Geesthacht. Maren Gromoll und ihre Arbeitskollegen sammeln Geld für Kinder in Not. Als die Banken ins Spiel kommen, wird’s schwierig.

Maren Gromoll und ihre Arbeitskollegen von der Firma Wonik aus Geesthacht wollen eigentlich nur Gutes tun. Ein halbes Jahr lang hat die Belegschaft des im Industriepark Grüner Jäger beheimateten Nachfolgebetriebes der Quarzschmelze Geld für einen guten Zweck gesammelt. Doch die Abgabe der Spendensumme, die für amputierte Kinder gedacht ist, gestaltete sich für Initiatorin Gromoll kompliziert – weil sie zu viel Kleingeld hatte. Was sie bei den Banken erlebt hat, erzählt sie uns jetzt.

Der Reihe nach: In den Produktionshallen eines der führenden Herstellers von Quarzglas ist es im Sommer drückend heiß. Abkühlung sollte auf Gromolls Anregung hin ein großer Vorrat an Wassereis bringen. Für die Befüllung des dafür vorgesehenen Mini-Gefrierschranks mit Nachschub erklärte sich die langjährige Mitarbeiterin bereit. „Es ist immer ein Puffer an Geld übriggeblieben. Da habe ich vorgeschlagen, dass wir es ja spenden könnten“, berichtet die Glasapparatebauerin. Gesagt, getan.

Regelung der Banken macht die Abgabe von Kleingeld schwierig und teuer

Gesammelt wurde noch bis kurz vor Weihnachten und das Zwischenergebnis auf einer Spendentafel ständig aktualisiert. Am Ende waren 892,50 Euro zusammengekommen. Zugutekommen sollte das Geld der Aktion „Hörer helfen Kindern“ von Radio Hamburg und im Speziellen Familien mit Kindern, denen Gliedmaßen amputiert werden mussten. Dass die Überweisung der Summe sich aber so schwierig gestalten würde, hatte die Grünhoferin nicht erwartet. Grund war, dass auch rund 300 Euro Münzgeld gesammelt worden war.

Von ihrer Hausbank, der Kreissparkasse, erfuhr Gromoll zunächst telefonisch, dass sie so viel Kleingeld nicht direkt einzahlen könne. Das ginge nur mittels eines sogenannten Safebags (zu deutsch: eine Sicherheitstasche), für den 8,50 Euro berechnet werden. „Dass ich für eine Spende auch noch bezahlen soll, habe ich aber nicht eingesehen“, sagt Maren Gromoll. Also schied dieser Weg für sie aus.

Wechselautomat kassiert fast zehn Prozent Gebühr

Dieser Kleingeldautomat steht im Rewe-Center Geesthacht. Pro Einzahlung wird eine Gebühr von 9,9 Prozent der Summe erhoben.
Dieser Kleingeldautomat steht im Rewe-Center Geesthacht. Pro Einzahlung wird eine Gebühr von 9,9 Prozent der Summe erhoben. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Doch auch bei mehreren anderen Geldinstituten wurde sie das Kleingeld nicht kostenlos los. Auch der Münzzählautomat im Rewe-Center schied deshalb aus: Dort erhebt Betreiber Coinstar pro Einzahlung die satte Gebühr von 9,9 Prozent der Summe. „Ich hätte das Geld auch direkt beim Radiosender abgeben können, wollte aber auch nicht ein zweites Mal nach Hamburg reinfahren, nachdem ich schon eine Spardose dort abgeholt hatte“, so Gromoll. „Ich hätte nicht erwartet, dass ich mit einer harmlosen Spende so viel Ärger hätte.“

Letztlich tauschte ihr Chef Matthias Winkler das Geld in Scheine um, während das Kleingeld in der Kasse für den Pizzaboten landete, der nun sehen kann, was er mit den ganzen Hartgeld anfängt.

Münzen: Für Banken mehr Last als Wert

Für Banken sind Münzen derweil heute mehr Last als Wert. Seit 2015 sind Kreditinstitute verpflichtet, jede Münze auf Echtheit zu kontrollieren. Die Kreissparkasse (KSK) lässt das Kleingeld auch nicht mehr vor Ort in den Filialen zählen, sondern bei einem Dienstleister. Die Summe wird dann dem Konto gutgeschrieben. Das alles verursacht Kosten. Torben Dethof, der Geesthacher KSK-Filialleiter, ergänzt: „Die Leute haben oft auch Büroklammern oder Stifte mit in unsere Zählautomaten hinein geworfen. Die Reparaturkosten haben die Erträge überstiegen.“

Kostenfrei vor Ort bei Kreissparkasse und Hamburger Sparkasse einzahlbar sind zumindest in Geesthacht „handelsübliche Mengen“, wie Stephan Kühnert von der Haspa sagt. Dethof spricht von einer Spardosen-Größe. Auch Jugendkonten sind gebührenfrei, um den Sparsinn von Kindern zu fördern. „Safebags sind dagegen eher etwas für gewerbliche Kunden“, sagt Dethof und hebt hervor, dass im konkreten Fall etwas anderes geholfen hätte.

„Das ist immer eine Sache der Kommunikation. Wenn Frau Gromoll das persönliche Gespräch mit mir gesucht hätte, hätten wir schon eine Lösung gefunden“, betont Torben Dethof. In die gleiche Kerbe schlägt Haspa-Kollege Kühnert.