Deutschland feiert in Bremen 20 Jahre Einheit. Hunderttausende Besucher und die Spitzen der Republik und Prominenz werden erwartet.

Bremen. Das kleinste Bundesland im Mittelpunkt: Musikzüge ziehen durch die Stadt. Samba, Blasmusik, Rock und Klassik hallen durch die Straßen und von den Bühnen in der Bremer Innenstadt. Zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit plant Bremen als Gastgeber am 2. und 3. Oktober Feierlichkeiten mit Nena, Karat oder dem Stargeiger David Garrett, mit Gottesdienst und zentralem Festakt. Schon Tage vorher wird in der Stadt an Ausstellungspavillons gewerkelt. Doch auch ein Stück Angst schwingt mit. Einheitsgegner verüben seit geraumer Zeit Anschläge und drohen für den Feiertag offen mit Gewalt. Als Land mit dem Vorsitz im Bundesrat ist Bremen zu den Jubiläumsfeiern Gastgeber. Nach den rasanten politischen Ereignissen

1989 und 1990 mit dem Mauerfall, der Währungsunion und der Wiedervereinigung am 3. Oktober wird das zentrale Fest wechselnd von den Bundesländern organisiert. Zuletzt waren es das Saarland und zuvor Hamburg. Eine Reise durch den Harz, die Heide und das Havelland, in kurzer Zeit durch die 16 Bundesländer spazieren, versprechen die Länder bei ihrer Präsentation in der Bremer Überseestadt. Wurstspezialitäten, Kuchen und Obst, Weine und Biere wollen sie aus ihren heimischen Küchen, Keltereien und Brauereien mit an die Weser bringen. „Es wird ein Boulevard der 16 Länder, eine Erlebniswelt, ein buntes Bild von Deutschland“, meint Bremens Regierungschef Jens Böhrnsen (SPD). Allein Bremen als Hafen-, Wissenschafts- und Raumfahrtstadt wird sich auf 8000 Quadratmetern präsentieren. Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung werden über ihre Arbeit informieren. Seit Jahren bereitet sich das hoch verschuldete, kleinste Bundesland auf die Feierlichkeiten vor. Mit zunehmender Intensität, wie Böhrnsen betont. Die Innenstadt wird zur Sicherheitszone. Die Polizei ist in Alarmbereitschaft.

+++ 20 Jahre Deutsche Einheit wird in Bremen gefeiert +++

Weit mehr als 1000 Gäste werden im Dom und beim zentralen Festakt in der Bremen Arena mit Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet. Mit Spannung wird auf den neuen Bundespräsidenten geschaut, der seine erste programmatische Rede halten will.

Knapp 3000 Beamte aus Bremen und anderen Bundesländern sollen für die Sicherheit von Staatsgästen wie EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sorgen - und eventuell gewalttätige Proteste im Keim ersticken. Am Samstag wollen die Einheitsgegner in der Stadt demonstrieren. „Wir gehen von einem zivilen und friedlichen Bürgerfest aus“, sagt Bremens Polizeipräsident Holger Münch dennoch. Doch angemeldete Demonstrationen und Aufrufe zur Gewalt in mehreren Städten bereiten den Beamten auch Sorge. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden nach Anschlägen in den vergangenen Tagen in der Stadt nach und nach hochgefahren. Nach dem Unglück bei der Loveparade wird nach Angaben des Senats das Sicherheitskonzept ohnehin ständig überprüft. Am 24. Juli waren bei einer Massenpanik 21 Menschen gestorben. „Die tragischen Ereignisse von Duisburg sind für alle, die Verantwortung tragen in der Vorbereitung, eine Aufforderung, aller größte Sorgfalt anzuwenden“, sagt Böhrnsen. Auch hier sei immer wieder gefragt worden, ob alles getan worden sei. Aber die Lage sei in Bremen eine andere. Doch der Regierungschef stellt auch klar: „In solchen Situationen wird bis zum Schluss geprüft.“

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Kritik wurde in der Hansestadt an den parallel geplanten Feierlichkeiten in Berlin laut. Dort wird auch der Kanzler der Einheit, Helmut Kohl, vor dem Reichstag erwartet. Die in Bremen mitregierenden Grünen sehen indes eine Steuerverschwendung für das extra eingerichtete Flugshuttle, um die hohen Gäste von der Weser an die Spree zu bringen.