Lauenburg. Das kleine Fahrzeug ist das „Baby“ von Forschern der TUHH. Wie es aus den Kinderschuhen herauswachsen soll.

Die beiden fahrerlosen Busse, die zwei Jahre lang im Probebetrieb ihre Runden in Lauenburg drehten, erregten Aufsehen. Die einen hielten sie für ein nervendes Verkehrshindernis, die anderen für einen Riesenschritt in Richtung autonomes Fahren. Auf jeden Fall war das von der Technischen Universität Hamburg (TUHH) verantwortete Projekt TaBuLa (Testzentrum für autonome Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg) in Fachkreisen ein vielbeachtetes Experiment. Das stimmte auch dann noch, als sich schließlich herausstellte, dass die Technik heutzutage noch nicht ausgereift genug ist, um in den Realbetrieb überführt zu werden.

Längst nicht so viel Aufsehen, hat das Nachfolgeprojekt TaBuLa-LOG erregt. Weil der Name so sperrig ist, haben die Forscher der TUHH den kleinen Transportroboter einfach „Laura“ genannt. Das steht für „Lauenburgs Roboter Auslieferung“. Zunächst fuhr „Laura“ auf Teilstrecken in den autonomen Bussen mit. Ihre Aufgabe war es, die interne Post der Lauenburger Verwaltung von einer Einrichtung in die andere zu transportieren. Das Projekt wurde durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Rahmen des Programms „Ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Mobilitätssystem durch automatisiertes Fahren und Vernetzung“ mit 2,34 Millionen Euro gefördert.

Testbetrieb für „Laura“ in Lauenburg abgeschlossen

Bis Sommer vergangenen Jahres war „Laura“ immer mal wieder auf Lauenburgs Straßen zu sehen. Jetzt liegt der Abschlussbericht der Projektkoordinatoren vor. Das Besondere an dem Projekt: Die Wissenschaftler entwickelten nicht nur die Programme für den Transportroboter, sondern konstruierten und bauten die rollende Transportbox in Eigenregie.

Und das „obwohl dem Markt kaum kompakte, für die Nutzung im Straßenverkehr geeignete Bauteile und Sensoren verfügbar sind“, wie es im Abschlussbericht heißt. Das hatte allerdings zur Folge, dass sich die Genehmigungsbehörden schwer taten, grünes Licht für den Betrieb im öffentlichen Raum zu geben. „Die Ausnahmegenehmigung für den automatisierten Regelbetrieb erfolgte erst nach Ende der Projektlaufzeit“, steht im Abschlussbericht. In Lauenburg fuhr „Laura“ nur programmierte Wege ab – aus Sicherheitsgründen war immer ein Operator dabei. Das schränkte ihren flexiblen Einsatz deutlich ein.

Ziel: künstliche Intelligenz und autonomes Fahren verbinden

Was bisher noch nicht gelang: die Themen künstliche Intelligenz und autonome Transporttechnik miteinander zu verknüpfen. Dazu hätten „Laura“ die „die Augen geöffnet“ werden müssen. Künftig soll es möglich sein, Informationen aus der Umgebung in Echtzeit an die Leitstelle weitergeben – etwa wenn Hindernisse im Weg liegen oder andere Veränderungen auf der Strecke. Die „Augen“ könnten Laser- oder Infrarotsensoren zur Abstandserkennung sein oder auch verschiedene Formen von Kamerasystemen.

Ein mit künstlicher Intelligenz ausgestatteter Roboter erkennt Menschen und Gegenstände an typischen Konturen, weiß in einer vertrauten Umgebung, was eine Tür, ein Gang oder eine Straße ist. Künstliche Intelligenz zeigt sich, wenn dem Roboter mehrere Handlungsalternativen zur Verfügung stehen und er entscheiden oder planen muss. So können durchaus verschiedene Wege ans Ziel führen oder aber geschlossene Türen Umwege erfordern.

Möglicherweise werden Transportroboter in Zukunft den Linienbus nutzen, um ans Ziel zu kommen. „Es wird erprobt, ob die ÖPNV-Strukturen durch ,Laura’ genutzt werden können, um das Verkehrssystem zu entlasten“, sagte Projektbetreuer Mathias Grote beim Start von TaBuLaLOG. Vielleicht ist es später mal so, dass „intelligente“ Transportroboter mit Fahrgästen an der Haltestelle auf den Linienbus wartet, um Medikamente aus der Apotheke zu einem Kunden am anderen Ende der Stadt zu bringen. Dazu ist es allerdings nötig, eine Leitstelle als gemeinsame Plattform zur Integration von Transportrobotern, öffentlichen Verkehrsmitteln und der Infrastruktur eines Ortes zu entwickeln,

„Lauras“ Kinderkrankheiten sollen geheilt werden

Soweit hat es „Laura“ in Lauenburg nicht gebracht. „Aus dem durchgeführten Realbetrieb heraus lässt sich ableiten, dass der Einsatz eines Transportroboters in einer anspruchsvollen Transportkette im kombinierten ÖPNV vielen Störfaktoren unterliegt und dies zu einer Erhöhung der Transportzeiten führen kann“, so die Einschätzung der Wissenschaftler.

Doch es gibt gute Nachrichten: Im aktuellen Projekt TaBuLa-LOGplus (Smarte Leitstelle für automatisierte Transportroboterund Busse in der Stadt Lauenburg/Elbe), wird an den Kinderkrankheiten von „Laura“ geforscht. Ziel der Forscher: Ausbau der autonomen Funktionen und die Verbesserung der Vernetzung der Verkehrs- und Transportmittel.

Außerdem geht es um ganz praktische Problemlösungen: Neben der Erhöhung der Wetterfestigkeit des Transportroboters soll die Fahrstabilität verbessert werden, was insbesondere auf unebenen Strecken von Bedeutung ist. Eine Hoffnung haben die Forscher außerdem: „Zudem braucht es unterstützende Genehmigungsbehörden zur Realisierung und Logistikdienstleister zur sinnvollen Einordnung.“ Das Projekt TaBuLa-LOGplus wird durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Rahmen des Programms „Ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Mobilitätssystem durch automatisiertes Fahren und Vernetzung“ mit 2,34 Millionen Euro gefördert. Die Dauer ist bis 30. Juli 2024 vorgesehen.