Wentorf. Wegen der kalten Märznächte war die Flirtlaune der Amphibien in der Wentorfer Lohe bislang gebremst. Sperrzeit bis Mai verlängert.
Sie fressen Mückenlarven und kleine Nacktschnecken: Auch wenn ihr Niedlichkeitsfaktor gering ist, sind Kröten, Molche und Frösche unbedingt schützenswert und nützlich, wie Bernd Struwe-Juhl, Mitarbeiter der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein betont. Wegen der kalten, oft frostigen Märznächte und der geringen Niederschläge ist die Flirtlaune der Amphibien jedoch gebremst und daher sind dieses Jahr auch sie mit ihren Wanderzeiten später dran als in den Vorjahren.
Seit 2019 sperrt die Stiftung während der Zeit der Krötenwanderung von Februar bis April zwischen 20 und 8 Uhr den Parkplatz der Wentorfer Lohe vor der ehemaligen Panzerwaschanlage, damit Tausende von Kröten und Fröschen zumindest während der Stoßzeiten ungehindert von den Gebäuden der einstigen Gärtnerei und vom Hof der Lerntiere zu ihren Laichgewässern wandern können.
Wentorfer Lohe: Kröten und Frösche erleben späten Frühling
„Dort können sich die Erdkröten während der Winterstarre gut verstecken“, erläutert Struwe-Juhl. „Dieses Jahr verlängern wir diese Sperrzeit bis Anfang Mai, weil die Amphibien noch auf sich warten lassen.“ Er bittet die Besucherinnen und Besucher der Lohe dennoch mit dem Auto vorsichtig und langsam auf den Parkplatz zu fahren. Denn er rechnet damit, dass dieses Wochenende die Wanderungen verstärkt einsetzen könnten, und je geringer die Geschwindigkeit, desto mehr Amphibien überleben ihre Wanderung. Diese können sich an ihrem Geburtsgewässer paaren und vermehren.
Warum Kröten, Frösche und Co. so oft an die Gewässer zurückkehren in denen sie einst geschlüpft sind, weiß der Biologe auch nicht genau. Offenbar haben sie eine Art Magnetsinn, der der Orientierung dient. Auf jeden Fall hat der BUND sich diesen auf dem Wohltorfer Weg bereits zunutze gemacht: Dort haben die Ehrenamtlichen am Krötenzaun seit vielen Jahren die Amphibien in den Eimern über die Straße gesammelt und über die Straße gebracht. Zuletzt haben sie dort nur noch an die 200 Tiere gefunden.
Umsiedlung von der Kreisstraße 18 in die Lohe geglückt
Laut Struwe-Juhl ein Erfolg. Denn in Abstimmung mit der Stiftung Naturschutz haben die Tierschützer die Amphibien in einem eingezäunten Gewässer auf der Lohe freigelassen. „So mussten sie dort ablaichen, weil sie durch einen Krötenzaun nicht mehr hinauskonnten“, berichtet der Biologe. Jetzt nehmen die Zahlen auf dem Wohltorfer Weg (K18) ab, weil die folgenden Generationen nun in dem Naherholungsgebiet bleiben und sich dort vermehren.
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Auf der Lohe hat die Stiftung 15 neue Amphibiengewässer angelegt und lässt diese alle fünf Jahre von Biologen begutachten und auch die Amphibien zählen. Mehr als 2000 Tiere, darunter Erdkröte, Grasfrosch, Teich- und auch der streng geschützte Kammmolch, kommen auf der Lohe vor. Beim jüngsten Monitoring 2021/22 wurden bis zu 1000 Erdkröten gezählt, etwa 500 Grasfrösche, rund 300 Wasserfrösche, 100 Teichmolche sowie 20 der seltenen Kammmolche.
15 Gewässer der Lohe: ein Paradies für Amphibien
Dieses Jahr sieht das Bild bislang anders aus. „Nur vereinzelte, mutige Exemplare haben sich auf den Weg gemacht,“ berichtet Jörn Gollisch von der Stiftungswacht. Erst ab 10 Grad während der Nacht machen sich Frösche und Kröten im Liebestaumel auf den Weg. Besonders in warmen, regenreichen Nächten wächst ihre Flirtlaune. Nur die Teichmolche lassen sich schon beobachten: Mit bloßem Auge sehen die dunklen Schatten aus wie Fische. Doch mit dem Fernglas kann man erkennen, dass ihre seitlichen Flossen in Wirklichkeit kleine Stummelbeine sind.
Stiftungsmitarbeiter Bernd Struwe-Juhl und Jörn Gollisch kontrollieren regelmäßig die Funktionstüchtigkeit der Laichgewässer und freuen sich über die vielen kleinen Amphibienbabys, die jeden Sommer über die Lohe hüpfen und krabbeln. „Die Gewässer werden gut angenommen, wir gehen davon aus, dass die Amphibienzahlen steigen“, ist Struwe-Juhl sicher und ergänzt: „Auch die rund 200 Tiere, die von der BUND-Amphibiengruppe an der K18 nach Wohltorf gerettet werden, finden hier ein neues sicheres Zuhause.“