Schwarzenbek. Lange haben die Politiker mit einer Entscheidung zu dem Thema gerungen. Jetzt gibt es aber eine Lösung für Schwarzenbek.

Der Kulturbetrieb ruht in Schwarzenbek. Die Aral-Open-Konzerte sind zum zweiten Mal in Folge ausgefallen, der Festsaal war wegen Sicherheitsmängel an der Fluchttür sechs Monate gesperrt, und im Amtsrichterhaus sind wegen der Corona-Pandemie alle Veranstaltungen bis Ende des Jahres abgesagt.

Diese „Atempause“ kommt den Politikern gelegen. Denn im Amtsrichterhaus herrscht seit der Kündigung des Vertrages über die Kulturarbeit mit der Louisenhof gGmbH seit einem Jahr ein Vakuum, das die jetzt in Ruhestand gehende Christine Uhde aus dem Rathaus nur gerade eben so ausfüllen konnte.

Jetzt kommt Bewegung in die Sache: Die Nachfolge von Christine Uhde ist für ein Jahr geregelt. Nach langer Beratung haben sich die Politiker durchgerungen, die Stelle für eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter mit hoher Qualifikation (Bachelor oder Master im Veranstaltungsbereich) in Vollzeit für Ende 2022 auszuschreiben.

Arbeitszeit reicht jetzt schon nicht für die Kulturarbeit in Schwarzenbek aus

Die Mitarbeiterin, die bis dahin die Nachfolge von Christine Uhde antritt, hat nur 28,5 Wochenstunden. Sie ist auch für die Verbrüderungsarbeit, die Theateraufführungen, das Kindertheater des Monats und viele andere Aufgaben zuständig. „Mit der Arbeitszeit ist das nicht zu schaffen. Hätten wir nicht durch die Pandemie viele Veranstaltungen abgesagt, wäre es nicht möglich gewesen, nebenbei ein Programm für das Amtsrichterhaus zu organisieren“, sagte Christine Uhde.

Trotzdem tun sich die Politiker schwer damit, eine Lösung für die Kultur- und Verbrüderungsarbeit zu organisieren. Eigentlich ist das reines Verwaltungshandeln und liegt in der Zuständigkeit des Bürgermeisters. Deshalb wurde die Stelle auch erst einmal so, wie sie jetzt ist, neu ausgeschrieben, und eine erste Nachfolgerin für Christine Uhde wurde gefunden.

Neue Mitarbeiterin beginnt am 3. Januar mit 28,5 Wochenstunden an

Die Hamburger Veranstaltungsmanagerin fängt am 3. Januar im Rathaus an, und ihre 28,5-Stunden-Stelle ist auf ein Jahr befristet. Außerdem hat sie Veranstaltungsmanagerin Kerstin Thiel-Hertel an ihrer Seite, die auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung mit vier Wochenarbeitsstunden die Kulturarbeit mit organisiert.

Aber die Stadt will mehr. Denn Bürgermeister Norbert Lütjens hat in seiner ehemaligen Funktion als Stadtjugendpfleger das Stadtvergnügen mit organisiert und das Jugendkulturprojekt „Beat and Dance“ mit verantwortet. Diese und weitere Aufgaben soll eine Kulturmanagerin oder ein Kulturmanager übernehmen.

Kulturmanagerin soll auch Ansprechpartner für Künstler und Veranstalter sein

„Dabei geht es nicht um die Organisation. Das ist für eine Person gar nicht machbar. Es geht darum, die Fäden in der Hand zu behalten und die handelnden Personen zusammenzubringen.

Außerdem sollen Impulse für die Kulturarbeit gegeben werden und wir brauchen auch einen Ansprechpartner für Kulturschaffende und Veranstalter“, argumentierte Norbert Lütjens.

Ende 2022 wird eine neue Vollzeitstelle ausgeschrieben

Trotzdem taten sich die Politiker am Montagabend auf der Sondersitzung des Sozial- und Kulturausschusses schwer mit der Entscheidung, die Stelle aufzuwerten und auf einen Vollzeitjob auszuweiten. Calvin Fromm (SPD) hätte die Entscheidung am liebsten weiter vertagt.

Letztlich wurde die Stelle aber beschlossen. Außerdem gibt es ein Budget in Höhe von 15.000 Euro für Aushilfen bei Veranstaltungen.

Kommentar von Redakteur Stefan Huhndorf

Es gibt drängende Probleme in der Stadt, die den Steuerzahler in den kommenden Jahren 30, angesichts der stark gestiegenen Bau- und Materialpreise vermutlich sogar eher 40 Millionen Euro für dringend erforderliche Investitionen in Schulen, Bildungszentrum und Feuerwehr kosten werden. Ein großer Teil dieser Kosten gehört in die Verantwortung des Sozial- und Kulturausschusses. Wurde darüber im laufenden Jahr beraten? Nein – zumindest nicht öffentlich. Stattdessen verlieren sich die Politiker in einer schier endlosen und nicht mehr nachvollziehbaren Diskussion über die Stelle eines Kulturmanagers.

Die Stelle gibt es bereits, für das kommende Jahr ist auch eine Veranstaltungsexpertin befristet eingestellt. Es geht um die Aufwertung der Stelle und um eine Aufstockung von 28,5 auf 39 Wochenstunden. Dafür werden Sondersitzungen einberufen, Personal aus dem Rathaus (zwei Amtsleiterinnen und der Bürgermeister) einbestellt.

Natürlich sind die Personalkosten die größte Position im städtischen Haushalt, und es ist wichtig, diese Stellschraube angesichts der desolaten Finanzsituation im Blick zu behalten. Aber angesichts dieser Personalie verlieren sich die Politiker im Sozialausschuss in einem Klein-Klein. Der Grund ist vermutlich, dass sie nicht wissen, wie sie die wirklich großen Probleme der Stadt angehen wollen und vor den viel größeren Herausforderungen der nächsten Jahre einfach den Kopf in den Sand stecken.