Eigner Witali Jussufow und Ministerpräsident Erwin Sellering wollen sich bis zum 24. März über weitere Hilfen für die Schiffbauer einigen.

Schwerin. An den Schiffbaustandorten in Wismar und Rostock gibt es neue Hoffnung. Für die im August 2009 in die Insolvenz gegangenen ehemaligen Wadan-Werften, die jetzt unter Nordic Yards firmieren, ist die Finanzierung des vor einer Woche erhaltenen Auftrags über einen eisbrechenden Tanker auf gutem Weg, wie die Landesregierung und der russische Werfteigner Witali Jussufow am Dienstag mitteilten.

Noch stehe die Finanzierung für den vorige Woche bestellten Großtanker zwar nicht, sagte Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD). „Wir haben aber die besten Voraussetzungen seit langem, dass es möglich wird.“ Jussufow sicherte zu, bis zum 24. März „die Finanzierungsstruktur sicherzustellen“ und sich um weitere Aufträge zu bemühen. Bis zu diesem weiteren Treffen sollen die Einzelheiten der Finanzierung zwischen Werften, Banken, Bund und Land über das 100-Millionen-Euro-Projekt endgültig geklärt sein.

Neben der Finanzierung des eisbrechenden Spezialtankers für das russische Bergbauunternehmen Norilsk Nickel arbeite Nordic Yards mit Hochdruck, um an weitere Aufträge zu gelangen und die wirtschaftliche Entwicklung der Werften in Wismar und Rostock zu sichern, wie Werftenbesitzer Witali Jussufow betonte. Wenn es bei den Aufträgen positive Signale gäbe, könne auch über eine Verlängerung der Beschäftigungsgesellschaften gesprochen werden, in die eine große Mehrheit der ehemaligen Wadan-Beschäftigten aufgefangen wurden und die Ende März ausläuft.

Schiff soll kommendes Jahr ausgeliefert werden

Mit dem vorliegenden Tanker-Auftrag wäre die Beschäftigung der Werftleute in Wismar vorerst gesichert. Die Konstruktionsarbeiten für den Tanker begannen den Angaben zufolge schon während der Vertragsverhandlungen, so dass voraussichtlich bereits am 1. Juli mit dem Bau des Schiffes begonnen werden könne. Die Auslieferung ist für Ende September 2011 vorgesehen.

Die ehemaligen Wadan-Werften waren aufgrund drastischer Überkapazitäten im Containerschiffbau seit Februar 2008 ohne Auftrag geblieben. Jussufow übernahm die insolventen Wadan Werften im August 2009 für 40,5 Millionen Euro und garantierte 1.200 Arbeitsplätze. Anderenfalls sollten Strafgelder für jeden nicht eingelösten Arbeitsplatz fließen.

Windkraft-Industrie will Teile vom Nordic-Gelände

Unterdessen könnten die derzeit brachliegenden Flächen der Rostocker Nordic-Werft nach Ansicht des Vereins „Windenergie-Netzwerk Rostock“ Platz für die boomende Windkraft-Industrie bieten. Der Vereinsvorsitzende Andree Iffländer forderte Jussufow am Dienstag in Rostock auf, seine bisherige ablehnende Haltung zum Verkauf von Teilen des Werftgeländes zu überdenken.

„Wir haben Nachholbedarf bei der Flächenausweisung für die Windkraft-Industrie“, sagte Iffländer am Rande einer Fachtagung der Unternehmensberatung „windconsultant“. Für die in der Ostsee geplanten Windparks müssten Teile gefertigt werden, die zu groß und zu schwer seien, um sie über Land zu transportieren. „Dafür werden Fertigungsstätten an der Kaikante gebraucht“, sagte Iffländer.

Für die Umwidmung von Werft-Gelände gebe es gute Beispiele. So hätte sich beispielsweise in Emden (Niedersachsen) auf einem ehemaligen Werftgelände ein Hersteller von Windkraftanlagen niedergelassen. Wie Umbauarbeiten seien nicht sehr umfangreich gewesen, die Firma sei schnell am Start gewesen, betonte Iffländer. In Rostock verfüge die Werft über große Flächen, die nicht gebraucht werden, selbst wenn der Schiffbau mit vollen Auftragsbüchern fortgesetzt werden sollte. Zudem könnten große Teile der Werft-Belegschaft in der neuen Industrie Beschäftigung finden.