In kämpferischer Stimmung machten Mitarbeiter der Nordseewerke in Hannover Druck. Sie fürchten den Verlust ihrer Arbeitsplätze.

Hannover. Das Schicksal der angeschlagenen Emder Siag Nordseewerke ist weiter ungewiss. Nach einem Krisengespräch bei der niedersächsischen Landesregierung in Hannover sagte Ministerpräsident David McAllister (CDU) am Montagabend: „Die Lage ist außerordentlich ernst“. Alle Beteiligten hätten vereinbart, in den kommenden drei Tagen intensiv Alternativen auszuloten und sich dann am Freitag erneut im niedersächsischen Wirtschaftsministerium zu treffen. McAllister hatte alle Beteiligten zum Spitzengespräch eingeladen. Der Betriebsratsvorsitzende Erwin Heinks betonte, es müsse alles getan werden, um eine Insolvenz abzuwenden.

Rund 250 Menschen protestierten während der Gespräche trotz herbstlicher Kälte mit Rasseln und Trillerpfeifen vor Hannovers Staatskanzlei. Unter ihnen waren auch viele aus Emden angereiste Metaller. Sie hielten Schilder mit Aufschriften wie „Dagegen“, „So sieht Globalisierung aus“ oder „Milliarden Euro für Griechenland – wo bleiben wir?“ in die Höhe. Auch VW-Mitarbeiter zeigten Solidarität. Redner forderten nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine politische Bewertung der Situation bei den Nordseewerken.

Niedersachsens SPD-Spitzenkandidat und Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil sagte: „Wir stehen an eurer Seite und unterstützen euren Kampf.“ Die Offshore-Industrie sei eine Zukunftstechnologie. „Solche Arbeitsplätze muss man schützen, die darf man nicht aufgeben.“

Der Betriebsrat hofft auf einen weiteren Kredit für das angeschlagene ostfriesische Unternehmen mit seinen rund 700 Arbeitsplätzen. Auch der Rat der Stadt Emden hatte in einer Resolution aller Fraktionen am Donnerstag alle möglichen Hilfen zum Erhalt der Arbeitsplätze gefordert. Er sieht auch den ThyssenKrupp-Konzern als früherem Eigentümer der ehemaligen Traditionswerft in der Verantwortung. Zudem solle die Bundesregierung mittelständische Unternehmen der Offshore-Industrie wirtschaftlich und finanziell unterstützen. Damit solle der Zeitraum bis zum Durchbruch bei der Offshore-Energiegewinnung überbrückt werden.

In Emden demonstrierten am Montagabend ebenfalls wieder rund 200 Arbeiter und Vertreter der Stadt vor den Werkstoren für die Rettung der Siag Nordseewerke. Teilnehmer trugen dabei Plakate mit Sprüchen wie „Wahltag ist Zahltag – Unsere Antwort kommt am 20. Januar“.