Schwarzenbek. Die Politiker der Stadt bringen die Innenstadtplanung auf den Weg. Wie das Geld für das Projekt beschafft werden soll.

Es gibt immer weniger Geschäfte im Stadtzentrum und auch deren Überleben ist nicht gesichert. „Wer sich jetzt nicht ein zweites Standbein im Internet verschafft, wird in einigen Jahren nicht mehr da sein“, sagte der Hauptausschussvorsitzende Nils Hilger (SPD) mit Blick auf ein Treffen von Wirtschaftlicher Vereinigung (WVS) und Politikern sowie dem Bürgermeister.

Die Innenstadtplanung ist seit vielen Jahren ein Dauerbrenner in Schwarzenbek; die Forderung der Einzelhandelsvertreter nach einem Stadtmarketing oder zumindest einem Wirtschaftsbeirat ebenfalls. Außerdem wünschen sich die Kaufleute ein Verlegung des Wochenmarktes vom Ritter-Wulf-Platz auf den alten Markt.

Stadtplanung: Innenstadt benötigt einen Publikumsmagneten

Klar ist, dass die verbliebenen Geschäfte in der Stadtmitte nur eine Überlebenschance haben, wenn sie parallel zum Ladengeschäft auch einen Onlineshop aufbauen, wie ihn unter anderem Schuhhändler Uwe Krützmann seit mehreren Jahren sehr erfolgreich betreibt. Denn allein von der Laufkundschaft können die Einzelhändler nicht leben.

Aber auch das reicht nicht aus. Die Innenstadt muss sich neu erfinden. Eine Perspektive könnte die Bebauung der Grundstücke der Post und des angrenzenden Areals des verstorbenen Hans Behrendt an der Schmiedestraße bieten. Für diesen großen zentral gelegenen Bereich haben die Politiker zunächst eine Veränderungssperre beschlossen, um eigene Ideen zu entwickeln.

Auch Stadtbücherei und Volkshochschule sollen dort untergebracht werden

Hoffnung setzen die Akteure aus Wirtschaft und Politik auf die Umgehungsstraße, die eine Verkehrsberuhigung in der Lauenburger Straße ermöglicht und so mehr Flächen zum Parken oder für Außengastronomie zulässt. Aber die Innenstadt braucht auch einen Magneten.

„Zu Beginn der Planung brauchen wir erst einmal eine schlagkräftige Gruppe“, sagt Bürgermeister Norbert Lütjens.
„Zu Beginn der Planung brauchen wir erst einmal eine schlagkräftige Gruppe“, sagt Bürgermeister Norbert Lütjens. © Stefan Huhndorf

Und das soll die ehemalige Realschule werden, die als sogenannte One-Step-Agency ein Dienstleistungszentrum des Rathauses werden soll. Dazu sollen an der Berliner Straße 12 auch die Stadtbücherei und die Volkshochschule untergebracht werden. Damit wäre die alte Schule ein zentraler Treffpunkt im Herzen der Stadt und könnte als kulturelles Zentrum dienen.

Mehr als zehn Millionen Euro würde die Neugestaltung kosten

Die Kosten für den Umbau sind allerdings immens. Mehr als zehn Millionen Euro würde die Neugestaltung kosten – zu viel für den städtischen Haushalt. „Ohne eine hohe öffentliche Förderung bekommen wir das nicht hin. Aber die Wiederbelebung der Realschule spielt eine zentrale Rolle für eine Attraktivitätssteigerung der Innenstadt“, hatte Bürgermeister Norbert Lütjens mehrfach betont.

Bei dem Projekt helfen sollen die Experten von der Gesellschaft PD (Partnerschaft für Deutschland). Die PD – Berater der öffentlichen Hand GmbH ist ein Beratungsunternehmen für Bund, Länder, Kommunen sowie andere öffentliche Körperschaften und Einrichtungen. Die Gesellschaft ist zu 100 Prozent in öffentlicher Hand; der Bund hält 74,97 Prozent der Anteile.

Schwarzenbeks alte Realschule könnte ein Pilotprojekt werden

„Es gibt verschiedene Möglichkeiten, öffentliche Förderungen zu bekommen. Wichtig ist, dass es ein Projekt mit Pilotcharakter ist und eine örtliche Begrenzung wie beispielsweise in der Innenstadtregion von Schwarzenbek vorgenommen wird“, sagte die PD-Projektbeauftragte Adeline Seidel am Dienstagabend während der Sitzung des Hauptausschusses.

Die Schwarzenbeker Politiker waren sich schnell einig, dass sie diese Chance nutzen wollen. Einstimmig votierten sie dafür, einen entsprechenden Förderantrag zu stellen. Und es soll jetzt auch alles ganz schnell gehen. Bereits in knapp zwei Wochen – am Mittwoch, 28. September – ist ein mehrstündiger Workshop als Einstiegsveranstaltung geplant. 30 Personen sind eingeladen – darunter Vertreter aus der Wirtschaft und Multiplikatoren der Gesellschaft sowie Politiker der in der Stadtvertretung vertretenen Fraktionen.

Städtebauliches Entwicklungskonzept soll Fördermittel bringen

„Zu Beginn der Planungen brauchen wir erst einmal eine schlagkräftige Gruppe. Es hätten natürlich mehr Menschen Interesse, aber das wäre am Anfang nicht sinnvoll“, sagte Bürgermeister Norbert Lütjens. „Wir wollen perspektivisch allen Beteiligten und Interessierten – vor allem aber auch die Bürger – bei der Innenstadtplanung mitnehmen. Deren Beteiligung ist im weiteren Verfahren vorgesehen“, betonte Nils Hilger.

Das Ziel ist ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK). Das Konzept definiert die Ziele und Handlungsfelder für die zukünftige Entwicklung in Schwarzenbeks Zentrum. „Zudem ist ein ISEK eine der wichtigsten Voraussetzungen für zahlreiche Förderprogramme, unter anderem auch für die Städtebauförderung“, erläutert Lütjens.

Die Politiker haben jetzt grünes Licht für das integrierte Stadtentwicklungskonzept und die Zusammenarbeit mit der Partnerschaft für Deutschland gegeben. Dem müssen die Stadtvertreter allerdings noch zustimmen.