Wentorf. Die Geschäftsfrau aus Wentorf sagt Plastik den Kampf an und liefert Nachhaltiges, Klimafreundliches, Regionales und Bio-Produkte.
Für Bio-Produkte und gesunde Ernährung hat sich Tonia Knecht schon interessiert, als ihre Kinder noch klein waren. Heute sind Tochter und Sohn 19 und 14 Jahre alt. Nun hat die 51 Jahre alte Bürokauffrau auch dem Plastik den Kampf angesagt und sattelt sogar beruflich um: Sie hat mit ihrem Unverpackt-Lieferservice losgelegt. „Erst einmal ganz klein, da mein Lager am Südring nicht rechtzeitig fertig geworden ist und weil es auch bei meinem Elektro-Lastenbike noch Lieferengpässe gab“, erzählt die Wentorferin Tonia Knecht.
Für den Übergang hat Tonia Knecht zunächst ein kleines Lager im Zentrum gemietet. Damit sie nicht im März mit sämtlichen 25-Kilogramm-Säcken an den Südring umziehen muss, verzichtet sie aktuell in ihrem Online-Shop noch auf Lebensmittel. Wer sich dort umblickt, entdeckt aber schon ein breites Drogerie-Sortiment: Mehr als 300 Produkte kann man über ihren Online-Shop bestellen (www.urspruenglich-unverpackt.de).
Nachdem sie ein paar Flyer verteilt hat, kamen die ersten Bestellungen
Von der Brotdose aus Edelstahl über die Yogamatte aus Kork bis zur Zahnpasta gibt es alles ohne Verpackung. „Das ist erst einmal ein kleiner Grundstock“, sagt Tonia Knecht. Sie hat jeweils nur kleine Stückzahlen geordert, bestellt bei Bedarf nach. Nachdem sie ein paar Flyer verteilt hat, sind die ersten Bestellungen eingelaufen.
„Mittlerweile gibt es fast alles ohne Verpackung, vor allem aber ohne Plastik“, betont die Wentorfer Geschäftsfrau. Sie ist eine Überzeugungstäterin: „Ich möchte jedem die Möglichkeit geben, nachhaltig zu leben und auf Kunststoffverpackungen zu verzichten“, erklärt Tonia Knecht.
Ein Elektro-Lastenrad angemietet, weil ihres noch nicht lieferbar ist
Die 51-Jährige hat beobachtet, dass vielen bei der Umsetzung einer nachhaltigeren Lebensweise die eigene Bequemlichkeit im Weg steht. „Deshalb biete ich meinen Lieferservice an“, erläutert sie ihre Motivation. „Denn bequemer als bis vor die eigene Haustür geht es doch eigentlich nicht, oder?“
Für die Auslieferung hat Tonia Knecht vorerst ein Elektro-Lastenrad angemietet, solange ihres noch nicht lieferbar ist. „Das macht richtig Spaß, damit zu fahren“, verrät sie. „Und alle winken mir zu, wenn sie mich damit auf der Straße sehen.“ Denn derartige Fahrzeuge seien in der Region noch neu. „Es ist fast wie ein kleines Auto mit Blinkern, Scheinwerfern und einem Schutzdach gegen Regen und Wind“, erzählt die Wentorferin. Ein Kennzeichen braucht sie nicht. Das habe den Vorteil, dass sie fast überall stehen dürfe und nicht durch lange Parkplatzsuchen aufgehalten werde.
- Autofahrer unerwünscht: Tempo 20 auf Hauptstraße in Wentorf
- Mobilitätswende: Sicherer Stellplatz für E-Lastenrad in Reinbek gesucht
- Neue Genossenschaft: Sonnenenergie von Bürgern für Bürger
Vorerst beliefert die Gründerin einzelne Gebiete an bestimmten Wochentagen
Sie fährt all ihre Waren mit ihrem E-Bike in Wentorf, Reinbek (südlich der Sachsenwaldstraße), Wohltorf, Aumühle, Börnsen bis ins Bergedorfs Villenviertel (nördlich der Wentorfer Straße bis etwa zur Lamprechtstraße) aus. Das Liefergebiet ist auf ihrer Homepage genau ausgewiesen. Es soll so klein bleiben, da sie die Zustellung allein bewältigt.
„Über Adressen im Grenzgebiet kann man immer verhandeln“, ermuntert sie Interessierte, zu ihr Kontakt aufzunehmen. Vorerst beliefert sie einzelne Gebiete an bestimmten Wochentagen. Mit zunehmenden Bestellungen will sie aber jeden Tag in allen Gebieten unterwegs sein. Nur nicht, wenn sie in den Urlaub fährt, dann macht sie Betriebsferien. „Das müssen andere kleine Geschäfte auch“, sagt die Gründerin.
„Ich möchte, dass sich jeder einen nachhaltigen Lebensstil leisten kann“
Sobald sie ihr Lager am Südring beziehen kann, will sie auch Lebensmittel aus der Region anbieten. „Da gibt es so viel“, sagt sie. „Bode Naturkost aus Boberg, Tees von Wollenhaupt in Reinbek oder von Alveus in Oststeinbek, Kaffee aus einer kleinen Manufaktur in Hamburg, Honig aus Reinbek und Wentorf – ich entdecke immer wieder Neues.“
Ihre Preise seien „auch nicht teurer als woanders“, betont sie. „Überhaupt möchte ich keine Reichtümer mit meinem neuen Service verdienen. Ich möchte, dass sich jeder einen nachhaltigen Lebensstil leisten kann. Es ist doch verrückt, was wir machen: Diese Kunststoffe werden alle erdölbasiert hergestellt, sie sind voller Weichmacher und unsere Ressourcen sind endlich. Das können wir uns nicht mehr leisten.“ Dass sich ihr Geschäft nicht trägt, darum hat sie keine Sorge.
Pro Bestellung kostet ihre Lieferung 3,50 Euro, ab einem reinen Warenwert von 35 Euro ist sie sogar kostenlos. Hinzu kommen Pfandkosten für Gläser, Eimer, Tiegel, Stoffbeutel oder -taschen für den Transport (10 Cent bis 4 Euro). Diese werden immer wieder verwendet und bei der nächsten Lieferung wieder mitgenommen.