Die “Sea Cloud“ hat erstmals seit 1978 wieder im Hamburger Hafen angelegt. Beim Hafengeburtstag feiert sie ihr eigenes Jubiläum.
Hamburg/Bremerhaven. Heute Morgen um 7 Uhr hat an der Überseebrücke ein ganz besonderes Segelschiff festgemacht: Es ist der erste Besuch der "Sea Cloud" seit 33 Jahren. Sie kommt in die Hansestadt, um hier während des Hafengeburtstags am Wochenende ihren eigenen 80. Geburtstag zu feiern.
Die "Seacloud" ist das erste von rund 330 Schiffen, die am Wochenende beim 822. Hamburger Hafengeburtstag zu Gast sein werden. Sechs Kreuzfahrtschiffe und fünf Windjammern machen im Hafen Station, so viele wie noch nie.Partnerland des größten Hafenfests der Welt ist in diesem Jahr Norwegen. Kronprinz Haakon wird das Fest am Freitag gemeinsam mit Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) eröffnen. Die Veranstalter erwarten rund eine Million Besucher beim Hafengeburtstag.
+++ Das Programm am Freitag +++
+++ Das Programm am Sonnabend +++
+++ Das Programm am Sonntag +++
Das Anlegemanöver der "Seacloud" kommandierte an diesem Morgen Kapitän Vladimie Pushkarev, ein Mann, der Rahseglerplanken unter den Füßen hat, seit er zur See fährt. Ausgebildet wurde er an der Seefahrtschule in Kaliningrad (bis 1946 Königsberg) auf der Viermastbark "Krusenstern", auf der er sich anschließend sieben Jahre lang in der Bordhierarchie hocharbeitete.
1988 war er mit dem Segelschulschiff zuletzt in Hamburg. Vor rund zwölf Jahren heuerte Pushkarev bei der Hamburger Reederei Sea Cloud Cruises als Dritter Offizier der "Sea Cloud II" an und ist stolz darauf, seit 2009 Kapitän der "Sea Cloud" zu sein.
Die Geschichte der Viermastbark "Sea Cloud" ist so fantastisch, wie sie nur das Leben schreiben konnte. Den Bauauftrag erteilte im Jahr 1931 Marjorie Merriweather Post, Erbin eines riesigen Vermögens und selbst erfolgreiche Geschäftsfrau, die mit Edward Francis Hutton, einem der reichsten Geschäftsleute der Wall Street, verheiratet war. Dem Neubau gaben sie den Namen "Hussar".
Marjorie Merriweather Post hatte den Ehrgeiz, die amerikanische High Society zu übertrumpfen, in der dreimastige Segler damals als Superlative galten. Deshalb sollte ihre Yacht einen Mast mehr tragen. Glaubt man den Überlieferungen, dann hatte es jedoch einen ganz anderen Grund, in die Bäder goldene Wasserhähne einzubauen. Angeblich ließen die sich leichter reinigen. Mindestens neun Monate im Jahr verbrachte die "Hussar" mit hochrangigen Gästen auf See.
Doch die Ehe geriet in eine Krise, das Paar ließ sich scheiden. Ed Hutton überschrieb das Schiff seiner Ex-Frau. Als wollte sie einen Schlussstrich unter dieses Kapitel ihres Lebens ziehen, gab sie ihrer Yacht nun den Namen "Sea Cloud".
Lady Marjorie fand Trost bei ihrem alten Freund Joseph E. Davies, einem erfolgreichen Anwalt, der nach dem Ersten Weltkrieg bei den Friedensverhandlungen in Versailles einer der Wirtschaftsberater von Präsident Wilson gewesen war. Sie heirateten, und das gab ihrem Leben eine neue Richtung: Nun gehörte sie auch der Welt der Diplomatie und Politik an. Als Davies 1937 US-Botschafter in Moskau wurde, machte die "Sea Cloud" in St. Petersburg fest. Hochrangige Politiker und gekrönte Häupter trafen sich nun gern auf dem Segler. Denn er konnte auf Segeltörns nicht abgehört werden.
Wegen der wachsenden Kriegsgefahr zog das Ehepaar seine Yacht 1938 aus St. Petersburg ab. Als die USA drei Jahre später in den Zweiten Weltkrieg eintraten, stellte Marjorie Merriweather Post ihr Schiff der US-Marine zur Verfügung. Nun wurde es grau angestrichen, verlor seine Masten und sendete militärisch wichtige Wetterberichte von See. An den Militärdienst erinnern seither fünf Winkel an der Vorderseite der Kommandobrücke - je einer für ein halbes Jahr im Einsatz.
Als das Ehepaar 1946 seine "Sea Cloud" zurückbekam, nahm es nach einer Grundüberholung seine Reisen wieder auf. In dieser Zeit entstand der Kontakt zu dem Diktator der Dominikanischen Republik, Rafael Leonidas Trujillo, der die "Sea Cloud" bewunderte.
Während einer weiteren Ehekrise nutzte die mittlerweile 78-Jährige die Gunst der Stunde und verkaufte ihre Yacht in die Dominikanische Republik. Der Diktator gab ihr den Namen "Angelita". In die Schlagzeilen kam das Schiff 1961, als der Diktator erschossen wurde und ein Teil seines Clans mit dem Vermögen ins Ausland fliehen wollte. Doch die neue Regierung verhinderte dies.
Fünf Jahre später kaufte die Operation Sea Cruises das Schiff, benannte es in "Patria" um und wollte darauf eine Schule einrichten. Aber es gab Ärger zwischen Verkäufern und Käufern, und so wurde das Schiff in die Kette gelegt. Die Betreiber der Ocean School entführten es, doch es half nichts.
Acht Jahre lang war das Schiff schutzlos der tropischen Sonne ausgesetzt, bis es der Hamburger Kapitän Hartmut Paschburg entdeckte. Im Dezember 1978 lief die "Sea Cloud" wieder unter ihrem alten Namen den Hamburger Hafen an und wurde von Tausenden Schaulustigen begrüßt. Nun begann nach umfangreichen Umbauarbeiten der neue Lebensabschnitt als Kreuzfahrtschiff.