Geesthacht. Bienen stehen beim Imkerverein Geesthacht immer im Fokus: Ob im Jubiläumskochbuch oder Kalender. Mutige tragen sie auf der Brust.

Deftige Krabbensuppe nach Geesthachter Art, heimischer Spargel mit exotischer Chili-Ingwer-Soße oder ein fruchtiger Salat mit Mango, Rucola und Melone – Honigmelone, um genau zu sein. Denn es ist der Imkerverein Geesthacht und Umgegend, der seinen 100. Geburtstag feiert. Er beschenkt sich und alle Leckermäuler mit einem Jubiläumskochbuch. Rezepte gibt es auf 112 Seiten, und – das ist der pollengelbe Faden –, ein Klacks Honig ist bei jedem Gericht dabei. Die Liebe geht oft durch den Magen – auch bei der zur Biene.

Die Rezepte wurden von den Mitgliedern zusammengetragen, „sie wurden alle nachgekocht, ob sie auch funktionieren“, berichtet Wencke Waidhas-Stubbe, Obfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Schon ihr Großonkel war Bienenzüchter auf Amrum. Die studierte Grafikerin sorgte für die Gestaltung, das Kochbuch kostet 24 Euro. Zudem gibt es einen immerwährenden Kalender für 14 Euro mit den schönsten Bienenfotos aus einem Wettbewerb zu erwerben.

Zahl der Bienenpopulationen bei Imkern ist auf Rekordhoch

Vier Völker starten aus dem Garten von Wencke Waidhas-Stubbe in der Oberstadt zum Flug auf die umliegenden Felder. Vor allem Rapshonig ist gut nachgefragt. Pro Volk werden über das Jahr bis zu 30 Kilo Honig eingetragen. Ein 500-Gramm-Glas Rapshonig schlägt für den Verbrauchen heutzutage zwischen fünf und sieben Euro zu Buche,
Vier Völker starten aus dem Garten von Wencke Waidhas-Stubbe in der Oberstadt zum Flug auf die umliegenden Felder. Vor allem Rapshonig ist gut nachgefragt. Pro Volk werden über das Jahr bis zu 30 Kilo Honig eingetragen. Ein 500-Gramm-Glas Rapshonig schlägt für den Verbrauchen heutzutage zwischen fünf und sieben Euro zu Buche, © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Zum Datum stehen keine Wochentage, sodass er auch in den kommenden Jahren benutzt werden kann. Wer Interesse hat, meldet sich über die Webseite per Kontaktformular auf www.imkerverein-geesthacht.de. Alles wurde aus eigenen Mitteln finanziert, der Mitgliedsbeitrag beträgt 99 Euro im Jahr.

Im Jahr des Jubiläums in Geesthacht boomt die Imkerei in Deutschland. Laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung wurden im vergangenen Jahr fast eine Million Bienenpopulationen gezählt – neuer Höchststand. Was bei einigen der Neueinsteiger ein kurzlebiges Hobby sein mag, hat in Geesthacht schon eine sehr lange Geschichte: Den Imkerverein gibt es seit 1923. Gefeiert wird am Sonnabend, 7. Oktober, ab 18 Uhr im Gasthaus Basedau in Lütau.

Die Imkerei galt früher als Nebenerwerb, um der Armut zu entkommen

In Geesthacht und seiner Umgebung mit den ehemals großen Heideflächen auf den Dünen gibt es traditionell schon sehr lange Imkerei. Auch Wachs war ein beliebter Rohstoff. „Die Imkerei galt als Nebenerwerb, um der Armut zu entkommen“, weiß man beim Imkerverein über die Frühzeit. Viel mehr aber auch nicht. Die alten Imker haben dazu kaum Material gesammelt.

Und sie waren Geheimniskrämer. Fachwissen und Erfahrung wurden zunächst nur innerhalb der Familien weitergegeben. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts änderte sich das, neue Forschungsergebnisse begannen, die Imkerei stark zu verändern. Auch optisch: So wurden die bekannten Strohkörbe als Bienenhäuser abgelöst durch die sogenannte Magazinbeute. Sie sieht nicht so romantisch aus, ist aber effektiver und wird heutzutage immer noch benutzt.

Neue Methoden machten einen Gedankenaustausch notwendig

Neue Methoden führten dazu, dass ein Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten als immer notwendiger betrachtet wurde – so entstand in den 1920er-Jahren der Imkerverein in Geesthacht. Er ging hervor aus dem Imkerverein Bergedorf. Erster Vorsitzender war ein Lehrer, Paul Wiedenbeck.

„Über Vereinsgröße oder Herkunft der Mitglieder lässt sich nur wenig herausfinden. Erschwerend bei der Recherche: Geesthacht gehörte früher zum Hamburger Stadtgebiet. „Auch der Heimatbund und Geschichtsverein konnte nicht helfen“, berichtet Wencke Waidhas-Stubbe. „Aus der Entstehungszeit des Vereins ist kein Bildmaterial erhalten.“

Die Mitgliederzahlen haben sich in wenigen Jahren verdoppelt

Die neue Liebe zur Biene in Deutschland lässt sich auch am Steigen der Mitgliederzahlen in Geesthacht ablesen. Seit 2016 hat sie sich gut verdoppelt, lag sonst immer recht konstant bei um die 40. Nun halten 72 Aktive Bienen, fünf passive Mitglieder unterstützen, hinzu kommen zwei hochbetagte Ehrenmitglieder, die schon seit 1966 und 1969 dabei sind.

Das Durchschnittsalter der Mitglieder betrug am 1. Januar 57,9 Jahre. Die meisten wohnen in Geesthacht oder in der Nachbarschaft, einige auch in Bergedorf-West, Grove, Witzeeze, Lanze und Artlenburg. Am 1. Januar waren innerhalb des Geesthachter Imkervereins 739 Völker gemeldet. Treffen ist jeden zweiten Dienstag im Monat im Oberstadt-Treff am Dialogweg.

Aber was finden die Menschen eigentlich so faszinierend daran, sich freiwillig mit ganzen Schwärmen von Stechinsekten einzulassen? Der Imkerverein hat aus Anlass seines Jubiläums einmal nachgefragt. Für die meisten ist es Entspannung vom Alltag oder schlicht die Faszination, die von einem Bienenvolk ausgeht als soziales Gefüge.

Die schönste Schilderung: „Als vierjähriger Junge bekam ich in der sibirischen Verbannung von einem Förster mein erstes und für lange Zeit einziges Honigbrot geschenkt. Das war unvergesslich“, schreibt eines der Vereinsmitglieder auf die Frage, warum er Imker geworden ist.

So geht die Krabbensuppe nach Geesthachter Art à la Imkerverein

Büsumer Krabbensuppe ist vielen ein Begriff, aber die Schalentiere lassen sich auch auf die „Geesthachter Art“ zubereiten. Der Imkerverein Geesthacht und Umgegend veröffentlicht zu seinem 100. Jubiläum ein Kochbuch mit diesem Rezept von Ulrich Gansewig. Die Besonderheit ist der Sommerblüten-Honig für die feine, süßliche Note.

Zutaten für vier Personen: Krebssuppenpaste (75g), Gemüsebrühe (600ml), trockener Weißwein (150ml), trockener Sherry (100ml), Sahne (250ml), Krabbenfleisch (150g), Frischkäse (35g), Butter (25g), Tomatenmark (1 EL), Zitronensaft (1 EL) und Honig (30g). Zudem wird benötigt eine kleine Zwiebel, Pfeffer, Dill, Krabben und Sahne zum Garnieren.

Und so geht es: Feingehackte Zwiebel in der Butter glasig anschwitzen, mit der Brühe ablöschen. Krebssuppenpaste, Gemüsebrühe, Tomatenmark, Frischkäse und den Honig einrühren. Alles fünf Minuten köcheln lassen, schließlich Weißwein und Sherry hinzufügen. Dann die Sahne – entweder flüssig oder geschlagen – unterrühren, alles weiterhin heiß halten. Zum Ende die Krabben in den Topf geben. Die Suppe sollte heiß sein, ohne noch zu köcheln. Abgeschmeckt wird mit Pfeffer und Zitronensaft. Mit Dill, ein paar zurückbehaltenen Krabben und einem Sahnehäubchen wird das fertige Werk auf dem Teller garniert. Die Imker empfehlen als Beilage frisches Baguette und trockenen Weißwein.