Schwarzenbek. Kultur in Schwarzenbek ist auf Erfolgskurs. Das zeigte sich bei einer Lesung mit Autorin Anja Topf und Musiker Stefan Weinzierl.
Der Neustart mit einer neuen Kulturmanagerin ist geglückt: Mehr als 40 Zuhörer kamen am Sonnabendabend, 25. März, in das historische Amtsrichterhaus und gingen mit Gänsehaut und guter Laune nach einer zweistündigen Lesung der in Wien geborenen Schauspielerin und Hörspielsprecherin Anja Topf (54) und vier teils skurrilen Kurzkrimis aus dem Norddeutschen Raum nach Hause. Für die passende musikalische Untermalung sorgte Stefan Weinzierl an unterschiedlichen Percussion-Instrumenten.
Kultur in Schwarzenbek startet wieder richtig durch
„Endlich startet die Kultursaison wieder richtig durch und ich bin mit der Resonanz sehr zufrieden. Bis Ende Mai steht das Programm, dann machen wir eine Sommerpause, legen im Herbst wieder los. Eventuell gibt es auch im Sommer im Rahmen der Kultursommers am Kanal noch Veranstaltungen, aber das ist noch nicht spruchreif“, sagt Hannah Kloosterman, die im Januar die Nachfolge von Vera Kipke angetreten hat, die mit einem Jahresvertrag die Kulturarbeit in Schwarzenbek organisierte. Zuvor hatte Christine Uhde über viele Jahre für die Kulturarbeit der Stadt verantwortlich gezeichnet und zuletzt auch das Programm im Amtsrichterhaus gemanagt.
Mit dem literarisch/musikalischen Duo Topf/Weinzierl hat Hannah Kloosterman offensichtlich den Nerv der Schwarzenbeker getroffen. Mehr als 40 Besucher kamen – auch wenn einige der insgesamt 64 Stühle leer blieben. Ein Kernproblem – bedingt durch Corona-Zwangspause und den ständigen Wechsel in der Kulturarbeit im Haus.
Gekonnter Wechsel aus Musik und spannenden Geschichten fesselt das Publikum
Zunächst einmal begeisterten Anja Topf und Stefan Weinzierl mit einem gekonnten Wechsel aus spannenden Kurzkrimis mit zum Teil überraschendem Ende und perfekter musikalischer Untermalung mit Vibraphon, Melodica, Gongs und vielen Percussion-Instrumenten.
Die gebürtige Österreicherin, die heute wechselnd in Hamburg und Berlin lebt, fesselte ihr Publikum mit Geschichten über eine eifersüchtige Arzthelferin, die gerne Patienten und Kontrahenten mit Strychnin ermordet und bei dem Versuch, eine Nebenbuhlerin aus dem Weg zu räumen, aus Versehen ihren Geliebten umbringt. Genauso spektakulär und fesselnd der Fall einer Ermittlerin in der Mordkommission, die nach einem Schicksalsschlag das Glück anderer nicht erträgt und diese bei nächtlichen Spaziergängen mit Schüssen ins Gesicht ermordet.
Kulturarbeit kommt wieder zur Ruhe
Am Ende gab es reichlich Applaus für das mörderische Duo – und für Veranstalterin Hannah Kloosterman die Gewissheit, dass das Konzept der Neuausrichtung aufgeht. Denn nach einer turbulenten Zeit mit wechselnden Akteuren und wechselnden Konzepten soll nun wieder Ruhe einkehren. Das Amtsrichterhaus hat eine sehr bewegte Geschichte als Kultureinrichtung am Rande der Stadt hinter sich.
Mehrere Kustoden, die Kulturstiftung des Kreises, der Freundeskreis, die Louisenhof gGmbH und letztlich die Stadt haben die Kulturarbeit in den vergangenen mehr als drei Jahrzehnten organisiert. Das 1750 erbaute Fachwerkhaus am Körnerplatz, ursprünglich Wohnsitz der Amtsrichter, dient seit einer Grundsanierung seit 1988 als Kulturtreff. Es hat sich wegen der ständigen Wechsel aber auch keine feste Fan-Gemeinde erobern können und bleibt ein nicht ganz leicht zu findender Geheimtipp unter Kulturfreunden.
Lokale Künstler finden Raum im Amtsrichterhaus
Mit einem neuen Ansatz will Hannah Kloosterman das ändern. „Ich möchte gerne neben überregional bekannten Künstlern auch mehr Schwarzenbekern die Möglichkeit geben, hier aktiv zu werden. Es ist mein Ziel, eine feste Stammkundschaft für Veranstaltungen zu entwickeln und zugleich neue Interessenten für das Kulturprogramm in diesem schönen Haus mit dem einzigartigen Flair zu begeistern“, sagte die 44-Jährige am Rande der Krimilesung.
Kulturellen Lokalkolorit gibt es genug. Mit der Ausstellung „Stories in Colors“ von der Hobby-Künstlerin Sarah Ann Andersen aus Schwarzenbek ging es im Februar los. Die 29-Jährige zeichnet seit ihrer Kindheit alles, was ihr gefällt, in bunten Bildern und Skizzen. Auch Aquarelle gehören zu ihrer Leidenschaft. Die gelernte Kauffrau ist erst vor einem Jahr zugezogen und hat im Amtsrichterhaus erstmals eine Möglichkeit gefunden, ihre Werke einem größeren Publikum zu zeigen.
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Aquarelle sind ebenfalls am kommenden Wochenende, Sonnabend und Sonntag, 1. und 2. April, jeweils von 14 bis 19 Uhr am Körnerplatz 10 zu sehen. Dann stellen die „Mittwochsmaler“ – zwei Künstlergruppen der VHS-Schwarzenbek aus. „Ich möchte aber auch gerne wieder die Fotofreunde für Ausstellungen im Amtsrichterhaus gewinnen“, betonte die studierte Kulturmanagerin. Die Hobbyfotografen waren in der Vergangenheit auf das Foyer der Rathauses ausgewichen.
Malgruppe und Geschichtsverein gehören zu den Stammgästen im Amtsrichterhaus
Stammgäste im Amtsrichterhaus sind die überwiegend weiblichen Künstler der Malgruppe „F.A.K.T.“ – allesamt ehemalige Krebspatienten, die regelmäßig im Spätherbst ihre Bilder im Amtsrichterhaus zeigen. Ebenfalls aus der Europastadt stammt die Vorsitzende des Heimatbund und Geschichtsvereins, Gisela Berger, die ihre beliebten Vorträge „Schwarzenbek gestern und heute“ teilweise mehrmals im Jahr im Amtsrichterhaus hält. Die nächste Möglichkeit, ihr zuzuhören ist am Donnerstag, 25. Mai um 19 Uhr. Damit endet auch das aktuelle Programm und geht nach einer Sommerpause weiter.