Schwarzenbek. Die Sozialdemokraten wollen mit schnellen Lösungen punkten. Warum es bei der Kommunalwahl aber vor allem um Personen gehen wird.
Mehr als 1000 Elementar-, Krippen- und Hortplätze gibt es in der Schwarzenbek. In den vergangenen zehn Jahren hat die Stadt die Zahl ihrer Kitas von vier auf nun acht verdoppelt. Dennoch fehlen aktuell 149 Plätze. Mit schnellen Lösungen will die SPD für Abhilfe sorgen.
Es ist ein wenig wie die Quadratur des Kreises: Eigentlich würde der Bau einer neuen großen Kita reichen, um allen Kindern eine Betreuung zu ermöglichen. Doch die Stadt muss sogar zwei neue Kindertagesstätten bauen. Denn wenn die Grundschule an der Breslauer Straße neu gebaut wird, muss die auf dem selben Gelände stehende Kita Traumland der Johanniter weichen. Ein Zugang über eine Baustelle ist den Kita-Kindern nicht zuzumuten. Mit dem Neubau der Schule könne man erst dann beginnen, wenn Ersatz geschaffen sei. Für die dann immer noch fehlenden 149 Plätze bedarf es jedoch kurzfristiger Lösungen.
Kommunalwahl: SPD will mit der Umwandlung bei Eltern punkten
„Von der Planung über die Trägersuche bis zur Fertigstellung vergehen aber mindestens drei Jahre“, sagt Nils Hilger, langjähriger Bau- und Hauptausschussvorsitzender, der für die Schwarzenbeker SPD auf Listenplatz 3 kandidiert. Klar sei, dass man mittelfristig zwei neue Kitas bauen müsse, doch es gelte, jetzt auch schnelle Lösungen zu finden.
Mit der Einrichtung weiterer Waldgruppen etwa auf dem Sportplatz an der Schützenallee sowie der Umwandlung von Hort- in Krippen- und Elementargruppen will die SPD nun bei Eltern im Wahlkampf punkten. Der SPD-Vorsitzende Candy Rudolph ist selbst Vater zweier Kinder: Ein Kind besucht eine Hortgruppe, auf die Zusage eines Krippenplatzes habe die Familie jedoch ein halbes Jahr warten müssen. „Wir müssen uns fragen, welche Plätze in dieser Situation Priorität haben sollen“, so Rudolph.
Auslaufmodell: Krippe soll Vorzug vor Hort erhalten
Zumal der Hort ein Auslaufmodell sei: Zum Schuljahr 2026/27 tritt der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an der Grundschule zunächst für Erstklässler in Kraft, wird dann schrittweise auf alle Grundschulkinder erweitert.
Die Gutachter, die für die Stadt den Kitaentwicklungsplan aufgestellt haben, gehen ab 2026 jedoch von einem Bedarf von mehr als 624 Hortplätzen für Grundschüler aus – 270 mehr als derzeit. Die müssten dann komplett im Bereich der Offenen Ganztagsschule (OGS) geschaffen werden oder könnten bei abnehmendem Bedarf für Krippen- und Elementarplätze zurück an die Kitas gehen. Zudem möchte die SPD die Kitas selbst stärker in den Fokus nehmen: So gebe es bei den Trägern offenbar große Unterschiede bei der Zahl der offenen Erzieherstellen und der praxisintegrierten Ausbildung (PiA).
Konsens der Parteien über die großen Projekte in der Europastadt
Konsens zwischen den Parteien und Wählergemeinschaften sei, die großen Projekte zu verwirklichen. Dazu zählen der Neubau der Kitas, der Grundschulen, der Feuerwache sowie das Stadtentwicklungskonzept (ISEK) samt Umwidmung der alten Realschule. Für die SPD haben aktuell die Kitas die höchste Priorität. Dies sei aber kein alleiniges Thema der SPD, sondern aller in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Fraktionen, so Hilger. In diesem Zusammenhang erneuert die SPD ihre Kritik am CDU-Wahlkampfthema Hallenbad: Damit zu werben, ohne gleichzeitig zu sagen, dass dies nicht ohne die Unterstützung von Kreis und umliegenden Kommunen zu finanzieren sei, sei fragwürdig, so Heike Wladow.
Mehr als 3000 Bürger mit Schwerbehinderungen in Schwarzenbek
Weiteres wichtiges Thema der Sozialdemokraten ist der Aktionsplan Inklusion. Wie wichtig Barrierefreiheit ist, hat Bürgervorsteher Rüdiger Jekubik, der als Spitzenkandidat der SPD antritt, bei einem Termin im Rathaus mit seiner gehbehinderten Mutter selbst erfahren: „Weil Wochenmarkt war, fanden wir keinen Parkplatz. Zudem ist nur einer der beiden Rathauseingänge barrierefrei.“ Dass Inklusion kein Randthema ist, macht folgende Zahl deutlich: Mehr als 3000 Bürger in Schwarzenbek gelten als schwerbehindert.
Dazu komme eine hohe Dunkelziffer von Menschen, so Jekubik, die wie seine Mutter noch keinen Antrag gestellt haben: „Diesen Menschen gegenüber sind wir verpflichtet.“ Punkten will die SPD bei den Wählern auch mit kleinen Projekten wie einer Aufwertung des Stadtparks oder Verkehrslaboren, bei denen mögliche Umgestaltungen zunächst einmal ausprobiert werden können.
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Weil sich die Parteien bei den auf sie zukommenden Aufgaben weitestgehend einig seien, werde die Kommunalwahl sicher nicht über Themen entschieden, sagt Jekubik: „Es wird eine Entscheidung über die Personen sein.“ Eine gemeinsame Liste, wie in Gülzow, wo SPD und CDU eine Wählergemeinschaft gegründet haben, kann sich Jekubik in Schwarzenbek jedoch nicht vorstellen: „Dazu sind wir dann doch zu unterschiedlich, das haben die vergangenen fünf Jahre gezeigt.“