Kittlitz. Mit dem Frühling hat ihre Saison begonnen: Hofcafés wollen ihre Gäste mit süßen und herzhaften Snacks sowie Veranstaltungen begeistern.
Waldmeister-Erdbeer, Mohn-Marzipan, Rhabarber-Eierlikör-Krokant-Torte, Limetten-Joghurt-Torte, Himbeer-Nougat-Crunch oder Kutscher-Torte mit Mandarinen und Orangen-Sahne: Wer eines der 13 Hofcafés im Herzogtum Lauenburg besucht, kann sicher sein, es nicht hungrig zu verlassen.
Denn bei diesem Angebot ist für jeden Geschmack etwas dabei. Zur Saisoneröffnung mit dem traditionellen Tortenanschnitt haben sich jetzt sieben Café-Betreiber im Dielencafé in Kittlitz (Dorfstraße 40), wenige Kilometer östlich von Ratzeburg getroffen.
Sie sind eine Institution im Herzogtum Lauenburg und einen Ausflug wert: Die herzoglichen Land- und Hofcafés sind ein Magnet für Einheimische und Gäste zugleich. „Sie prägen ganz massiv unser ländliches Angebot im Kreis Herzogtum Lauenburg“, sagt Carina Jahnke von der Tourismusagentur des Kreises (HLMS). Und dies nicht nur mit ihren Tortenkreationen, sondern auch mit Frühstücksangeboten und Veranstaltungen, vor allem aber mit ihrer oft reizvollen Lage an den Seen des Herzogtums.
Regional und nachhaltig: das Café EneHus
Nach den letzten durch die Pandemie geprägten unsicheren Jahren sind die Betreiber zuversichtlich, ihre Häuser und Gärten wieder für eine „normale“ Saison öffnen zu können. „Wie die übrigen Gastronomiebetriebe im Kreisgebiet sind auch die Hofcafé-Betreiber noch auf der Suche nach qualifiziertem Personal“, so Jahnke. Doch nach den guten Erfahrungen in der vergangenen Saison seien alle voller freudiger Erwartung.
Manche haben ihr Angebot vergrößert oder ganz neu aufgebaut: So wie Daniel und Maik Fleischer aus Einhaus. Der Fachmann für Systemgastronomie und der gelernte Koch haben im kleinen Ort am Ratzeburger See mit dem Landcafé EneHus ihren Traum von einem Café verwirklicht. „Wir denken, dass regionales Einkaufen und Handeln in Zeiten des Online-Handels immer mehr an Bedeutung gewinnt. Uns ist es wichtig, mit regionalen Partnern zusammen zu arbeiten, Transportwege und Anfahrten so kurz wie möglich zu halten“, sagen beide.
So kommt der Kaffee aus einer kleinen Rösterei in der Hamburger Speicherstadt, die Zutaten für Gebäck und Herzhaftes von Hofläden in der Region. Der Renner sei die Himbeer-Nougat-Crunch-Torte. „Wenn wir die einmal nicht haben, sind unsere Stammgäste fast ein bisschen enttäuscht“, sagt Daniel Fleischer. Zum nachhaltigen Angebot gehört auch eine Ladesäule für E-Bikes: Statt mit dem Auto kommen in der Saison immer mehr Gäste mit dem Elektrofahrrad. Kein Wunder – nahezu alle Hofcafés liegen in landschaftlich schöner Umgebung und sind häufig per Radwanderweg erreichbar.
Kaffee mit Hafermilch gibt es auch auf dem Land
Seit 2005 arbeiten die Hofcafés unter Federführung der Herzogtum Lauenburg Marketing & Service GmbH (HLMS) in der, „Arbeitsgruppe ländlich“ zusammen. Mit gemeinsamen Kampagnen und Aktionen gehen sie immer wieder neue Wege, sehen sich als Mitbewerber, nicht als Konkurrenten. Dazu zählt, dass sich die Cafés mit vegetarischen, veganen und auch glutenfreien Produkten auf die veränderten Kundenwünsche eingestellt haben. „Wir haben im Sommer ganz viele Gäste, die sich freuen, auf dem Lande auch vegan oder vegetarisch essen zu können“, so Gastgeberin Britta Rühs und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Ja – den entkoffeinierten Latte Macchiato mit Hafermilch kriegt man bei uns auch.“
Vor zehn Jahren hat sie das Dielencafé in Kittlitz übernommen, das ihre Mutter im Jahr 2000 eröffnet hatte: „Meine Mutter hat schon immer gerne gebacken. Das Café war ein klassischer Nebenerwerb“, so Rühs. Die Eltern besaßen eine Landwirtschaft und als die Kinder groß waren, erfüllte sich Silke Burmeister einen Traum. „Damals war noch alles anders“, erinnert sich Rühs. Für das Café gab es Fördermittel des Landes, die Landwirtschaftskammer unterstützte die Gründerinnen – die meisten Hofcafes wurden wie in Kittlitz von den Bäuerinnen als Nebenerwerb geführt.
E-Bikes sind ein Segen für die Cafés
Der drohte im Jahr 2010 zu platzen: Ein Großfeuer zerstörte das Café. Nach dem Wiederaufbau stieg Tochter Britta ein, die das Café bis heute betreibt. Nach der Wiedereröffnung kam vor fünf Jahren die nächste Krise: „Mir sind die Gäste förmlich davon gelaufen“, sagt Rühs. Mit Kaffee und Kuchen allein war kein Geschäft mehr zu machen. Heute finden Gäste deshalb Quiche, Suppen und Salate auf der Speisekarte, es gibt Frühstück und Brunch.
Ganz wichtig für Radfahrer, die einen Großteil der Gäste in allen Hofcafés ausmachen: „Als die ersten E-Bikes auf den Markt kamen, waren im Café alle Steckdosen belegt. Heute halten die Akkus locker für 70 Kilometer und mehr, da muss niemand mehr nachladen“, sagt die Café-Betreiberin, die davon profitiert, das Kittlitz am Schaalsee-Radweg liegt. „Wer einmal um den See fährt, der steigt bei uns ab. Sonntags stehen manchmal mehr E-Bikes als Autos vor der Tür“, so die Kittlitzerin.
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Hofcafés laufen parallel zur landwirtschaftlichen Betrieb
Während das Café von Britta Rühs und das ihrer Schwester Kathrin Petersen, die das Café uppen Barg (hochdeutsch: auf’m Berg) im zur Gemeinde Duvensee gehörenden Bergrade (Haus 4) betreibt, aber auch der Hof Kaiser in Salem (Seestraße 58), das Café Brandschatz in Anker (Hauptstraße 5), Lödings Bauernhof am See in Buchholz am Ratzeburger See (Auf dem Ortskrampe 1), die Kutscherscheune auf Gut Groß Zecher (Lindenallee 15) am Schaalsee oder das Café der Domäne Fredeburg (Domänenweg 1) echte Hofcafés mit einer Landwirtschaft im Hintergrund sind, handelt es sich beim Café Q in Brunstorf (Kirchweg 1), dem Antik-Café Bric-A-Brac & More in Labenz (Hauptstraße 51), dem Waldcafé in Mustin (Waldstraße 66) oder dem Café EneHus in Einhaus um Landcafés mit nicht minder leckerem Angebot, aber ohne Landwirtschaft. Einen Sonderfall bilden der Schaalseehof in Dargow (Alte Dorfstraße 1), die am Schaalsee auch eine Fischräucherei betreiben, sowie das Café der Hamfelder Bauernmeierei in Mühlenrade (Dorfstraße 35), die auch zur „Arbeitsgruppe ländlich“ gehören.
Neben dem kulinarischen Genuss bieten die Hofcafés auch tolle Angebote für Familien. So lädt Familie Löding in der Himbeerzeit immer sonntags zu kostenlosen Treckerfahrten ein, neben dem Café uppen Barg können Gäste SwinGolf spielen und Gutsherrin Hannelore von Witzendorff lädt unter dem Motto „Schaalseegarten 2023“ an drei Abenden zu Konzerten unter freiem Himmel ein.
Alle Hofcafés mit Ausnahme der Meierei in Mühlenrade haben am Wochenende sowie am 1. Mai geöffnet. Eine Übersicht der Hof- und Landcafés gibt es auf www.herzogtum-lauenburg.de/hofcafes-hoflaeden.