Die Schiffbauer der ehemaligen Wadan-Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde bekommen eine Fristverlängerung von vier Monaten.

Schwerin. Die nach der Insolvenz 2009 für beschäftigungslose Werftarbeiter gegründeten Auffanggesellschaften werden entgegen den bisherigen Plänen nicht am 30. März geschlossen. Sie sollen nun bis zum 31. Juli weitergeführt werden, erklärte Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) am Mittwoch in Schwerin nach einem mehr als dreistündigen Gespräch mit dem neuen Werfteigner Witali Jussufow. „Positive Signale“ zur Finanzierung eines 100 Millionen Euro teuren Schiffes sowie die Aussicht auf weitere Aufträge für die Nachfolge- Werften Nordic hätten den Ausschlag für die Entscheidung gegeben. Zu den Kosten der Fristverlängerung machte Sellering keine Angaben.

Rund 1400 Werftarbeitern in den Transfergesellschaften hatte zum Monatsende die Arbeitslosigkeit gedroht. Etwa 760 sind laut Sellering mit der Fertigstellung von zwei Fähren beschäftigt. Auch nach Abschluss der Arbeiten sollen diese Mitarbeiter im Unternehmen bleiben. Dafür werde ein Beschäftigungspakt geschlossen.

Sellering äußerte sich zuversichtlich, dass im Sommer in Wismar mit dem Bau des eisbrechenden Schiffes für den russischen Bergbau- Konzern Norilsk Nickel begonnen werden kann und bis dahin auch neue Aufträge eingehen. Der russische Eigner Jussufow hatte bei der Übernahme des einst drittgrößten deutschen Schiffbaubetriebes im Sommer 2009 die Beschäftigung von mindestens 1200 Werftarbeitern zugesichert. „Wenn wir unseren Unternehmensplanungen umsetzen können, werden wir das auch schaffen“, sagte er.

Größtes Problem sei dabei allerdings die Finanzierung neuer Schiffbau-Aufträge. Das Land habe erhebliche „Verrenkungen“ machen müssen, um Banken zur Vergabe von Krediten zu bewegen und noch sei nichts unterschrieben. Ein solcher Akt wie bei dem Schiff für Norilsk Nickel sei nicht wiederholbar. „Wir brauchen mehr Hilfe und Unterstützung bei der Finanzierung von Schiffen“, appellierte Sellering an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). „Eine Grundsatzentscheidung ist nötig für andere Finanzierungsmöglichkeiten, die unsere Werften wettbewerbsfähig machen. Italien und Frankreich machen da mehr“, stellte Sellering fest. Der Werftengipfel vorige Woche in Berlin habe aber nicht die erforderlichen Signale vom Bund gebracht, beklagte er.

Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) sieht vor allem die Banken in der Pflicht. Er verwies auf die staatlichen Kreditbürgschaften über 90 Prozent bei der Schiffsfinanzierung. „Wenn das nicht mehr ausreicht, dann wird es schwierig, noch weitere Begründungen zu liefern.“ IG-Metall-Nord-Chefin Jutta Blankau sagte: „Die Bundesregierung hat für die Banken einen großen Rettungsschirm aufgespannt. Nun müssen sie auch Kredite zur Verfügung stellen, die die Werften oder auch andere Unternehmen nicht überfordern“, mahnte die Gewerkschafterin.

Vor Beginn der Gespräche hatten rund 200 Werftarbeiter und Schiffbau-Azubis den Erhalt der Schiffbaubetriebe in Wismar und Warnemünde gefordert. Der frühere Wadan-Betriebsrat Harald Ruschel übergab dem Ministerpräsidenten dabei eine von 20000 Menschen unterzeichnete Petition. „Wir haben das gemeinsame Ziel, den Schiffbau in Deutschland zu erhalten. Aber es wird nicht einfach“, machte Sellering unter Hinweis auf die Folgen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise deutlich.