Schwarzenbek. Jürgen Putzer übernahm die Schwarzenbeker Firma im Jahr 2003. Warum er den alten Namen behielt und wer das Geld bekommt.
Es sind zumeist die Preisträger, deren Lebenswerk von der Wirtschaftlichen Vereinigung Schwarzenbek (WVS) mit ihrem Wirtschaftspreis gewürdigt wird, die Tränen der Rührung nicht zurückhalten können. Diesmal kamen jedoch der WVS-Vorsitzenden Doris Lehmann die Tränen, denn die Preisträger spendeten spontan das Siegergeld.
Jürgen Putzer übernahm 2003 den alten Namen der Firma
Mit 1000 Euro ist der Wirtschaftspreis dotiert, dazu gibt es eine Bronzeplakette: Als 29. Preisträger freuten sich Jürgen Putzer (70) und sein Sohn Michael Putzer (42). „Wir hatten uns im Vorwege überlegt, das Preisgeld zu spenden“, sagte der Seniorchef des Reifenservice Leifheit. Als Vater und Sohn jedoch von der gemeinsamen Aktion von WVS, DRK, Feuerwehr und Stadt hörten, die am Dienstag, 6. Dezember, von 16 bis 20 Uhr zum weihnachtlichen Umtrunk mit Punsch und Essen zugunsten der Schwarzenbeker Tafel auf den alten Markt einladen, war klar, wer das Preisgeld erhält. „Ich würde es gut finden, wenn diese Summe die erste ist, die in der Spendendose landet“, so Michael Putzer unter dem Applaus der Zuschauer.
Die Firma Leifheit Reifenservice war 1947 von Hermann Leifheit an der Möllner Straße gegründet worden. Der Name blieb, als Dieter Freitag die Firma übernahm. Als dieser 2003 in den Ruhestand ging, folgte Jürgen Putzer und behielt ebenfalls den alten Namen. „Den Namen Leifheit kannten alle in Schwarzenbek und Umgebung, den Namen Putzer keiner“, erinnert sich Senior Jürgen Putzer an die Übernahme. „Wir haben in Kiel unsere Zelte abgebrochen, unser Haus verkauft: Danke, dass ihr uns in Schwarzenbek so gut aufgenommen habt“, nutzte der Seniorchef die Preisüberreichung, um sich bei seinen Kunden zu bedanken.
Reifenservice Leifheit gibt es seit 1947 in Schwarzenbek
Juniorchef Michael Putzer nutzte hingegen die Gelegenheit, um seinem Vater zu danken: „Als er die Firma übernommen hat, ist er wochenlang von Kiel nach Schwarzenbek gependelt.“ Er habe etwas für die ganze Familie aufgebaut. Michael Putzer hatte 2011 seinen Meisterbrief als Vulkaniseur als Jahrgangsbester und deutscher Meister bestanden. 2017 wurde der Generationswechsel eingeleitet, der 2023 abgeschlossen sein wird: Dann soll der Juniorchef die Firma alleine führen.
Und das in neuen Räumen: Im Frühjahr soll die neue Firmenzentrale am Hans-Koch-Ring bezogen werden. Langfristig soll der Betrieb, der aktuell acht Mitarbeiter hat, auf 12 bis 14 anwachsen. Neben dem Reifenservice vom Kinderwagen bis zum Ackerschlepper bieten Jürgen und Michael Putzer an der Möllner Straße 21 auch Bremsen- und Klimaservice, Inspektion sowie TÜV-Prüfungen an.
200 Gäste bei Feierstunde in Schröders Hotel
Mehr als 200 Gäste waren zur Preisverleihung am Dienstagabend, 22. November, gekommen, die erstmals im Festsaal von Schröders Hotel (Compestraße 6) ausgerichtet wurde. Neben den WVS-Mitgliedern waren auch Ex-Bürgermeister Frank Ruppert, Lauenburgs Bürgermeister Andreas Thiede und der CDU-Landtagsabgeordneten Andrea Tschacher sowie zahlreiche Vertreter der Parteien und Amtsleiter der Stadtverwaltung zur Feierstunde gekommen, die mit einer Ehrung für WVS-Schriftführerin Karina Geideck begann.
Die Unternehmerin (Printdesign + Webdesign) ist seit acht Jahren Vorstandsmitglied und das „Gedächtnis der WVS“, so Lehmann. Für ihr Engagement erhielt Geideck den WVS-Oscar, mit dem der Verband in unregelmäßigen Abständen Menschen auszeichnet, die sich um Wirtschaft und Stadt verdient gemacht haben.
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Zusammenhalt ist in Krisenzeiten besonders wichtig
Direkt aus Sierre, wo sie auf Einladung der schweizerischen Partnerstadt Schwarzenbek beim St.-Katharinenfest vertreten hatten, waren Bürgermeister Nobert Lütjens und Bürgervorsteher Rüdiger Jekubik zur Preisverleihung gekommen. In ihrem Ausblick waren sie sich mit der WVS-Vorsitzenden einig: Die Stadt werde in zehn Jahren ganz anders aussehen. Jekubik verwies auf die Bauprojekte wie den Neubau der Grundschulen und den Umbau der alten Realschule.
„Hier in dieser Stadt geht etwas. Schwarzenbek hat ein unglaubliches Potenzial“, schwor auch Lütjens die anwesenden Unternehmer ein, die Stadt bei ihrem Integrierten Entwicklungskonzept (ISEK) konstruktiv zu begleiten. Die bereits erfolgten Begehungen mit Experten durch die Stadt hätten den Teilnehmern sehr viel Mut gemacht, die weiteren Schritte anzugehen, so der Verwaltungschef.
Lehmann erinnerte an den Zusammenhalt gerade in Krisenzeiten: „Wirtschaftlich ist der Angriffskrieg gegen die Ukraine eine Katastrophe. Es gibt keine Branche, die nicht betroffen ist.“ Gleichwohl lerne man derzeit, wie wichtig Freiheit ist – und Solidarität: Sechs Transporte mit Hilfsgütern hätten Schwarzenbeker Unternehmen und Bürger in diesem Jahr auf den Weg in die Ukraine geschickt. Eine Einschätzung aus der Schweiz steuerte Lütjens bei: Dort gebe es großen Respekt vor der Leistung Deutschlands in der Krise, man wünschte sich aber von der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt auch mehr Führungsstärke und Risikobereitschaft.