoch in Kreuth. Wie es zu der Verunreinigung von Futtermittel gekommen sei, sei eine Frage der Staatsanwaltschaft. "Ich halte das für einen schwerwiegenden Vorgang.“ Dazu hätte es nicht kommen dürfen, fügte Aigner hinzu. Die Länder hätten umfassende Rückholaktionen eingeleitet. Sie sieht keine Fehler der zuständigen Stellen, zu spät zu reagiert zu haben.

Währenddessen wurde bekannt, dass rund 410.000 Eier nach Bayern geliefert wurden. Ein Eiergroßhändler in der Oberpfalz erhielt sie aus einem Betrieb in Niedersachsen, in dem belastetes Futtermittel verfüttert worden war, wie das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in Erlangen am Mittwoch mitteilte. Der Großhändler hatte sich nach Angaben der Regierung der Oberpfalz am 23. Dezember selbst bei den Behörden gemeldet, nachdem er vom Dioxin-Skandal gehört hatte.

Auch die Niederlande sind vom Dioxin-Skandal betroffen: Aus Sachsen-Anhalt seien 136.000 belastete Eier an eine niederländische Firma geliefert worden, sagte der Sprecher des Bundeslandwirtschaftsministeriums Holger Eichele. Die Firma sei informiert worden. Darüber hinaus habe man die EU-Kommission unterrichtet, dass kein kontaminiertes Futterfett aus Deutschland ausgeführt worden sei, so Eichele, der bestätigte, dass bis zu 3.000 Tonnen belastetes Fett in Deutschland in Umlauf gebracht wurden. Dieses wurde von einer Firma in Niedersachsen an 25 Futtermittelhersteller in fünf Bundesländern verteilt - nach Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Das Fertigfutter wiederum sei an Legehennen- und Schweinemastbetriebe in acht Bundesländern gegangen - nach Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg.

Mittlerweile hat das Kieler Landwirtschaftsministerium außerdem ein Schlachtverbot für Schweinemastbetriebe erlassen. Das Verbot gelte vom Nachmittag an, sagte eine Sprecherin am Mittwoch. 51 Agrarbetriebe und acht landwirtschaftliche Handelsgenossenschaften im Norden hatten über einen Hamburger Händler dioxinbelastetes Futter bezogen. Weit überwiegend handelt es sich um Schweinemästereien. Das Schlachtverbot gilt, bis die Laboruntersuchungen der Futtermittel abgeschlossen sind.