Nordseewerke gehen doch in die Insolvenz. 700 Mitarbeiter haben lauten Protest für Krisengipfel am Freitag in Hannover angekündigt.
Emden/Hannover. Der angeschlagene ostfriesische Offshore-Zulieferer Siag Nordseewerke hat Insolvenz beim Amtsgericht Aurich angemeldet. Betroffen davon sind rund 700 Mitarbeiter. Die Chancen auf eine Sicherung des Geschäftsbetriebs und möglichst vieler Arbeitsplätze sollten genutzt werden, erklärte die Geschäftsführung am Mittwoch. Sie sei zudem mit ausgewählten Investoren „in konstruktiven Gesprächen“.
Insolvenzverwalter wird der Sanierungsexperte Jan Markus Plathner der Frankfurter Anwaltskanzlei Brinkmann & Partner. Ungeachtet des Insolvenzantrags soll es Freitag ein erneutes Krisengespräch in Hannover geben, um in eine geordnete Insolvenz zu gehen, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Hannover.
Drei Monate vor der Landtagswahl in Niedersachsen löste die Hiobsbotschaft für Emden einen Schlagabtausch zwischen Regierung und Oppositionsparteien im Landtag aus. Diese wiesen die Schuld der CDU/FDP-Regierung zu. Die Liberalen warfen SPD und Grünen dagegen vor, dass ihnen die Insolvenz für den Wahlkampf gerade recht käme.
Der Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall zeigten sich überrascht und enttäuscht vom bisherigen Verhalten der niedersächsischen CDU/FDP-Landesregierung und von der NordLB. Diese hatten vor einer Woche das Aus für eine Bürgschaft und weitere Kredite verkündet. Bei einem Krisengipfel am Montag war eine Frist bis Freitag für eine Lösung gesetzt worden.
Die Lage des Unternehmens habe sich noch am Montag bei einem Spitzentreffen in der Staatskanzlei weniger dramatisch dargestellt, bedauerte Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring (CDU). Es sei eine Überraschung gewesen, dass Siag am Dienstag 5,8 Millionen Euro angefordert habe und weitere 32 Millionen für die nächsten zwei Wochen. Möllring prüft nun zusammen mit der NordLB einen Massekredit, damit die Nordseewerke ihre Aufträge abarbeiten können und Arbeitsplätze gerettet werden.
Ein Massekredit müsste über eine von der EU-Kommission genehmigte Landesbürgschaft abgesichert werden. Die Siag-Nordseewerke wollen vorrangig einen laufenden Großauftrag von Offshore-Fundamenten für den Offshore-Windpark Global Tech 1 abarbeiten. Damit soll wieder Geld in die Kasse kommen.
Hürden bestehen weiter bei der Suche nach einem dringend benötigten Investor. Unklar ist zudem, ob Anteile des früheren Besitzers ThyssenKrupp und der Muttergesellschaft Siag AG zum Treuhänder kommen. Von ThyssenKrupp sollen auch noch Zahlungen ausstehen.
Die Siag Nordseewerke stellen Fundamente für Windkraftanlagen her. 2010 hatte das Unternehmen Siag Schaaf Industrie AG aus dem rheinland-pfälzischen Dernbach die frühere traditionsreiche Schiffswerft von ThyssenKrupp übernommen. Seitdem wurde das Emder Unternehmen zu einem Windkraft-Zulieferer umgebaut. Nun fehlen Folgeaufträge, weil der Boom der Offshore-Branche insgesamt ins Stocken gerät, da es Schwierigkeiten bei der Anbindung der Windparks auf hoher See an das Netz an Land gibt.