Schwarzenbek. Mit 19,9 Prozent hat Schwarzenbek den größten Anteil von Kinder und Jugendlichen in Schleswig-Holstein und tut zu wenig für sie.
Die Europastadt ist eine der jüngsten Städte in Schleswig-Holstein: Sowohl was die Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1953 angeht, als auch bei der Zusammensetzung seiner Bevölkerung. 19,9 Prozent der Bürger (Stand 2021) sind jünger als 18 Jahre. Damit liegt Schwarzenbek im Land auf Platz eins gefolgt von Kaltenkirchen (19 Prozent) und Rendsburg (18,9 Prozent).
Nach Ansicht der Grünen tut die Europastadt jedoch zu wenig für ihre jüngsten Bürger – trotz des Kitaausbaus in den vergangenen Jahren und dem Beschlusses der Politiker, beide Grundschulen neu zu bauen. „Es ist doch symptomatisch, dass Schwarzenbek die kinderreichste Stadt im Bundesland ist und keiner es merkt. Es wird Zeit, dafür zu sorgen, dass dies endlich spürbar wird und wir und unsere Kinder auch in 20 Jahren in einer lebenswerten und dynamischen Stadt leben können“, sagt Kolja Ronneberger, Ortsverbands-Sprecher der Grünen. Im Programm zur Kommunalwahl am 14. Mai stehen deshalb nicht nur grüne Kernthemen wie nachhaltige Mobilität und Energiewende, sondern auch die Verbesserung der Lebensbedingungen für Familien.
Grüne wollen Kitabetreuung bis in den Abend
„Die Interessen von Kindern, Jugendlichen und Familien werden viel zu oft von anderen Themen dominiert“, sagt Partei-Vize Christian Wruck. Deshalb fordern die Grünen mehr Beratungsangebote und Treffpunkte für Familien sowie den Ausbau der Betreuungsangebote im Kitabereich – zahlenmäßig wie auch zeitlich. Aktuell gibt es mehr als 1000 Krippen-, Elementar- und Hortplätze in der Europastadt, zwei weitere Kitas sind in Planung, weil 149 Plätze fehlen. Die Grünen wollen aber, dass die Betreuung auch in die Abendstunden ausgeweitet wird. Wie die Träger – neben der Evangelischen Kirche betreiben ASB und Johanniter die acht Kitas – das angesichts Personalknappheit machen sollen und wie groß überhaupt die Nachfrage nach derartigen Zeiten ist, steht hingegen nicht im Wahlprogramm.
Unterstützung soll es auch für die Schulen geben: Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, sollen bei allen Straßenbauvorhaben im Umfeld von Schulen die Schulleitungen, Elternbeiräte und Schülervertretungen an den Planungen beteiligt werden. Zudem soll die Stadt mehr IT-Personal einstellen, um den Schulen den Weg in die digitale Welt zu ebnen. Weil die psychische Belastung der Schüler infolge der Corona-Krise zugenommen habe, fordern die Grünen nicht nur die personelle Aufstockung der Schulsozialarbeit, sondern auch einen städtischen Schulpsychologen. Grünen-Kandidatin und Grundschullehrerin Deike Winkler sagt: „Aufgrund der Corona-Pandemie sind bei vielen jungen Menschen psychische Belastungen und Bildungsrückstände entstanden.“ Die sollen nun stärker in den Fokus genommen werden.
- Neubaugebiet in Geesthacht: So werden hier Häuser beheizt
- Kommunalwahl 2023: Parteien verlieren an Bedeutung – Ist der Trend aufzuhalten?
- E-Bikes: Erste Preisnachlässe wegen weniger Nachfrage
Wochenmarkt soll auf den alten Markt
Ebenfalls im Mittelpunkt des Wahlprogramms steht die Innenstadtentwicklung. Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) unterstützen die Politiker, von denen die meisten kommunalpolitische Newcomer sind. Sie fordern eine grundlegende Umgestaltung des Ritter-Wulf-Platzes: Statt Parkplätzen soll es Grünflächen, Planschbrunnen und Spielmöglichkeiten für Kinder, eine Veranstaltungsfläche sowie ein „familientaugliches gastronomisches Angebot“ geben. Beim Wochenmarkt sind sich die Grünen mit der Wirtschaftlichen Vereinigung (WVS) einig: Er soll künftig auf dem alten Markt stattfinden. Ein Punkt, der Proteste der Wochenmarktbeschicker nach sich ziehen wird: Die Händler, die als Marktverein organisiert sind, sind zwar auch an einer Attraktivitätssteigerung ihres Marktes interessiert, lehnen den Umzug aber ab, so lange nicht auch die Lauenburger Straße als Marktfläche zur Verfügung steht. Doch das ist noch eine Bundesstraße, ein zweimalige Sperrung pro Woche ist nicht möglich.
Einig mit WVS: Stadt braucht einen Citymanager
Einig sind sich die Grünen aber auch mit der WVS, dass für die Umsetzung des ISEK sowie die Förderung neuer Laden- und Gastronomieangebote ein Citymanager und ein Wirtschaftsbeirat notwendig sind. „Wir haben den Eindruck, dass sich die Kommunalpolitik in der Vergangenheit beim Thema Stadtentwicklung leider oft in bestenfalls gut gemeinten Einzelmaßnahmen verloren hat, die sich jedoch ohne übergeordneten strategischen Rahmen oft kontraproduktiv ausgewirkt haben“, so Wruck. Im Bereich der Energiewende soll künftig ein übergeordneter Klima- und Umweltausschuss alle Maßnahmen kontrollieren. Wichtig für Bauherren: Solaranlagen sollen bei kommunalen und gewerblichen Bauvorhaben künftig verpflichtend werden.