Mölln. Eine zufällige Begegnung sorgt dafür, dass die Stiftung Herzogtum Lauenburg im Programm eine Menge Neuigkeiten zu bieten hat.
Auch wenn sie oft Kulturstiftung genannt wird, so ist die Kultur doch nur eine Säule. Hinzu kommen bei der 1977 gegründeten Stiftung Herzogtum LauenburgNatur und Umweltschutz sowie Wissenschaft. „Nach den Corona-Jahren befinden wir uns jetzt in einer Aufbruchszeit“, sagte Stiftungspräsident Klaus Schlie bei der Vorstellung des neuen Halbjahresprogramms.
Zum Aufbruch gehört Josef Anton Scherrer: Er lehrte als Professor für Klavier an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, war dort auch Dekan des Fachbereichs 1, gibt regelmäßig internationale Meisterkurse in Deutschland, Polen, Japan und China und wohnt seit 2016 in Mölln. Schlie und Scherrer waren sich jedoch noch nie begegnet, bis eines Morgens im vergangenen Jahr Scherrer mit seiner Vespa auf den Hof des Stiftungssitzes in Mölln fuhr und die Plakate am Eingangsbereich studierte. Schlie eilte gerade zu einer morgendlichen Sitzung ins Haus, fragte ob er helfen könne – und aus dem Gespräch entstand ein neues Projekt: die Akademiekonzerte.
Klassik-Professor leitet Akademiekonzerte
Start der neuen Reihe ist am Sonnabend, 29. April, im Stadthauptmannshof in Mölln (Hauptstraße 150). Um 18 Uhr spielt Scherrer im Saal des Medaillongebäudes Stücke von Bach, Beethoven und Schumann, die er auch selber kommentiert. Der Eintritt kostet 15 Euro. „Der Kreis kann im Bereich Musik einiges anbieten“, sagt Scherrer. Dazu zählt er die Konzerte im Ratzeburger Dom als auch im Kreismuseum. Lob gibt es auch für die Orgelkonzerte in Mölln und die Arbeit der Kreismusikschule. Was fehlt, sei der Bereich der klassischen, nicht kirchlichen Musik. Diese und ihre Interpreten wolle er mit der neuen Konzertreihe fördern, so Scherrer.
Wissenschaft für Kinder von Acht bis Zwölf
Die neue Stiftungsgeschäftsführerin Christa Mahl und Maren Simoneit, die ebenfalls neu für die Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung zuständig ist, haben noch ein anderes Manko entdeckt: Es gab bisher im Programm zu wenig Veranstaltungen für Kinder. Das soll sich nun dank einer Kooperation mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) in Bergedorf ändern: Am 26. Februar startet die „Akademie für Kinder“.
Von 11 Uhr an können Acht- bis Zwölfjährige im Stadthauptmannshof in die Welt der Farben eintauchen. Bettina Knappe, Professorin für die Grundlagen der Chemie, zeigt den Kindern, wie Chemiker professionell Farben untersuchen und wie die Kinder dieses auf ganz einfache Weise auch zu Hause machen können, indem sie etwa Süßigkeiten untersuchen. „Die Eltern können in dieser Zeit einkaufen gehen oder in einem anderen Raum warten, denn wir möchten, dass die Kinder ganz frei agieren können und sich auf die Experimente konzentrieren“, so Simoneit.
Die Akademie für Kinder wird nicht nur den Bereich Chemie, sondern auch andere Wissenschaftsbereiche abdecken. „Wir können uns auch vorstellen, mit der Akademie in die Betriebe der Region zu gehen“, so Schlie. Auch wenn der Auftakt am Stiftungssitz stattfindet, sollen die übrigen Termine der Akademie für Kinder im gesamten Kreisgebiet stattfinden.
Schlie: „Unsere Zielsetzung ist ganz klar mit dem Angebot durch den Kreis zu ziehen. Da ist sicherlich eine ganze Menge Dynamik drin.“ Die Kinderakademie ist so neu, dass sie noch nicht im 28 Seiten starken Programmflyer auftaucht. Der listet bis Mai 16 Veranstaltungen auf. Vom 1. bis 31. Juli folgt dann der 18. Kultursommer am Kanal, der diesmal unter dem Motto „Gemeinsam … an den Ufern der Kunst“ steht.
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Wiedersehen mit Eis-Musiker Terje Isungset
Zu den Höhepunkten des Programms zählen ein Konzert der schwedischen Band Groupa mit Geigerin und Sängerin Lena Willemark sowie Percussionist Terje Isungset, der 2018 die Besucher in Mölln mit seiner Eismusik – gemacht mit Instrumenten aus Eis – begeisterte am 18. Februar in Mölln (Beginn 19.30 Uhr; Eintritt: 20 Euro). „Frauenperspektiven“ heißt eine Ausstellung, die vom 5. März bis 2. April im Stadthauptmannshof zu sehen ist.
Kuratorin Antje Ladiges-Specht hat für die Frühjahrsausstellung ausschließlich Künstlerinnen eingeladen, ihre Perspektiven auf die Gegenwart zu zeigen. Die Ausstellung ist eine Veranstaltung des für die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg bei der Stiftung angesiedelten Kulturknotenpunkts Südost, für dessen Betreuung ebenfalls Mahl zuständig ist.
Neben den Konzerten von Groupa und Scherrer gibt es noch fünf weiter Konzerte im Programm: In der Reihe „Kultur auf Dorf-Tour“ spielen am 24. Februar um 19.30 Uhr Lorenz Stellmacher „Folk mit Herz“ im Gemeindehaus in Dahmker (Eichenweg 4), das Männervokalensemble „ARTgenossen“ am 18. März um 19 Uhr in Groß Sarau (Klempauer Straße 3-7) und Kindermusiker Olli Ehmsen am 7. Mai um 15 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus (Fasanenweg 6) in Kollow.
Ebenfalls an eine jüngere Klientel richtet sich das Pegasus-Open-Air am 13. Mai auf dem Platz neben der Möllner Jugendherberge (Am Ziegelsee 2), das von der Jugend-Community der Stiftung gemeinsam mit dem Jugendzentrum „Takt Los“ und dem Bundesprogramm „Demokratie Leben!“ ausgerichtet wird. Das Konzert beginnt um 13 Uhr. Das Programm steht noch nicht fest, Bands können sich noch unter www.pegasus-open-air.de bewerben.
Kirche bietet Platz für ein ganzes Sinfonieorchester
Nicht rockig, sondern klassisch ist das Programm des Landesjugendorchesters Schleswig-Holstein (LJO): Weil die Reithalle auf Wotersen, sonst Spielort des Orchesters, bereits durch eine Hochzeitsfeier belegt ist, spielt das Orchester mit den besten Nachwuchsmusikern des Landes am Sonnabend, 22. April, um 19 Uhr in der St. Dionys und St. Jakobus Kirche in Lütau (Redderallee 1).
„Wir haben lange gesucht, bis wir in Lütau fündig geworden sind“, schwärmt Schlie von der 1845 erbauten Kirche. Das Kirchenschiff biete genug Platz, um ein komplettes Sinfonieorchester auftreten zu lassen. Das Konzert bildet den Abschluss eines Musik-Workshops in den Frühjahrsferien. Unter der Leitung von Sergi Roca Bru, Kapellmeister am Theater Kiel, spielen die Jugendlichen Werke von Sibelius und Brahms. Der Eintritt ist frei. Hinzu kommen Vorträge unter anderem auf Plattdeutsch über den Maler Francisco Goya (16. März, Stadthauptmannshof), die sächsische Kurwürde (23. Mai, Elbschifffahrtsmuseum Lauenburg) sowie eine Exkursion auf den Spuren des Salzes nach Lüneburg (6. Mai.).
Stiftung Herzogtum Lauenburg wird von der Kreissparkasse finanziell unterstützt
Das Programm der Stiftung wird auch in diesem Jahr von der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg finanziell unterstützt. Sie sei mittlerweile die einzige Kreissparkasse (KSK) in Schleswig-Holstein, betonte der Vorstandsvorsitzende Dr. Stefan Kram bei der Unterzeichnung des Sponsoringvertrags.
Alle anderen öffentlich-rechtlichen Geldinstitute im Land seien aus Fusionen mehrerer Kreis- oder Stadtsparkassen hervorgegangen. Aus ihren Überschüssen unterstützt die KSK Vereine sowie das Kulturleben im Kreis. Kram: „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, die Kultur durch unser Sponsoring auch breiten Bevölkerungskreisen zugänglich zu machen.“