Wentorf. Großbaustelle in Wentorf: Innerhalb von nur acht Monaten soll ein Gewerbehof entstehen. Welche Mieter dort unerwünscht sind.
Jahrelang lag die rund 5000 Quadratmeter große Fläche am Südring zwischen Hagebaumarkt und Skateranlage in Wentorf brach. Seit gut einer Woche ist viel Bewegung auf dem Areal, schwere Baufahrzeuge fahren hin und her.
Die bis zu sechs Meter hohen Betonsäulen lassen erahnen, dass hier Großes entsteht. Der Bergedorfer Investor Rüdiger Gramkow baut hier einen Bau- und Handwerkerhof. In zwei langgezogenen Gebäuden entstehen jeweils 34 Gewerberäume im Erdgeschoss und 34 Büros im Obergeschoss. „Als Mieter haben wir Start-ups und kleine Handwerksbetriebe mit bis zu acht Mitarbeitern im Blick“, sagt Gramkow, Geschäftsführer der GAC Verwaltung und Entwicklung GmbH.
Bewährtes Konzept soll auch in Wentorf aufgehen
Dass das Konzept aufgeht, weiß der Geschäftsmann aus jahrelanger Erfahrung. In Bergedorf betreibt sein Familienunternehmen bereits neun weitere solcher Gewerbehöfe. „Alle Flächen sind vermietet“, sagt Gramkow. Mit dem zehnten Hof in Wentorf expandiert der Projektentwickler zum ersten Mal nach Schleswig-Holstein. „Wentorf und diese Fläche fand ich schon immer interessant“, gibt er offen zu.
Zwölf Millionen Euro investiert der Unternehmer in den neuen Standort und macht Tempo. Vom Kaufvertrag bis zum Baubeginn sind keine zehn Monate vergangen. In acht Monaten sollen die ersten Mieter einziehen.
Gemeinde und Politik unterstützen Investor
Vonseiten der Gemeinde und Politik wird der Bauherr sehr unterstützt. „Ein innovatives Projekt, das Wentorf voranbringen wird“, sagt Bauausschussvorsitzender Torsten Dreyer. Als Fraktionsvorsitzender der Grünen begrüßt er den ökologischen Touch des Projekts. Die Gebäude werden via Luftwärmepumpe beheizt oder gekühlt. Strom wird über Solarmodule gewonnen.
Bereits im Dezember soll mit der Vermietung der 3500 Quadratmeter begonnen werden. Zwischen 45 bis 60 Quadratmeter sind die einzelnen Werkstätten und Büros groß und kosten zwischen 374 Euro und 700 Euro Miete. „Die Räume sind mit Fußboden, EDV und Elektrik voll ausgestattet. Die Mieter müssen nur noch ihren Schreibtisch reinstellen“, sagt der 67-Jährige. Küche, Besprechungsräume und Sanitäranlagen werden gemeinsam genutzt. „Bei uns kommen die Mieter miteinander ins Gespräch. Austausch ist erwünscht.“ Ein geplantes Café könnte den noch befördern. Ein Betreiber wird noch gesucht.
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Wegen Lärm: Kfz-Gewerbe ausgeschlossen
Damit die Bewohner der angrenzenden Häuser Am alten Exerzierplatz möglichst wenig von Lärm gestört werden, schließt der Investor jegliches Kfz-Gewerbe aus. Die Anwohner liefen vor Jahren Sturm, als der damalige Grundstückseigentümer hier ein Fachmarktzentrum mit Hochregallager bauen wollte. Sie fürchteten eine Verschattung ihrer Gärten.
„Wir setzen auf eine gute Nachbarschaft“, sagt Gramkow. „Lärmemissionen beschränken wir in unseren Verträgen.“ Beschränkungen bei der Arbeitszeit gibt es aber nicht: Der Hof ist 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche geöffnet. Für eine gute Nachbarschaft könnte auch die direkte Zufahrt auf die Bundesstraße sorgen, die zukünftig auch die Anwohner nutzen könnten. Geplant ist, den vorhandenen Fußweg links des Bauzauns zur Zufahrt auszubauen. Bislang müssen die Anwohner den Umweg über den Stöckenhoop und das Baumarktgelände nehmen. Das habe in der Vergangenheit schon zu Beinah-Unfällen geführt.
Bauherr wählt seine Mieter selbst aus
Allerdings steht die Genehmigung für eine direkte Zufahrt auf die Bundesstraße 207 noch aus. Der Investor ist zuversichtlich, dass die kommt. Und selbst wenn nicht: Die Nachfrage wird dadurch sicher nicht geschmälert. Die ersten Interessenten gibt es bereits.
Dennoch dauert es bis zu einem Jahr, bis alle 68 Räume vermietet sind, schätzt der Geschäftsmann. „Wir sind sehr wählerisch.“ Mit wir meint er seine Frau und sich. „Wir sind Bankkaufleute, wissen worauf es ankommt.“ Etwa 50 Prozent der Bewerber erhalten eine Absage mit dem Hinweis, am Unternehmenskonzept zu feilen. „Uns ist wichtig, dass unsere Mieter langfristig Erfolg haben, ihren Firmensitz vor Ort haben und in Wentorf Steuern zahlen“, sagt Gramkow.