Schwarzenbek. Wirtschaftliche Vereinigung (WVS) hat sieben Transporte mit Hilfsgütern organisiert. Bürger hatten 20.000 Euro gespendet.
Der russische Überfall auf die Ukraine begann am 24. Februar 2022 mit dem Einmarsch russischer Truppen im Norden, Osten und Süden des Landes. Fast genauso lange unterstützt die Wirtschaftliche Vereinigung Schwarzenbek (WVS) die Menschen in der Ukraine mit Sachspenden, hat schon sieben Hilfstransporte organisiert.
Die Chronologie einer großen Hilfe: Am 1. März 2022 hatte sich der WVS-Vorstand getroffen, um die im Jahresverlauf geplanten Veranstaltungen zu besprechen. „Die Sitzung stand bei allen unter dem Eindruck des Krieges und der Feststellung, dass dies gar nicht so weit weg von uns geschieht“, erinnert sich die WVS-Vorsitzende Doris Lehmann. Beisitzer Christoph Bethke, Inhaber der Schlosserei Dreves, berichtete dann von einer Aktion: Gemeinsam mit einem befreundeten Unternehmen hatte er über eine Spendenaktion und einen Hilfstransport nachgedacht, erste Netzwerkkontakte zusammengebracht.
40-Tonner voller Hilfsgüter startete am 25. März
Die WVS nahm diese Idee auf, rief am darauffolgenden Tag zu Sach- und Geldspenden auf, und bereits am Mittwoch, 9. März, konnte ein kompletter Sattelzug durch die Schwarzenbeker Unternehmer mit Sachspenden beladen werden. Noch am selben Tag fuhren der 40-Tonner und zahlreiche Helfer los. Ihr Ziel war Przemysl dicht an der polnisch-ukrainischen Grenze. Dort wurden die Spenden per Hand auf einen ukrainischen Sattelzug umgeladen, der sie dann ins ukrainische Lwiw brachte. Der nächste Transport startet am Freitag, 25. März: Wenige Tage zuvor hatte Lehmann erfahren, dass dringend Medikamente und Stromaggregate in einem Aufnahmelager für ukrainische Flüchtlinge – mehrheitlich Frauen und Kinder in Polen – benötigt werden. Lehmann und Apothekerin und WVS-Mitglied Katrin Witzke besorgten für mehrere Tausend Euro Medikamente und Verbandsmaterial sowie vom Schwarzenbeker Hagebau-Markt zu deutlich reduzierten Summen mehrere Stromaggregate.
Aktion der WVS mit Unterstützung des DRK
Da damals aus Sicherheitsgründen nur „kleine“ Transporte (Pkw mit Anhänger) in die Krisengebiete fahren sollten, hat die WVS mit Unterstützung des DRK-Ortsvereins, der von Ehemann Mark Lehmann geleitet wird, dem DRK Kreisverband ihre Sachspenden für so einen „kleinen“ Transport übergeben. DRK-Kreisgeschäftsführer Peter Timmermanns brachte am 25. März die Hilfsgüter persönlich nach Polen und hat einen Teil der Sachen in dem Aufnahmelager abgegeben. Der andere Teil wurde über die örtlichen Netzwerke direkt in die Ukraine gebracht. In unserem Bericht über den Neujahrsempfang des DRK-Ortsvereins hatten wir berichtet, das DRK habe die Hilfstransporte mit Unterstützung der WVS organisiert und Timmermanns habe den 40-Tonner gefahren.
„Das stimmt so nicht“, sagt Lehmann: Auf die Beine gestellt habe die WVS die Aktion, bei Abholung und Transport der Hilfsgüter habe das DRK geholfen. Großes Lob zollt sie Peter Timmermanns, der fünfmal mit eigenem Pkw samt Anhänger in die polnisch-ukrainische Grenzregion gefahren sei – nur nie mit einem 40-Tonner, so die WVS-Vorsitzende.
Arzt bringt Medikamente mit Flieger in die Ukraine
Über die sozialen Medien hatten sich die zahlreichen, teils privaten Initiativen in Deutschland schnell untereinander vernetzt. So kam auch ein ungewöhnlicher, sechster Transport per Flugzeug zustande. „Ein Arzt, der mit einem Flugzeug in die Ukraine fliegen wollte, hatte sich bei uns gemeldet. Wir konnten ihm spezielle Medikamente mitgeben, die wir über das Spendenkonto finanzieren haben“, so Lehmann. Die Kontakte reichten sogar bis nach Bayern: Als der Landkreis Bamberg für eine Lieferung von Lebensmitteln den Kühllaster einer großen Supermarktkette erhielt, waren auch Waren für 3000 Euro aus Schwarzenbek an Bord. Für den siebten und letzten Transport des vergangenen Jahres steuerte die WVS 33 Schlafsäcke bei. „Dann war das Spendenkonto leer“, so die WVS-Vorsitzende.
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Insgesamt 20.000 Euro hatten die Bürger der Europastadt für die Menschen in der Ukraine gespendet. Eingekauft wurden die Waren zum überwiegenden Teil bei Händlern in Schwarzenbek selbst, die dafür nur ihre Einkaufspreise aufriefen und Händlerrabatte weitergaben. „Niemand hat daran etwas verdient. Der Wert der Hilfsgüter dürfte die Spendensumme deshalb weit übertreffen, hinzu kommen noch die Sachspenden des ersten Hilfstransports“, so Lehmann. Auch wenn der Krieg in der Ukraine noch nicht zu Ende ist, wurde das Spendenkonto, das die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg kostenfrei für die Hilfsaktion zur Verfügung gestellt hatte, zum Jahresende aufgelöst. Lehmann kann sich aber durchaus vorstellen, noch einmal zu einer Spendenaktion aufzurufen.