Wentorf. Das Ende des Radbooms auch E-Motion in Wentorf. Trotzdem erweitert der Laden sein Sortiment – und feiert ein Frühlingsfest.
- Der Frühling ist die ideale Gelegenheit, sich ein neues Rad zu kaufen
- Jedoch ist die Nachfrage 2023 im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen
- Insgesamt wurden 400.000 Räder weniger verkauft
Das schöne Wetter der vergangenen Tage hat den einen oder anderen aufs Rad gelockt. Wer dabei gemerkt hat, dass seines zu alt, zu klapprig ist oder ein wenig Unterstützung von einem E-Motor gut wäre, sollte nicht lange zögern: „Die beste Zeit, ein neues Rad zu kaufen, ist jetzt. Die Lager der Händler sind voll“, sagt Reiner Kolberg, Sprecher des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) in Berlin. Der Verband vertritt 100 Mitgliedsunternehmen der Fahrrad-, E‑Bike-, Komponenten- und Zubehörindustrie im In- und Ausland. Noch ein Argument zum Kauf: Erste Hersteller haben laut Verband bereits Preissenkungen für dieses Jahr angekündigt.
Dass es keinen besseren Zeitpunkt gibt, dem kann Frank Christmann von E-Motion in Wentorf zustimmen. Der Filialleiter des E-Bike-Fachgeschäfts am Südring verzeichnet eine deutlich verhaltenere Nachfrage zu Beginn dieser Radsaison als die Jahre zuvor. Der E-Bike-Fan vermutet, dass viele nach der Pandemie Reisen nachholen, andere den Kauf eines hochwertigen E-Bikes in Zeiten von Inflation zurückstellen.
E-Bikes: Am Anfang der Fahrradsaison geringe Nachfrage
Einige Branchenkenner sprechen deshalb sogar schon vom Ende des Fahrradbooms. Das allerdings sei so nicht richtig, sagt Kolberg. Er spricht eher von einer „Rückkehr zur Normalität und einer Konsolidierung des Marktes – allerdings auf hohem Niveau“. Nach Jahren eines regelrechten Verkaufsrauschs während der Pandemie, in dem einige Radhersteller Wachstumsraten von 75 Prozent verzeichneten, pendeln sich die Verkaufszahlen nun wieder ein.
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Insgesamt 4,6 Millionen Fahrräder und E‑Bikes wurden laut ZIV im vergangenen Jahr in Deutschland verkauft. Das sind zwar 400.000 Räder weniger als im Jahr zuvor, aber immer noch mehr als vor der Vor-Corona-Zeit, zumal mit 7,36 Milliarden Euro sogar ein neuer Umsatzrekord in der Fahrradbranche erzielt wurde. Der Umsatzrekord erklärt sich damit, dass rund die Hälfte der verkauften Räder, 2,2 Millionen Stück, einen Motor hatten. Die Branche rechnet damit, dass der Trend zum E-Bike weiter anhält.
Wentorfer E-Bike-Pionier feiert zehnjähriges Bestehen
Frank Christmann hat diesen in den vergangenen Jahren hautnah miterlebt und stark davon profitiert. Kommenden Sonnabend, 29. April, feiert der E-Bike-Händler sein zehnjähriges Bestehen mit einem großen Frühlingsfest (von 10 bis 16 Uhr am Südring 5). „Als wir hier anfingen, waren wir noch Pioniere“, erinnert sich der Filialleiter. Die Verkaufsfläche war gerade mal 170 Quadratmeter (heute 1200 Quadratmeter) groß, sein Team bestand aus nur drei Leuten (heute 19), die pro Jahr rund 100 Räder verkauften. „Wir haben uns teils den Mund fusselig geredet, um die Kunden von einem E-Bike zu überzeugen“, sagt der gelernte Kfz- und Zweiradmechaniker.
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Das sei heute nicht mehr nötig. Viele Kunden kauften bereits ihr zweites Rad, und die meisten haben eine genaue Vorstellung davon, was das neue alles können muss. Im Gegensatz zu früher haben sich die Kunden an die hohen Verkaufspreise ab 4000 Euro aufwärts gewöhnt. „Mit der Möglichkeit, E-Bikes über seinen Arbeitgeber zu leasen, ist die Scheu vor der teuren Anschaffung noch einmal gesunken“, sagt Christmann. Rund 500.000 Räder mit Motor werden laut Verband aktuell pro Jahr bundesweit geleast.
Junge Familien steigen immer öfter auf Lastenrad um
Gestiegen ist laut Christmann auch die Bereitschaft, den Alltag in der Metropolregion ohne Auto zu meistern. „Vor allem junge Familien sehen in einem Lastenrad eine sinnvolle Alternative“, sagt Christmann. Kein Wunder, dass der E-Bike-Händler darauf reagiert und seine Verkaufsfläche noch einmal erweitert. „Dafür haben wir unsere Werkstatt an den Südring 50a ausgelagert“, sagt Christmann. „Wir haben schon länger nach einer neuen Fläche gesucht und zugegriffen, als das Möbelhaus ausgezogen ist“, sagt er.
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Neun der insgesamt 19 Mitarbeiter reparieren hier seit einer Woche E-Räder und führen Inspektionen durch. Die Nachfrage nach Serviceleistungen ist hoch, Kunden warten bis zu zwei Wochen auf einen neuen Termin. Die Wartezeit würde Christmann gern verkürzen, doch arbeitslose Zweiradmechaniker seien nur schwer zu finden.