Schwarzenbek. Austausch mit der Verbrüderungsstadt Zelzate war ein Erfolg. Einen großen Beitrag dazu haben die Praktikanten aus Belgien geleistet.
Zwei Wochen haben sie in Schwarzenbek Schaltschränke gebaut, Bücher in der Stadtbibliothek sortiert, im Fitnesscenter „Sportsclub“ geholfen oder Tanzlehrern in Büchen über die Schulter geschaut: Am heutigen Sonnabend, 25. März, reisen zwölf Absolventen des „Go! Atheneums van Zelzate“, einer Mittelschule in der belgischenVerbrüderungsstadt Schwarzenbeks, wieder mit Bus und Bahn nach Hause. Am Abend werden sie zurück im Kreis ihrer Familie und Freunde in Zelzate sein und mit Sicherheit viel zu erzählen haben.
Verbrüderungssekretärin Hannah Kloosterman und Bürgermeister Norbert Lütjens zeigten sich in mehreren Veranstaltungen hoch erfreut über das Projekt, das jetzt in die zweite Auflage ging. Teilgenommen haben belgische Schüler im Alter von 17 und 18 Jahren, die in einem Jahr an der Mittelschule an der belgischen Nordseeküste ihren Abschluss machen und dann ans College wechseln.
Schwarzenbek: Auch der Schüleraustausch mit Sierre geht in eine Neuauflage
Deutlich jünger sind 13 Schülerinnen und Schüler aus Schwarzenbeks Verbrüderungsstadt Sierre im schweizerischen Kanton Wallis, die seit einer Woche in Schwarzenbek sind und das Gymnasium besuchen. Im Gegensatz zu den Jugendlichen aus Zelzate haben sie noch eine Woche vor sich. Ihre Schwarzenbeker Gastgeber waren bereits im Februar mit ihren Lehrern in Sierre und haben die verschneiten Alpen genossen.
Allen gemeinsam ist, dass sie in Schwarzenbek in Gastfamilien untergebracht sind. Diesen Austausch gibt es bereits seit dem Jahr 2015. Eine der Initiatorinnen ist Fachlehrerin Sandra Linne. „Leider mussten wir wegen der Corona-Pandemie eine Zwangspause einlegen.“ Erstmals gab es auch ein Zusammentreffen der Gäste und ihrer Gastgeber bei einem Grillfest mit Würstchen und Salat in der Mensa des Gymnasiums. Die Verständigung der Gastschüler erfolgte allerdings auf Englisch. Denn die Schweizer sprechen Französisch, die Belgier Holländisch.
„Ich war mal ein halbes Jahr als Gastschüler in London. Solche Aufenthalte erweitern den Horizont und prägen für das gesamte Leben. Es ist gerade in der heutigen Zeit wichtiger denn je, dass wir Energie sparen und uns für den Frieden einsetzen. Nicht einmal eineinhalb Flugstunden von uns entfernt tobt der Krieg in der Ukraine. Es ist unser Anliegen, bei der europäischen Verbrüderung auch Kinder und und Jugendliche zusammenzubringen und über diese Themen zu sprechen“, betonte der Verwaltungschef Lütjens.
Zwei belgische Praktikanten bei Suatec
Dieser Gedanke, einfach etwas auszuprobieren, um Neugier zu wecken, war es auch, der dazu führte, dass die Firma Suatec in Schwarzenbek gleich zwei belgischen Praktikanten die Chance bot, dort zu arbeiten. „Wir gehen gerne unkonventionelle Wege. Wir werden im Sommer erstmals einen Rollstuhlfahrer in der Fertigung ausbilden und haben dafür Barrierefreiheit geschaffen. Wir haben aktuell noch keinen Fachkräftemangel, aber mit Sicherheit kann es irgendwann sinnvoll sein, auch in den Verschwisterungsstädten von Schwarzenbek nach Nachwuchs zu suchen“, betonte Ausbildungsleiterin Jacqueline Rottmann. Als die Stadt anrief und nach Praktikumsplätzen fragte, hätten sie sofort zugesagt.
Azubis freuen sich über ausländische Praktikanten, um besser Englisch zu lernen
Auch für Steffen Lüneburg (19) und Finn-Niklas Zymelka war das Projekt eine komplett neue Erfahrung, beide waren begeistert. Die beiden erlernen den Beruf eines Elektronikers für Betriebstechnik bei Suatec mit insgesamt 60 Mitarbeitern am Standort Schwarzenbek. „Wir brauchen Englischkenntnisse für unsere Arbeit. Mit Menschen zusammenzuarbeiten, die kaum Deutsch können, war für alle Seiten eine große Herausforderung. Das bringt uns alle weiter“, sagt der Auszubildende Steffen Lüneburg.
- Städtepartnerschaften: Schwarzenbeker suchen neue Freunde in Osteuropa
- So wurde Schwarzenbek vor 60 Jahren zur Europastadt
Für die beiden Praktikanten aus Zelzate ist es noch ungewiss, wie sie mit ihrer weiteren beruflichen und schulischen Situation umgehen wollen. „Wir haben uns für ein Praktikum in Schwarzenbek entschieden. Es hätte auch nach Aubenas in Frankreich oder Cesenatico in Italien gehen können. Was ich nach der Schule weitermachen möchte, weiß ich noch nicht“ sagt Emiel de Waele, der gemeinsam mit Kyano de Maertelaere bei Suatec hospitiert hat. Beide wissen noch nicht, ob ein technischer Beruf für sie interessant sei, aber sie hätten Schwarzenbek und Hamburg kennengelernt und kämen möglicherweise irgendwann wieder.
800 Beschäftigte schaffen kreative Lösungen für Hightech-Unternehmen
„Wir sind sehr offen für Praktikanten und fanden den Besuch der beiden Belgier als spannende Herausforderung“, sagt Jacqueline Rottmann. Suatec hat seit 2020 seinen Sitz am Hans-Koch-Ring in Schwarzenbek, wurde 1999 gegründet und war ursprünglich in Büchen angesiedelt. Mittlerweile gehört der Mittelständler zur Bodo Wascher Gruppe. Dabei handelt es sich um einen familiengeführten Unternehmensverbund, bestehend aus über 25 Betrieben.
Als Spezialist für alle Themen rund um die Elektro, Gebäude- und Sicherheitstechnik ist das Unternehmen in Norddeutschland unterwegs und hat seine Zentrale in Lübeck. 800 Beschäftigte betreuen Privat-, Gewerbe- und Industriekunden. Mit insgesamt über 150 Auszubildenden sichert die Firma ihre Zukunft und leistet gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Branche.
Im Sommer ist Norbert Lütjens in der italienschen Partnerstadt
Möglicherweise kommen die beiden Belgier auch wieder nach Schwarzenbek zurück, um dort ihre Ausbildung zu absolvieren. Aber das wäre nur ein positiver Begleiteffekt. „Es geht uns darum, die Partnerschaft und die Begegnungen voranzubringen. Wir wollen auch gemeinsame Projekte mit unseren Verbrüderungsstädten initiieren. Ein Kernthema wird in diesem Jahr der Umwelt- und Klimaschutz sein“, betont Bürgermeister Norbert Lütjens.
Im Sommer fährt der Verwaltungschef in die italienische Verschwisterungsstadt Cesenatico und wird dort mit Jugendlichen und den Delegationen und Bürgermeistern auch den anderen Verschwisterungsgemeinden über die Nutzung regenerativer Energien diskutieren. Mit dabei wird neben Hannah Kloosterman auch die Klimaschutzbeauftragte Nina Reimers sein.