Ratzeburg/Mölln. Weitere acht Jahre ist der Jurist Chef der Verwaltung im Herzogtum Lauenburg. Seinen Kritikern verspricht er mehr Transparenz.
Mit breiter Mehrheit aus der Kreispolitik geht Landrat Dr. Christoph Mager in eine zweite Amtszeit an der Spitze der Kreisverwaltung im Herzogtum Lauenburg. Am vergangenen Donnerstag um 19.02 Uhr stand das Ergebnis fest: 30 der anwesenden 43 Politiker hatten dem 46-jährigen Juristen ihre Stimme gegeben, die restlichen – vermutlich aus der SPD-Fraktion – enthielten sich. Damit bleibt Mager bis 2031 Chef der aktuell 688 Beschäftigten in der Kreisverwaltung. Die Wahl erfolgte zum Ende der letzten Kreistagssitzung in diesem Jahr in der Aula des Berufsbildungszentrums in Mölln.
Herzogtum Lauenburg: Landrat zu seiner Wiederwahl: „Das ist ein tolles Ergebnis“
„Das ist ein tolles Ergebnis. Darauf hatte ich gehofft. Natürlich ginge es auch besser, aber ich werde meine Arbeit weiter verbessern, um auch die restlichen Politiker zu überzeugen“, sagte der Landrat nach der Abstimmung gegenüber unserer Zeitung.
Während der 46-jährige Christdemokrat CDU und Grüne geschlossen als Unterstützer hinter sich weiß, gibt es bei der SPD massive Vorbehalte gegenüber seiner Amtsführung in den vergangenen acht Jahren. SPD-Fraktionschef Jens Meyer nutzte die Generaldebatte über den Haushalt 2023 vor der Wahl auch zu einer Abrechnung mit dem Verwaltungschef.
Kritik an Amtsführung von der SPD
Er verwies auf den „Impfskandal“ in der Corona-Pandemie (Mager hatte sich bei einem Besuch im Impfzentrum überschüssigen Impfstoff geben lassen, obwohl das Serum damals Mangelware war), die „vergeigte Neuorganisation des Rettungsdienstes“, die zu einer Kündigung des DRK-Kreisverbandes geführt habe, und die Weigerung des Landrates, die Müllabfuhr in Eigenregie ohne Subunternehmer zu organisieren.
CDU reagiert mit Vorwürfen
„Diese Vorwürfe sind an Schäbigkeit nicht zu überbieten“, wetterte CDU-Politiker Michael Sauerland. Grünen-Fraktionschef Oliver Brandt, dessen Fraktion die Unterstützung für Magers Kandidatur bereits im Vorweg angekündigt hatte, erinnerte daran, dass Meyer vor acht Jahren selbst Landrat werden wollte, aber gegen Mager unterlag.
„Wir haben die Stelle ausgeschrieben. Es gab neben der Kandidatur unseres Landrats nur eine Bewerberin, die ihre Kandidatur kurzfristig wieder zurückgezogen hat. Alle Fristen sind eingehalten worden“, betonte Kreispräsident Meinhard Füllner (CDU).
Gleich im ersten Wahlgang ausreichend Stimmen
Der Kreistag hat 49 Mitglieder. Eine einfache Mehrheit der gesetzlichen Vertreter war erforderlich, um gewählt zu werden. Mager hätte im ersten Wahlgang also 25 Ja-Stimmen benötigt. Im zweiten Wahlgang hätte die Mehrheit der anwesenden (43) Politiker gereicht. Doch so weit kam es nicht. Gleich im ersten Wahlgang votierten 30 Politiker mit Ja.
- Neubau der Grundschule Schwarzenbek: Kreis verweigert Baurecht
- Erstmals könnte es einen Spagelherzog geben
Zuvor hatte Norbert Brackmann, CDU-Fraktionschef und als Erster Kreisrat Stellvertreter des Landrates, massiv für die Wiederwahl geworben. „Landesweit gilt Christoph Mager als einer der besten Landräte. Warum sollten wir uns mit weniger begnügen, wenn wir den Besten bekommen können?“, fragte der Christdemokrat, als er Mager als Bewerber für die Wahl einführte.
„Vor acht Jahren haben wir Christoph Mager gewählt, und es war eine gute Wahl. Die Corona-Krise war ein Stresstest, den der Kreis unter seiner Leitung gut überstanden hat. Er hat außerdem eine moderne und leistungsfähige Verwaltung aufgebaut. Politiker aller Parteien haben bekundet, dass sie vom Landrat immer gut informiert werden. Das ist nicht überall im Land und den Kommunen der Fall“, so Brackmann weiter.
20 Minuten Hochspannung bis das Wahlergebnis feststeht
Mager verfolgte die anschließende Wahl von einem Zuschauerplatz aus mit angespannter Miene. Auf Antrag der SPD hatte es eine geheime Wahl gegeben. Die Kommission unter der Leitung von Annedore Granz (Grüne) benötigte gut 20 Minuten für das Aufrufen der einzelnen Abgeordneten zur Stimmabgabe und die anschließende Auszählung. Um 19.02 Uhr stand fest: Christoph Mager bleibt im Amt.
„Ich nehme die Wahl mit Ehrfurcht und Demut an. Ich freue mich über das Ergebnis. Meine Fehler sind mir noch einmal vorgehalten worden. Ich werde meine Arbeit verbessern und noch mehr Hintergrundgespräche mit den einzelnen Politikern führen, um die Intention unserer Sitzungsvorlagen zu verdeutlichen“, kündigte der promovierte Jurist an, nachdem ihm Brackmann die Ernennungsurkunde überreicht und Füllner ihm den Amtseid abgenommen hatte.
Es sei ein anderes Gefühl als vor acht Jahren, erinnerte sich Mager. Damals war er hauptberuflich Richter und saß für die CDU im Kreistag. „Ich dachte, wenn es mit der Wahl nichts wird, bleibe ich halt Richter. Mittlerweile sind mir die Mitarbeiter und die Aufgabe sehr ans Herz gewachsen. Deshalb war mir die Wiederwahl sehr wichtig“, betonte der Landrat.
Flüchtlingswellen begleiten den Landrat durch die gesamte Amtszeit
Die Aufgaben werden definitiv nicht leichter, denn wie zu Beginn seiner ersten Amtszeit im Jahr 2015 ist der Kreis mit einer weiteren Flüchtlingswelle konfrontiert. Aktuell sind bereits 3000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine im Herzogtum Lauenburg untergebracht. Weitere werden folgen. Auch aus anderen Krisengebieten in der Welt wächst der Zustrom von schutzsuchenden Menschen. „Wir sind im Kreis gut aufgestellt und werden diese Krise meistern“, so Mager im Gespräch mit unserer Zeitung.
Aber auch die angespannte Finanzlage wird eine Herausforderung. Nachdem es in den Vorjahren immer Überschüsse im Kreishaushalt gab, weist der Etat für 2023 mit einem Volumen von 477 Millionen Euro ein voraussichtliches Defizit in Höhe von zwei Millionen Euro aus. Ein Grund dafür ist auch der Zuwachs an Stellen.
Aktuell hat der Kreis 688 Beschäftigte, 23 sollen in 2023 hinzu kommen. „Es ist sowohl eine Herausforderung angesichts des Fachkräftemangels Personal zu finden. Wir müssen aber auch mit Land und Bund ins Gespräch kommen, wie sich der Zuwachs begrenzen lässt, weil immer neue Aufgaben an uns verlagert werden“, so Mager. In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Beschäftigten in der Kreisverwaltung um 110 angewachsen.