Siebenbäumen. Vor 40 Jahren hatte Lothar Krebs die Idee eines Kanuverleihs aus Schweden mitgebracht. Heute gehören ihm 230 Boote – und vieles mehr.
Auf der Trave, der Wakenitz, dem Schaalsee-Kanal und den Lauenburgischen Seen sind sie zu Hause: die roten Canadier des Kanu-Centers Krebs. 230 von ihnen gehören heute zum Inventar des Familienunternehmens mit Sitz in Siebenbäumen – vor 40 Jahren hat alles mit nur einem Boot angefangen.
Firmengründer Lothar Krebs blickt auf einen langen Weg zurück: Der studierte Sozialpädagoge war Ende der 1970er-Jahre öfter mit Jugendlichen in Schweden, machte dort Kanutouren. „Mein Kollege und ich haben uns damals gefragt, warum es einen Kanuverleih nicht auch in Deutschland gibt“, erinnert sich der 69-Jährige. Ein Urlaub im Jahr 1983 brachte die Entscheidung: „Da war ich allein in Schweden unterwegs, hatte Zeit nachzudenken und sagte mir: Warum eigentlich nicht.“
Kanucenter Krebs: Mit einem Canadier „den Nerv getroffen“
Zurück in Lübeck kaufte Krebs gemeinsam mit seinem Kollegen ein Kanu: „Wir hatten die Idee, Kanutourismus auf der Wakenitz anzubieten. Wir hatten nur einen Canadier, haben Zettel in der Bücherei ausgelegt. Aber wir haben sofort gemerkt, dass wir einen Nerv getroffen haben“, erinnert sich der Firmengründer. Binnen zwei Jahren wuchs die Freizeitflotte auf sechs Boote. Dann kam ein Trailer hinzu, um den Radius zu erweitern. Mit der Übernahme von zwölf Booten im Jahr 1989 war der Schritt zur Professionalisierung nicht mehr weit.
Die Boote lagerten in der Garage des Kollegen, der nahe der Wakenitz wohnte. Buchte jemand ein Kanu, wurde es auf einen Bootswagen gehoben und zu Fuß ans Wasser geschoben. Dann änderten sich die Lebensbedingungen der beiden Familien: Krebs kaufte seinem Kollegen den Anteil ab, und aus dem Garagenunternehmen wurde Stück für Stück ein professionelles Tourismus-Unternehmen.
Nach den Booten folgte das Schaalsee-Camp in Seedorf
Neben seinen Kanus bot Lothar Krebs von 1999 bis 2005 an der Ratzeburger Schlosswiese auch Fahrräder zum Verleih an. Ein Jahr später legte er mit der Übernahme des Campingplatzes zwischen Piper- und Phulsee die zweite wichtige Grundlage für das heutige Unternehmen. Aus dem kleinen Platz ohne Stromanschluss formte der Unternehmer das Schaalsee-Camp in Seedorf (Sterleyer Heide 2) mit Kanu-Mietstation und modernen Sanitäranlagen. Geblieben ist die natürliche und ungezwungene Atmosphäre. Hinzugekommen sind Tipis und Planwagen als besondere Übernachtungsmöglichkeiten.
Im Jahr 2016 bekam das Schaalsee-Camp Zuwachs: Am nördlichen Ufer des Ratzeburger Sees entstand das Wakenitz-Camp in Rothenhusen. Auf der Anlage lässt es sich nicht nur zelten, hier können Gäste auch in einem Romantik-Bauwagen oder in Schlummerfässern direkt am Wasser übernachten und mit Kanus, Kajaks und SUPs auf die Wakenitz gehen. Das Wakenitzhaus bietet zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten für Gruppen an. 26 Schlafplätze, ein Seminarraum und eine Selbstversorgerküche stehen in dem barrierefreien Quartier zur Verfügung.
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Lob vom Tourismusverband: Kanus sind Magnet für Gäste
Für die touristische Region Herzogtum Lauenburg ist das Kanu-Center Krebs ein imageprägender Anbieter. „Die Wassertourismus- und Übernachtungsangebote der Familie Krebs passen zu unserer Region und zur Ausrichtung unseres Tourismus. Sie sind ein Magnet für unsere Gäste, die Ruhe und Natur zwischen Wäldern und Seen suchen“, sagt Günter Schmidt, Geschäftsführer der Herzogtum Lauenburg Marketing und Service GmbH (HLMS).
Die Partnerschaft zu den Touristikern der HLMS hat Lothar Krebs von Anfang an gesucht – ebenso den Schulterschluss mit dem Naturpark Lauenburgische Seen. „Qualität und nachhaltiges Wachstum sind uns besonders wichtig“, sagt Krebs, der Vorsitzender des Bundesverbandes Kanutourismus ist, und verweist auf 20 im Rahmen der Qualitätsmaßnahmen ausgebildete Mitarbeiter, das Qualitätsmanagement Wassertourismus und das Projekt Service-Q Deutschland, ein Schulungs- und Zertifizierungsprogramm für kleinere und mittlere Dienstleister im Tourismus.
Söhne gehören mittlerweile zum Familienunternehmen
Über die Zukunft seiner Firma muss sich der 69-Jährige keine Sorgen machen: Die Söhne Jan-Ole (34) und Tim-Eike (32) sind nach dem Studium in Lüneburg in das Familienunternehmen eingestiegen und bieten seither gemeinsam „Zeit für Erlebnisse“ im Herzogtum Lauenburg an. Sie führten auch Neuerungen ein, etwa die Online-Buchung von Kanus, Touren, Stand-Up Paddle Boards (SUPs), Tretbooten, Unterkünften oder Geschenkkarten unter www.kanu-center.de.
Gemeinsam freuen sich die „Krebse“ über den neuesten Zuwachs: das blaue Bootshaus am Salemer See. Dort können Gäste neben Kanus und Kajaks auch moderne Tretboote mit Badeleiter, romantische Ruderboote und SUPs buchen.
Denn der Urlaub im eigenen Land ist mittlerweile keine Modeerscheinung mehr, sondern eine Konstante. „Es gibt eine generelle Veränderung in der Urlaubsgestaltung in den europäischen Ländern und besonders in Deutschland“, sagt Vater Krebs. „Wir zählen mit unserem Angebot nicht unbedingt zum Urlaubsbereich, sondern eher zum Wochenenderlebnis, das ich mit Freunden oder der Familie erfahre“, so der Unternehmer.
Urlaub in Deutschland liegt schon lange im Trend
Das gilt zumindest für den Bereich Wassertourismus, bei den Campingplätzen sei dies anders: „Die Wohnmobile, die in der Corona-Zeit gekauft wurden, wollen ja bewegt werden“, so Krebs. Zwar bleibe niemand für drei Wochen, doch vier bis sieben Tage seien keine Seltenheit. 20 Mitarbeiter arbeiten für das Kanucenter. Der größte Teil von ihnen ist während der Saison, in der Regel von Mai bis Oktober, beschäftigt.
Der Bundesverband Kanu hat in einer Studie auch die Herkunft der Touristen ermittelt: Der Radius liegt bei etwa 200 Kilometer. Krebs: „Unsere Besucher kommen aus der Region.“ Viele sind aus Hamburg, aber da sei die Mitte der Hansestadt die Grenze. „Wer im Westen lebt, besucht eher die Heide als die Lauenburgische Seenplatte“, so der Unternehmer.
Gäste kommen aus der Region oder sind Ostseeurlauber
Unter den Gästen sind aber auch viele Ostseeurlauber, die von ihren Ferienorten aus das Land erkunden – und kurioserweise viele aus Fehmarn. Offenbar haben Insulaner die Kanustation einst entdeckt und zu Hause von ihren Erlebnissen berichtet: „Seither kommen immer wieder drei bis vier Familien und mieten bei uns Boote“, so Krebs.
Doch Boote kann man nicht nur an den Camps und Stationen mieten: Gruppenfahrten in großen, bis zu neun Personen fassenden Kanadiern bietet das Kanucenter auch auf dem Oberlauf der Alster in Hamburg, der Mittleren Trave zwischen Bad Segeberg und Bad Oldesloe sowie auf den Möllner Seen an.
Sparangebot zum 40-jährigen Bestehen im August
Und bald vielleicht auch am Gründungsort in Lübeck: Um nicht immer per Auto und Trailer dorthin fahren zu müssen, überlegt die Familie, an der Wakenitz eine neue Station zu eröffnen. „Die alte Garage gibt es leider nicht mehr“, sagt Lothar Krebs und grinst. Wer für den August ein Boot bucht, kann bis zu 25 Prozent sparen: Das Jubiläumsangebot gilt für die ersten 200 Online-Buchungen (Stichwort: 40-Jahre-Kanu-Center) an allen Mietstationen im August (außer sonnabends).