Lauenburg. In der Sporthalle am Hasenberg ist eine 150 Quadratmeter große Anlage entstanden. Ein erster Tester war Lauenburgs Bürgermeister.
Wer die Sporthalle am Hasenberg betritt, ist erstaunt über die Größe: An zwei Seitenwänden erstreckt sich über 150 Quadratmeter eine Kletterwand. 90.000 Euro kostete die Anlage, die von der Aktivregion Sachsenwald-Elbe co-finanziert wurde – und von Lauenburgs Bürgermeister Thorben Brackmann als einer der ersten Nutzer getestet wurde.
Im Vergleich zu den Kletterhallen in Norddeutschland, die zumeist auf mehr als 1000 Quadratmeter mehrere Routen anbieten, ist die Anlage in Lauenburg eher klein. Allerdings werden die meisten Hallen von Unternehmen betrieben – die Kletterwand in der Schifferstadt ist öffentlich: Dort können Schüler klettern, aber auch Erwachsene. Die Lauenburgische Sportvereinigung (LSV) ist mit im Boot und will nach den Sommerferien Kletterkurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene anbieten.
Schifferstadt wird nun auch zum Paradies für Kletterer
Zur offiziellen Eröffnung der Halle hatte Bürgermeister Thorben Brackmann (CDU) Sportkleidung und Kletterschuhe mitgebracht: „Wenn man Kletterhalle hört, denkt man an etwas wesentlich Kleineres“, staunte der Verwaltungschef, der während seiner Bundeswehrzeit geklettert ist und privat gerne bouldert.
Dabei handelt es sich um das Klettern ohne Seil und Sicherung an Felsblöcken (englisch: Boulder) oder Kletterwänden bis zu einer Höhe von etwa vier Metern. Doch die Kletterwände in der Halle sind fünf und sieben Meter hoch: Mit einem Klettergurt und seinen eigenen Kletterschuhen wagte der 32-Jährige gesichert durch Lehrer Joachim Mix den Aufstieg und nötigte dem Profi ein respektvolles Wow ab.
Initiator Joachim Mix ist Lehrer für Deutsch und Technik
Erste Ideen für die Kletterwand waren bereits 2019 im Bekanntenkreis gereift, erinnert sich Mix. Kurios: Der Initiator des Projekts ist kein Sportlehrer, sondern unterrichtet an der Albinus-Gemeinschaftsschule Technik und Deutsch. Der heute 56-Jährige ist erst vor elf Jahren zum Klettern gekommen: „In einem Urlaub habe ich Kletterer im kroatischen Paklenica-Nationalpark beobachtet und war davon fasziniert.“
Wieder zu Hause, besuchte Mix Kurse in Kletterhallen, klettert aber am liebsten im Fels. Eine der nächsten Möglichkeiten neben dem Harz ist der Ith: Der Mittelgebirgszug aus Kalkstein erstreckt sich zwischen Hameln und Pyrmont im Weserbergland. Höchster Gipfel ist der Lauensteiner Kopf mit 439 Meter.
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30 Meter lange Kletterwand mit 18 Sicherungslinien
Doch Mix klettert nicht nur in seiner Freizeit: Der Pädagoge hat mittlerweile die notwendigen Lizenzen, um auch mit seinen Schülern klettern zu gehen. Das sei für die natürlich zunächst ein Abenteuer, aber: „Das Klettern in einer Seilschaft macht etwas mit den Jugendlichen“, so Mix. Es geht dabei vor allem und Verantwortung und Rücksichtnahme, denn einer muss den anderen sichern.
Das gilt auch für die Indoor-Kletteranlage: Entlang der fast 30 Meter langen Kletterwand gibt es 18 Sicherungslinien, an denen, gesichert durch eine zweite Person, die das Seil hält, geklettert wird. 13 davon sind sogenannten Vorstiege, bei denen das Seil von unten mitgenommen und an den eingebauten Sicherungspunkten per Karabinerhaken eingeclipt wird. Fünf sind Topropes, bei denen das Seil vom höchsten Punkt der Kletterwand herabhängt.
Wichtig in der Seilschaft: Jeder ist für den anderen verantwortlich
Beim Sichern sollten Kletterer und Sichernder etwa gleich schwer sein: Zwar bremsen Knotentechniken und Karabinerhaken, sogenannte Halbautomaten, den ungeplanten Sturz oder das geplante Abseilen, wenn der Kletterer das Ende der Wand erreicht hat. Ist die sichernde Person jedoch sehr viel leichter als der Kletterer, kann sie den Bodenkontakt verlieren: Der Kletterer stürzt dann zeitweilig unkontrolliert. In den Kursen sichern deshalb immer die Anleiter ihre Schüler ab und die sich gegenseitig, wenn sie etwa gleich schwer sind.
Zehn Weichbodenmatten, die bei einer anderen Verwendung der Halle hochkant an der Wand befestigt werden, gehören deshalb ebenso zur Anlage wie ein Selbstsicherungsgerät. Beim Speedklettern, das 2024 in Paris erstmals eine eigene olympische Disziplin sein wird, sind die Athleten mit so einem Gerät gesichert. In der Hasenberg-Halle ist bisher ein Selbstsicherungsgerät montiert, dass auch beim freien Klettern eingesetzt werden kann, wenn etwa der Partner zum Absichern fehlt.
Aktivregion Sachsenwald-Elbe fördert die Kletterwand
90.000 Euro hat die Kletterwand, die aus Birkensperrholzpaneelen besteht, gekostet. Pro Quadratmeter sind 42 Griffpunkte möglich – insgesamt hat die Konstruktion derzeit 500 Klettergriffe. Gefördert wurde die Anlage von der Aktivregion Sachsenwald-Elbe mit 41.000 Euro. Im Jahr 2020 hatte die Aktivregion die Kletterwand als ein Projekt beschlossen, Baubeginn war dann im Frühjahr dieses Jahres. Die Schule hat Kletterschuhe in unterschiedlichen Größen sowie Seile hinzu gekauft.
Für Schüler wird es ein Angebot zum Klettern im Rahmen der Offenen Ganztagsschule (OGS) geben. Aktuell laufen die Fortbildungen für die künftigen Trainer, darunter sind auch Sportlehrer, die Klettern dann im Rahmen ihres Unterrichts anbieten wollen. Aber auch Mix und andere Kollegen wollen das Klettern im Rahmen ihres Klassenverbands weiter anbieten. Zudem wird es bei der LSV immer dienstags ab 18 Uhr ein Kletterangebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geben. Gesucht werden noch Sponsoren, die weitere Griffe oder ein Selbstsicherungsgerät finanzieren wollen.