Wohltorf. Wie kann man die Energiewende voranbringen? dachte sich Fabian Lange und suchte nach Ideen. Seine Lösung ist so simpel wie effektiv.

In Wohltorf haben jetzt engagierte Klimaschützer einer Genossenschaft für Bürgerenergie gegründet. Die Idee ist, dass Privatpersonen oder auch Unternehmen, Anteile erwerben und mit dem gesammelten Geld, Fotovoltaikanlagen auf Dächern installiert werden, sagt Initiator Fabian Lange. Der 38-Jährige blickt entspannt trotz Energiekrise. Denn er ist vom Gas unabhängig, hat eine Luftwärmepumpe vor seinem Haus in Wohltorf. Den dafür nötigen Strom erzeugt eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach.

„Diese Entspanntheit wünschte ich mehr Menschen“ sagt der IT-Fachmann und ausgesprochene Fan der Solarenergie. Aus vielen Gesprächen mit Nachbarn und Interessierten weiß er, dass ihm viele nacheifern und selbst gern eine Fotovoltaikanlage installieren würden. Die Umsetzung scheitert aber an unterschiedlichsten Gründen: „Bei dem einen ist das Dach zu verschattet, der nächste ist nur Mieter und nicht Eigentümer und dem dritten fehlt das Geld für so eine Investition“, sagt Lange.

Klimaschutz: Genossenschaft für Bürgerenergie gegründet

Doch damit wollte sich der Wohltorfer nicht zufrieden geben, „denn wir müssen die Energiewende endlich voranbringen“, ist er überzeugt. Er suchte nach Möglichkeiten, wie es dennoch gehen könnte: Die Idee, eine Genossenschaft für Bürgerenergie zu gründen, war geboren. Schnell fand er in den Wohltorfern Arne Ahrens, Stefan Bärenz, Thomas Repka und der Wentorferin Claudia Reinke Unterstützer. Die vier bilden mit ihm zusammen den Vorstand. Im Aufsichtsrat sitzt unter anderem Manfred Fischer.

In den nächsten Wochen ist die Gründung der „Bürgerenergie Bille eG“ mit offizieller Eintragung bei der Industrie- und Handelskammer abgeschlossen. Ein Genossenschaftsanteil kostet 250 Euro. Jedes Mitglied darf mehr erwerben, mehr Stimmrechte gibt es dadurch aber nicht. 22 Bürger der Region – von Bergedorf über Schwarzenbek und Wentorf bis Reinbek – haben sich bereits für eine Mitgliedschaft entschieden.

Es gibt passive und aktive Mitglieder

Die ist keinesfalls regional begrenzt, „im Gründe können auch Menschen aus Bayern unsere Sache unterstützen“, sagt Lange. Es gibt passive und aktive Mitglieder. Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht. Ziel ist es, eine größere Anlage pro Jahr zu bauen. „In fünf Jahren könnten wir so ein Megawatt Strom produzieren und 250 Haushalte versorgen“, sagt Lange.

Dafür wird nicht nur Geld, sondern werden auch sonnenbeschienene Dachflächen mit einer Mindestgröße von 100 Quadratmetern zum Pachten benötigt. Eine Fläche hat Lange bereits ins Auge gefasst und ist mit dem Sportverein in Wohltorf im Gespräch. Wenn alles glatt läuft, könnte die Anlage bereits Mitte des Jahres Strom ins Netz einspeisen. Einen festen Technikpartner zum Installieren der Module hat die Genossenschaft bereits an der Hand.

Den erzeugten Strom will die Genossenschaft ins Netz einspeisen

Für die Anlage, die zu den größeren zählt, rechnet der Vorstand mit Investitionskosten von bis zu 150.000 Euro. Dass das Geld bald beisammen ist, davon ist Fabian Lange überzeugt: „Bislang haben wir noch nicht viel Werbung gemacht und erfahren dennoch viel Zuspruch und Unterstützung“, sagt der Wohltorfer.

Den erzeugten Strom will die Genossenschaft ins Stromnetz einspeisen. Dafür erhält sie eine Einspeisevergütung und generiert Einnahmen. Ob den Mitgliedern am Ende eines Jahres Teile des Gewinns ausgezahlt werden oder sie das Geld in neue Projekte refinanzieren, entscheiden die Mitglieder selbst.

Neben den verkauften Genossenschaftsanteilen soll das Geld für die Investitionskosten auch durch Nachrangdarlehen in die Kasse kommen. Potenzielle Geldgeber können mit einer Verzinsung von bis zu drei Prozent rechnen.

Vorstand hat auch Windkraft im Blick

Später, wenn alles gut läuft, ist geplant, dass der selbst erzeugte Strom auch selbst genutzt wird. „Im dritten Schritt, wenn genügend Anlagen und Mitglieder beisammen sind, ist auch denkbar, dass die Genossenschaft als Anbieter von grünem Strom auf dem Markt auftritt“, sagt Lange. Dabei will sich der Vorstand gar nicht nur auf Sonnenenergie festlegen, sondern hat auch Windkraft im Blick. Ein Mitglied aus dem Vorstand ist bereits in der Branche tätig.

Wer Interesse an einer aktiven oder passiven Mitgliedschaft hat oder eine Fläche verpachten möchte, meldet sich per E-Mail: info@buergerenergie-bille.de