Mölln/Reinbek. Der frühere Klinikchef, Hobby-Historiker und überzeugte Katholik ist nur 66 Jahre alt geworden. Ein Nachruf.
Helfen war sein oberster Gedanke, und der zog sich durch sein Leben: Der ehemalige Klinikchef aus Reinbek und Mölln, Lothar Obst, ist im Alter von 66 Jahren plötzlich und unerwartet verstorben. Zuletzt hatte der Hobby-Historiker mit einer geschichtlichen Aufarbeitung der rechtsradikal motivierten Brandanschläge in Mölln im November 1992 auf sich aufmerksam gemacht, bei denen zwei Männer aus der Skinheadszene (zur Tatzeit 19 und 25) für den Tod von drei Menschen verantwortlich waren. Neun weitere wurden bei dem Brand schwer verletzt.
Obst war damals Chef des Möllner Krankenhauses und hatte zunächst die Versorgung der Opfer organisiert und die Angehörigen später auch begleitet. Die Bilder ließen ihn nie los. Er verfasste eine Dokumentation, die von der Stiftung Herzogtum Lauenburg im Spätherbst 2022 veröffentlicht wurde.
Lothar Obst war ein akribisch arbeitender Chronist seiner Heimatstadt
Ein Wegbegleiter war Klaus Schlie, Präsident der Kulturstiftung des Kreises. „Wir sind zutiefst betroffen über den Tod unseres langjährigen Tutors. Lothar Obst war eine verlässliche, prägende und unermüdlich tätige Persönlichkeit in der Gestaltung historischer und kultureller Beiträge unserer Stiftung. Lothar Obst hat ausgehend von seinem tiefen christlichen Glauben und seiner wertkonservativen Prägung wesentliche Beiträge für die Erarbeitung der Geschichte im Lauenburgischen und speziell in seiner zur Heimat gewordenen Stadt Mölln geleistet“, betonte der Stiftungspräsident.
„Seine Akribie und seine umfassenden historischen Kenntnisse waren die Grundlage für seine ehrenamtliche Tätigkeit während und nach seinem engagierten beruflichen Leben“, so der Christdemokrat und ehemalige Innenminister sowie Landtagspräsident des Landes Schleswig-Holstein weiter.
Politisch schlug sein Herz für die Region und die CDU
Neben den regionalen Themen haben ihn immer wieder die großen historischen Zusammenhänge, Ereignisse und Stätten interessiert, die auch einen Schwerpunkt seiner Reisen darstellten. Lothar Obst war ein schöpferischer Demokrat. Der Christdemokrat hat sich aktiv kommunalpolitisch als Ratsherr und Bürgervorsteher (1998-1999) engagiert und politisch klar Stellung bezogen. Die Teilung Deutschlands und die Wiedervereinigung Deutschlands waren Teil seiner geschichtlichen Betrachtungen, die immer wieder menschliche Schicksale in den Mittelpunkt stellten.
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„Sein christlicher Glaube hat ihn zu anspruchsvollen Abhandlungen und Vorträgen angeregt, die eine feste Zuhörerschaft in seinen Bann zog. Einen enormen Zuspruch erreichte er auch mit der Präsentation seiner privaten Krippensammlung, die im Stadthauptmannshof 2017 die Besucher faszinierte. Bereits 1984 hatte er, damals als Leiter der städtischen Kulturabteilung, eine großartige Ausstellung in Mölln kuratiert“, sagt Klaus Schlie. Lothar Obst habe sich mit wissenschaftlicher Objektivität und großer Zivilcourage auch der Bearbeitung schwieriger Themen gewidmet.
Mit 27 Jahren jüngster Klinikchef in Schleswig-Holstein
Lothar Obst ist tief mit Mölln verwurzelt. Er wurde hier 1984 im Alter von 27 Jahren kommissarischer Chef des Krankenhauses und damit jüngster Verwaltungsleiter einer Klinik in Schleswig-Holstein. Zuvor war er Leiter der Schul- und Kulturabteilung der Eulenspiegel-Stadt. 1997 wurde der überzeugte Katholik dann Klinikchef am Reinbeker Krankenhaus St. Adolf-Stift, wo er bis zu seinem Ruhestand blieb. Dort initiierte er zahlreiche Ausstellungen und Vorträge. Prominente wie der frühere Bundespräsident Joachim Gauck, dessen Vorgänger Christian Wulff, Schauspieler Manfred Krug oder Weltschiedsrichter Markus Merk kamen ins St. Adolf-Stift und referierten über interessante Themen nicht nur vor Patienten.
Außerdem schrieb er Wanderführer, stadtgeschichtliche Hefte aus Mölln und forschte über nahezu alle wichten Stätten des deutschen Hochmittelalters. Lothar Obst hinterlässt seine Ehefrau und einen erwachsenen Sohn.