Gülzow/Kollow. Bürgergenossenschaften könnten im Kampf gegen steigende Energiepreise ein Zukunftsmodell sein. Welche Gemeinden daran Interesse haben.
Zunächst hatte es so ausgesehen, als käme die Idee der Nahwärmeversorgung für die Gemeinden Gülzow, Kollow, Wiershop und Hamwarde nicht vom Fleck. Doch die Energiekrise mit der erheblichen Verteuerung der Energieversorgung zeigt aktuell Wirkung. Die Gemeinde Hamwarde hat, wie berichtet, ihre Beteiligung zwar auf Eis gelegt. Nach Kollows Bürgermeisterin Ines Tretau vermeldet jetzt auch Gülzows Bürgermeister Wolfgang Schmahl nach einer Einwohnerversammlung steigendes Interesse.
Zwar gibt es noch keine verlässlichen Daten, wie hoch die Anschlussbereitschaft an ein noch zu bauendes Wärmenetz wirklich ist. Der überraschende Ausstieg von GP Joule soll das Vorhaben jedoch auf keinen Fall ausbremsen. Hoffnung: Es gründen sich Bürgergenossenschaften, und die Firma Buhck engagiert sich über die Lieferung von Brennmaterial hinaus.
Beratungsgesellschaft soll Interesse an Nahwärmeversorgung auswerten
Anstelle von GP Joule ist Treurat und Partner in die Planungen eingestiegen. Die mit Hauptsitz in Kiel ansässige Beratungsgesellschaft ist in dem Bereich vielfach tätig, in Plön ebenso wie auf Sylt, für die Stadt Preetz wie auch für Henstedt-Ulzburg. Für verschiedene Städte und Gemeinden in Norddeutschland sind bereits Quartierskonzepte entwickelt, beziehungsweise in Arbeit.
Derzeit ist Treurat und Partner damit befasst, für die Gemeinde Scheeßel, aufbauend auf ein Quartierskonzept, eine Planung für eine energetische Sanierung zu entwickeln. Dazu zählt auch ein Wärmenetz für einen Ortsteil.
Für die drei verbliebenen lauenburgischen Gemeinden zwischen Geesthacht und Schwarzenbek soll das Unternehmen die Resonanz der Bürger auf das Angebot der Nahwärmeversorgung auswerten. Vor weiteren Planungsschritten muss zunächst die Bereitschaft verbindlich geklärt werden, sich tatsächlich an ein Wärmenetz anzuschließen, darüber herrscht Einigkeit.
Gut besuchte Einwohnerversammlung macht Mut
Die Einwohnerversammlung in Gülzow war mit gut 70 Teilnehmern gut besucht. „Der Vortrag hat viele interessiert, einige wollen jetzt auch ihre Nachbarn informieren“, berichtet Wolfgang Schmahl. Entscheiden sich ausreichend Haushalte für den Anschluss an ein neues Nahwärmenetz, steht für Gülzows Bürgermeister die Gründung einer gemeinsamen oder mehrerer Bürgergenossenschaften auf dem Programm.
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Sie könnten, auch darin ist er sich mit Ines Tretau einig, den Betrieb der noch in den Orten zu bauenden Wärmenetze sicherstellen. „Mit einem Genossenschaftsanteil von 2500 Euro und Kosten für einen Hausanschluss von 5500 bis 7500 Euro wäre das für die Nutzer eine gute Gelegenheit, auf eine kostengünstige Wärmeversorgung umzustellen.“
Einstieg in Nahwärme soll 8000 bis 10.000 Euro kosten
Für Planung vor allem aber Bau und Betrieb der in den Orten benötigten Heizwerke setzt Schmahl dagegen auf professionelle Expertise, „das kann niemand so einfach leisten“. Sein Wunschpartner ist die Firma Buhck, die in Wiershop ihr Recyclingzentrum betreibt: „Das Unternehmen könnte nicht nur den Brennstoff liefern, es könnte die Heizwerke bauen, betreiben und dann die Wärme an uns verkaufen.“
So weit will sich Firmenchef Thomas Buhck nicht einbinden lassen. Klar sei, dass sich das Unternehmen mit der Lieferung von Holz beteiligen könne. Das böte für alle Beteiligten Vorteile: Schon heute liefere der Entsorger schlecht kompostierbare Holzabfälle an weiter entfernte Heizwerke.
Holz verbrennen, statt es mühsam zu kompostieren
Dies in der Region zu tun, würde Transportwege und Kosten reduzieren. Gegenüber den zuerst betrachteten Greenpellets aus Grünschnitt der Kommunen habe Holz den Vorteil, dass es nicht mit hohem Energieaufwand zu Pellets gepresst werden müsse. Buhck: „Holz eignet sich auch als Häcksel für Heizwerke.“
Zuerst einmal müssten die Grundlagen und die Wirtschaftlichkeit geklärt werden. „Es reicht nicht, dass Bürger ihr Interesse bekunden“, betont Buhck. Sie müssten verbindlich erklären, dass sie sich anschließen.
Keine fertigen Pläne für Heizwerke in der Schublade
Erst auf der Basis könne geklärt werden, ob sich eine Nahwärmeversorgung in den drei Orten überhaupt rechnen kann. „Wir haben keinerlei Pläne für Heizwerke in der Schublade“, stellt der Unternehmer mit Blick auf die Wünsche aus den Gemeinden klar.