Schlechte Nachrichten für Ostfriesland: Die Nordseewerke gehen in die Insolvenz, 700 Mitarbeiter sind betroffen. Das Hoffen geht weiter.

Emden/Hannover. Der angeschlagene ostfriesische Offshore-Zulieferer Siag Nordseewerke hat Insolvenz angemeldet. Betroffen davon sind rund 700 Mitarbeiter. Das Amtsgericht Aurich bestätigte am Mittwoch den Eingang eines entsprechenden Antrags. „Bei uns wurde heute ein Eigenantrag vom Unternehmen selbst eingereicht“, sagte Richterin Katja Paulke.

Der Betriebsratsvorsitzende des Traditionsunternehmens, Erwin Heinks, zeigte sich sehr enttäuscht vom bisherigen Verhalten der niedersächsischen CDU/FDP-Landesregierung und von der NordLB, die keine weiteren Kredite bewilligen wollte. Die Frage der Insolvenz hätte auch schon beim Spitzengespräch am vergangenen Montag mit Ministerpräsident David McAllister (CDU) geklärt werden können, sagte der Betriebsratschef. Noch Anfang des Monats habe die NordLB positive Signale gegeben.

Die Siag Nordseewerke stellen Fundamente für Windkraftanlagen her. 2010 hatte das Unternehmen Siag Schaaf Industrie aus dem rheinland-pfälzischen Dernbach die frühere traditionsreiche Schiffswerft von ThyssenKrupp übernommen. Seitdem wurde das Emder Unternehmen zu einem Windkraft-Zulieferer umgebaut. Nun fehlen Folgeaufträge, weil der Boom der Offshore-Branche insgesamt ins Stocken gerät, da es Schwierigkeiten bei der Anbindung der Windparks auf hoher See an das Netz an Land gibt.

Die Gewerkschaft IG Metall Küste reagierte empört und fassungslos auf den Insolvenzantrag. Bezirksleiter Meinhard Geiken betonte in einer Erklärung: „Die Beschäftigten sind die Leidtragenden eines dilettantischen Rettungsversuches, der sogar noch vor Ablauf der von Ministerpräsident David McAllister gesetzten Frist gescheitert ist.“

McAllister stehe nun ganz besonders in der Pflicht. Wilfried Alberts von der IG Metall Emden nannte die Insolvenz einen „schweren Schlag für Emden“. Er forderte: „Wir brauchen vom Land weitere Unterstützung, damit die Kunden nicht abwandern und wir genügend Zeit bei der Suche nach neuen Investoren haben.“

Ein Sprecher des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums sagte, dass ungeachtet des Insolvenzantrags ein für Freitag anberaumtes Krisengespräch in Hannover stattfinden werde. „Es geht jetzt darum, in eine geordnete Insolvenz zu gehen. Damit wird sichergestellt, dass weiter gearbeitet und Aufträge abgearbeitet werden können“, erklärte Ministeriumssprecher Christian Budde.

Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) führte am Mittwoch auch bei der EU-Kommission in Brüssel Gespräche, um weitere mögliche Szenarien auszuloten. Konkret will er vor allem eine Bürgschaft für einen sogenannten Massekredit im Insolvenzfall prüfen lassen. Derartige Beihilfen für Unternehmen in Schwierigkeiten sind aus wettbewerbsrechtlichen Gründen mit hohen Auflagen verknüpft. Bode hatte in der vergangenen Woche überraschend verkündet, das Land wollen keine zusätzlichen Bürgschaften für neue Kredite übernehmen.

Der Betriebsratsvorsitzende kündigte für das nächste Krisentreffen am Freitag in Hannover weitere Proteste an. Es müssten jetzt die Rahmen- und Finanzbedingungen für die nächste Zukunft geklärt werden. Dies sei entscheidend, um den laufenden Großauftrag abzuwickeln. „Wenn das nicht gelingt, haben wir ein dickes Problem“, betonte er.

Die NordLB hatte Anfang der Woche auf der Grundlage eines Prüfberichts der Unternehmensberater von PriceWaterhouseCooper entschieden, den Kreditrahmen für das Unternehmen nicht auszuweiten. Das Land Niedersachsen bürgt für einen Ausfall der Kredite, nach Medienberichten mit einer Summe von 50 Millionen Euro.

Das Mutterunternehmen der Siag Nordseewerke aus Dernbach hatte bereits im März Insolvenz angemeldet. Damals hatte es noch geheißen, Emden sei nicht von der Krise des Mutterkonzerns betroffen, weil das Unternehmen rechtlich völlig eigenständig sei.