Reinbek. Unter den Jungpflanzen sind 300 Flatterulmen, obwohl die Forstwirtschaft lange auf Ulmen verzichtet hat. Warum sie gewählt wurden.
Schnee und ein bisschen Frost machen den etwa 30.000 jungen Bäumen, die in den nächsten zwei Wochen in Reinbeks Wäldern gepflanzt werden, nichts aus. „Hauptsache, es ist ausreichend Feuchtigkeit vorhanden“, erläutert Reinbeks Förster Maximilian Scheel. Eine Sommerpflanzung wie die Elsbeere im Krähenwald sei eine absolute Ausnahme. Gestern brachte er die Container mit den jungen Laubbäumen zu den vorgesehenen Flächen in den Oher Tannen.
Dort hatten vor gut einem Jahr heftige Orkanstürme für Kahlschlag in den Fichten-Monokulturen gesorgt. Dem Flächenwurf waren in den Oher Tannen etwa 200 Fichten und Kiefern zum Opfer gefallen. Noch in den vergangenen Tagen wurden zur Wegesicherung im gesamten Reinbeker Gebiet etwa 100 Bäume mit dem Fällkran entnommen, deren Standfestigkeit nicht mehr gegeben war, beispielsweise im Klosterbergenwald an der Hamburger Straße, an der A24, an der Bundesstraße 404 oder auch an der Möllner Landstraße in den Oher Tannen.
Flatterulmen trotzen dem Ulmensterben
Die Bäume waren durch die Stürme geschwächt oder von Pilz befallen. „Die Verkehrssicherungspflicht obliegt den Eigentümern“, erklärt Maximilian Scheel, der vorab mit einem Fachmann durch Reinbeks Gehölze gegangen war, um die Bäume zu prüfen. Er warnt noch einmal ausdrücklich davor, während der Fällarbeiten abgesperrte Gebiete zu betreten oder mit dem Rad zu durchfahren, wie aktuell nahe der Bahnsenallee: „Dort besteht Lebensgefahr!“, warnt er. Dass die Forstwirte Schutzkleidung trügen, habe handfeste Gründe.
Die Sturmschäden aber kamen den Landesforsten nicht nur ungelegen, auch wenn die bloße Masse der umgestürzten Bäume herausfordernd war. „Wir wollten die Wälder langfristig ohnehin zu Mischwäldern umbauen“, sagt der Förster. Dies kann jetzt früher passieren.
Naturverjüngung: Bäume säen sich selbst aus
Zum Teil hilft sich die Natur selbst: Fichten, Kiefern, aber auch Stiel- und Roteichen sowie Birken und Ebereschen haben sich bereits selbst ausgesät. „Leider verbreitet sich auch die spätblühende Traubenkirsche, die gar nicht hier hingehört, sehr stark“, stellt Scheel fest. Für Reinbeks Wälder hat er jetzt jeweils 30 Prozent Douglasien und Küstentannen ausgewählt, jeweils 20 Prozent Berg- und Spitzahorn sowie zehn Prozent Flatterulmen. Außerdem werden noch etwa 200 Wildapfel-Bäume nahe der Wege gepflanzt. Buchen sind in den Oher Tannen bereits vor zwei Jahren nachgesät worden.
Die Pflanzung der etwa 300 Flatterulmen ist eine Besonderheit, weil die Forstwirtschaft wegen des Ulmensterbens in den vergangenen zwei Jahrzehnten weitgehend auf Anpflanzungen von Ulmen verzichtet hat. Denn die drei heimischen Ulmenarten werden von einem Schlauchpilz (auf Lateinisch: Ophiostoma ulmi) befallen, der die Blätter verwelken und absterben lässt. So stirbt der befallene Laubbaum letztlich an Wassermangel.
Überträger-Käfer verschmäht die Flatterulme
Übertragen werden die Pilzsporen von dem Ulmensplintkäfer, wenn er sie zur Eiablage anbohrt. Der gehört zu der Familie der Borkenkäfer. Offenbar verschmäht der Parasit aber die Flatterulmen weitgehend, während der Schadpilz die Bergulme bereits an den Rand des Aussterbens gebracht hat. Maximilian Scheel hofft, dass er mit der Flatterulme jetzt auch die Lücken füllen kann, die aktuell das Eschensterben hinterlassen hat.
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„Das Eschensterben verläuft ganz ähnlich“, erklärt der Förster. „Die alten Eschen sind bereits sehr selten geworden.“ Deshalb verzichte die Fachwelt derzeit darauf, Eschen nachzupflanzen – auch wenn sie eine heimische Baumart sei – , bis wieder eine resistente Eschenart entdeckt oder gezüchtet werde. „Das wäre Geldverschwendung und aktuell gibt es auch kein Saatgut auf dem Markt“, sagt Maximilian Scheel.
8500 Jungbäume für die Oher Tannen
Wie die Esche braucht auch die Flatterulme eher sehr feuchte Böden. Deshalb wird sie in den Oher Tannen, einer ehemaligen Kiesgrube, im Tal angepflanzt. Die Oher Tannen werden insgesamt mit 8500 Bäumen aufgeforstet – an unterschiedlichen Stellen auf insgesamt etwa zehn Hektar. Die Bagger haben die Kratzgassen bereits vorbereitet, damit die Forstwirte dort Löcher für die Jungbäume bohren können. Dann können die Pflanzen dort mit dem nächsten Wachstumsschub nach unten im Erdreich Wurzeln schlagen. Denn ein Mischwald aus geeigneten Sorten sei die Voraussetzung für einen gesunden Wald, sagt Maximilian Scheel.