Ein Untersuchungsausschuss will den Tod von mehreren Frühchen in Bremen aufklären. Zeugen hüllen sich in Schweigen.

Bremen. Die Aufklärung der tödlichen Infektionswelle auf der Frühchenstation in Bremen dauert an. Im Untersuchungsausschuss haben am Donnerstag mehrere Mediziner, darunter der frühere Chefarzt der betroffenen Klinik, die Aussage verweigert. Auch die als Zeugen geladenen vier Oberärzte und zwei Hygieneexpertinnen wollten keine Angaben machen. In der kommenden Woche will der Ausschuss die Geschäftsführung des Klinikums Mitte zu den Vorfällen befragen.

Seit April hatten sich auf der Intensivstation für Früh- und Neugeborene mehrere Babys mit einem multiresistenten Darmkeim angesteckt. Drei Kinder starben im August und Oktober an der Infektion. Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) und die Öffentlichkeit erfuhren jedoch erst Anfang November von den Vorfällen. Kurz darauf entließ der Klinikverbund den zuständigen Chefarzt Hans-Iko Huppertz. Er soll das Problem nicht rechtzeitig erkannt haben.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 58 Jahre alten Mediziner wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung. Die Anklagebehörde habe ihn noch immer nicht befragt, sagte sein Anwalt. Solange er nicht wisse, was ihm konkret vorgeworfen werde, werde er keine Aussage machen.

+++CDU kritisiert Entlassung des Chefarztes+++

Die Staatsanwaltschaft bestätigte, Huppertz bislang noch nicht verhört zu haben. Die Ermittler müssten sich zunächst intensiv in die Thematik einarbeiten, sagte Sprecher Frank Passade. „Er wird noch Gelegenheit bekommen, sich im Verfahren zu äußern.“ Wann das sein wird, ist noch unklar.

„Wir sind der Meinung, dass nicht alle Zeugen ein komplettes Aussageverweigerungsrecht haben“, betonte die Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, Antje Grotheer (SPD). Das Gremium will nun mit dem Anwalt der Oberärzte und Hygienefachkräfte klären, ob diese sich zu einzelnen Punkten äußern können, ohne sich dabei selbst strafrechtlich zu belasten. Die Grünen schlossen einen Gang vors Amtsgericht nicht aus. Dieses könnte ein Zwangsgeld gegen die Zeugen verhängen, um sie zu einer Aussage zu bringen.

Der Untersuchungsausschuss soll aufklären, wie es zum Ausbruch des Erregers kommen konnte und wieso die zuständigen Behörden erst so spät davon erfuhren. Die Klinikleitung hatte im September das Gesundheitsamt eingeschaltet. Dieses informierte aber erst zwei Monate später das Ressort von Jürgens-Pieper. Ein Team vom Robert-Koch-Institut nahm die gesamte Abteilung unter die Lupe. Doch auch die Experten konnten am Ende nicht mehr klären, wie sich die Kinder dort mit dem Keim anstecken konnten.

Am Freitag wollen die Abgeordneten die Frühchenstation besuchen, um sich dort ein Bild von der Lage zu machen. Die Gesundheitsbehörde hatte diese sofort nach dem Bekanntwerden der Infektionswelle geschlossen. Die Klinik ließ sie für rund 250.000 Euro desinfizieren und umbauen. Seit Anfang Januar ist sie wieder eröffnet

(dpa/abenbdlatt.de)