Am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, lädt Bremen mit einem großen Programm zu einem bunten Bürgerfest mit viel Prominenz ein.

Bremen. Seit 20 Jahren oder aber auch seit 1043 Wochen oder 7300 Tagen ist Deutschland wieder vereint. Dies wird nun mit einer großen Feier in Bremen gefeiert. Im Herzen der Stadt werden hundertausende Besucher, die Spitzen der Republik und Prominenz aus dem In- und Ausland erwartet. Die Vorbereitungen laufen schon seit Jahren.

Das Gastgeberland Bremen, das kleinste Bundesland, möchte mit vielen Prominenten ein buntes Bürgerfest am 2. und 3. Oktober feiern. Geplant sind Musikzüge mit Samba, Blasmusik, Rock und Klassik, die durch die Straßen und von den Bühnen in der Bremer Innenstadt hallen. Prominente Musikgrößen wie mit Nena, Karat oder dem Stargeiger David Garrett sollen das Fest musikalisch abrunden. Auch ein Gottesdienst und zentralem Festakt wird es geben.

+++Böhrnsen: Große Fortschritte bei Wiedervereinigung+++

Als Land mit dem Vorsitz im Bundesrat ist Bremen zu den Jubiläumsfeiern Gastgeber. Nach den rasanten politischen Ereignissen 1989 und 1990 mit dem Mauerfall, der Währungsunion und der Wiedervereinigung am 3. Oktober wird das zentrale Fest wechselnd von den Bundesländern organisiert. Zuletzt waren es das Saarland und zuvor Hamburg. Eine Reise durch den Harz, die Heide und das Havelland, in kurzer Zeit durch die 16 Bundesländer spazieren, versprechen die Länder bei ihrer Präsentation in der Bremer Überseestadt. Wurstspezialitäten, Kuchen und Obst, Weine und Biere wollen sie aus ihren heimischen Küchen, Keltereien und Brauereien mit an die Weser bringen.

„Es wird ein Boulevard der 16 Länder, eine Erlebniswelt, ein buntes Bild von Deutschland“, meint Bremens Regierungschef Jens Böhrnsen (SPD). Alleine Bremen als Hafen-, Wissenschafts- und Raumfahrtstadt wird sich auf 8000 Quadratmetern präsentieren. Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung werden über ihre Arbeit informieren. Seit Jahren bereitet sich das hoch verschuldete, kleinste Bundesland auf die Feierlichkeiten vor. Mit zunehmender Intensität, wie Böhrnsen betont. Die Innenstadt wird zur Sicherheitszone. Mehr als 1000 Gäste werden im Dom und beim zentralen Festakt in der Bremen Arena mit Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet. Noch ist unklar, welche Repräsentanten aus dem Ausland kommen. Zu den Feiern zum 20. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November vergangenen Jahres in Berlin waren unter anderem US-Außenministerin Hillary Clinton und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy gekommen.

Nena und die Kanzlerin in Bremen

Mehr als 2000 Polizisten aus mehreren Bundesländern sollen den Festakt und das bunte Spektakel drum herum schützen. „Wir gehen von einem zivilen und friedlichen Bürgerfest aus“, sagt Bremens Polizeipräsident Holger Münch. Doch angemeldete Demonstrationen gegen die Feierlichkeiten und Aufrufe zur Gewalt in mehreren Städten bereiten den Beamten auch Sorge. „Wir schließen Störungen nicht aus“, betont Münch. Erste Aktionen gab es auch schon. In der Innenstadt gingen Scheiben durch Pflastersteine zu Bruch. Der geschmierte Schriftzug „3. Oktober“ weise denn auch auf die Intentionen der Täter hin. Die Sicherheitsmaßnahmen in der Stadt werden nach und nach hochgefahren.

Nach dem Unglück bei der Loveparade wird nach Angaben des Senats das Sicherheitskonzept ohnehin ständig überprüft. Am 24. Juli waren bei einer Massenpanik 21 Menschen gestorben. „Die tragischen Ereignisse von Duisburg sind für alle, die Verantwortung tragen in der Vorbereitung, eine Aufforderung, aller größte Sorgfalt anzuwenden“, sagt Böhrnsen. Auch hier sei immer wieder gefragt worden, ob alles getan worden sei. Aber die Lage sei in Bremen eine andere. Doch der Regierungschef stellt auch klar: „In solchen Situationen wird bis zum Schluss geprüft.“

+++Bremen das kleinste Bundesland als Gastgeber+++

Der Zwei-Städte-Staat Bremen ist mit einer Fläche von 404 Quadratkilometern und rund 660.000 Einwohnern das kleinste der 16 Bundesländer. Das Land an der Weser besteht aus den beiden Städten Bremen (etwa 548.000 Einwohner) und Bremerhaven (rund 115.000).

Wichtigste Arbeitgeber sind neben den Häfen die Automobilindustrie sowie die Genussmittel- und die fischverarbeitende Industrie. Die Hansestadt hat sich zudem zu einem Luft- und Raumfahrtstandort entwickelt. Bremerhaven ist einer der größten Autoumschlagplätze in Europa. Bremens größtes Problem ist die enorme Verschuldung von rund 17 Milliarden Euro. Regiert werden Land und Stadt Bremen vom Senat. An der Spitze steht der Präsident des Senats und Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD). Für die kommunalen Belange hat Bremerhaven einen eigenen Magistrat. In dem Bundesland regiert seit 2007 eine rot-grüne Koalition.

Die bekanntesten Denkmäler Bremens sind neben den Stadtmusikanten das mehr als 600 Jahre alte Rathaus und die Roland-Statue, eine Symbolfigur für die Freiheit der Stadt. Das Rathaus und der Roland gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Die Stadt ging um das Jahr 800 aus einer Bistumsgründung hervor. 1186 wurden ihr vom staufischen Kaiser Friedrich Barbarossa die ersten Freiheiten verliehen. Durch das Linzer Diplom wurde die Stadt an der Weser 1646 zur Freien Reichsstadt. Auch nach dem Untergang des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1806 blieb Bremen als „Freie Hansestadt Bremen“ ein souveräner Staat. Unter der NS-Diktatur endete die Selbstständigkeit zunächst 1934 durch die Gleichschaltung der Länder und das Gesetz über den Neuaufbau des Reiches.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnte Bremen an die Jahrhunderte alte Tradition der Selbstständigkeit anknüpfen. Am 22. Januar 1947 proklamierte der amerikanische General und Militärgouverneur in Deutschland, Joseph T. McNarney, dass die Freie Hansestadt Bremen als selbstständiges Land wieder hergestellt wird. Bremen und Bremerhaven wurden als Zwei-Städte-Staat eigenständiges Land.

Schritte zur deutschen Einheit

Mit dem Zusammenbruch des SED-Machtapparates in der DDR begann im Jahr 1990 der rasante Einigungsprozess. Wichtige Stationen auf dem Weg zur deutschen Einheit:

18. März: Bei den ersten freien Wahlen in der DDR siegt die konservative „Allianz für Deutschland“ aus CDU, Deutsche Sozialer Union (DSU) und Demokratischem Aufbruch (DA).

12. April: Die Volkskammer wählt eine demokratische Regierung. Lothar de Maizière (CDU) wird Ministerpräsident einer Koalition aus „Allianz“, SPD, und Liberalen (BFD). 5. Mai: In Bonn beginnen die Zwei-plus-Vier-Gespräche der Außenminister beider deutscher Staaten, der USA, der UdSSR, Frankreichs und Großbritanniens.

16. Mai: Bund und Länder einigen sich auf ein Finanzierungsmodell für die DDR und das vereinte Deutschland bis 1994. Danach erhält die DDR aus dem „Fonds Deutsche Einheit“ insgesamt 115 Milliarden D-Mark.

23. Mai: In Bonn kommen die Ausschüsse „Deutsche Einheit“ von Bundestag und Volkskammer zur ersten gemeinsamen Sitzung zusammen.

17. Juni: Die DSU-Fraktion beantragt in der Volkskammer erstmals den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik nach dem Grundgesetzartikel 23. Der Antrag wird in die Ausschüsse verwiesen.

21. Juni: Der Staatsvertrag über die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion sowie eine Entschließung über die endgültige Anerkennung der polnischen Westgrenze passieren Bundestag und Bundesrat sowie die Volkskammer.

1. Juli: Die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion tritt in Kraft, in der DDR wird die D-Mark eingeführt. An den innerdeutschen Grenzen fallen die Personenkontrollen weg.

16. Juli: Nach Gesprächen in Moskau verkünden Kohl und Kreml-Chef Michail Gorbatschow den Durchbruch in der bislang offenen Bündnisfrage: Deutschland soll noch 1990 die volle Souveränität erhalten und über seine Bündniszugehörigkeit selbst entscheiden. Es bleibt in der NATO.

1. August: Laut Bundesregierung soll Bundesrecht generell auf die DDR ausgedehnt und das Grundgesetz so wenig wie möglich geändert werden. Auch der künftige Gesamtstaat soll Bundesrepublik Deutschland heißen. Die DDR plädiert dagegen für Deutsche Bundesrepublik.

23. August: Die Volkskammer beschließt in einer Sondersitzung den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik zum 3. Oktober. Dem Antrag stimmen 294 Abgeordnete zu, 62 votieren dagegen, 7 enthalten sich. 31. August: Wolfgang Schäuble und Günther Krause unterzeichnen für die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik den Einigungsvertrag.

12. September: Abschluss der Zwei-plus-Vier-Gespräche in Moskau: die Außenminister beider deutscher Staaten und der früheren Siegermächte unterzeichnen den abschließenden Vertrag.

24. September: Austritt der DDR aus dem Warschauer Pakt.

1. Oktober: Deutschland erhält die volle Souveränität. Die alliierten Vorbehaltsrechte für Berlin werden zum 3. Oktober außer Kraft gesetzt. 3. Oktober: Um 00.00 Uhr wird zu den Klängen des Deutschlandliedes vor dem Reichstagsgebäude in Berlin die schwarz-rot-goldene Flagge aufgezogen. Hunderttausende feiern allein dort die deutsche Einheit.