Wiershop/Kollow/Gülzow. Im Umland von Geesthacht steigt das Interesse an der gemeinschaftlich organisierten Wärmeversorgung. Doch noch sind viele Fragen offen.

Bundesweit ächzen Verbraucher unter explodierenden Energiekosten. Was viele Menschen umtreibt, ist geeignet, den Bau von Wärmenetzen voranzutreiben. Zumindest dann, wenn sie komplett auf fossile Brennstoffe wie Erdgas, Kohle oder Erdöl verzichten können. Für die Idee von Nahwärmenetzen im Geesthachter Umland könnte die Energiekrise wie ein Turbo wirken.

Zunächst waren es vier Gemeinden aus zwei Ämtern, die sich gemeinsam auf den Weg machen wollten. Mit Hamwarde (gut 850 Einwohner) hat zwar die zweitgrößte Kommune das Vorhaben zunächst zurückgestellt. Zudem hat das lange Zeit als Betreiber gehandelte Unternehmen GP Joule inzwischen erklärt, kein Interesse an dem Vorhaben mehr zu haben. Doch die aktuelle Entwicklung auf dem Energiemarkt zeigt Wirkung.

Im Umland Geesthacht ist das Interesse an einem Nahwärmenetz gewachsen

Man stehe noch am Anfang eines langen Weges, stimmen die Bürgermeister von Wiershop (Hans-Ulrich Jahn), Gülzow (Wolfgang Schmahl) und Kollow (Ines Tretau) überein. Wobei die Bürgermeisterin der 600-Einwohner-Gemeinde bereits weiß, wie stark das Interesse in Kollow gewachsen ist. Anders als in Wiershop (gut 200 Einwohner) und Gülzow (mehr als 1300) ist in Kollow bereits am 4. Oktober eine Einwohnerversammlung zum Thema über die Bühne gegangen. „Die Versammlung war mit rund 100 Teilnehmern nicht nur sehr gut besucht. Es ist viel gesprochen worden. Das Interesse, sich wirklich anschließen zu lassen, ist hoch“, sagt Ines Tretau.

Das Vorhaben wollen die drei Gemeinden gemeinsam betreiben

Bei einer ersten, unverbindlichen Erhebung war der Zuspruch 2019 in den damals noch vier Gemeinden höchst überschaubar gewesen. Die Prozentsätze lagen teils kaum über zehn Prozent, alle im niedrigen zweistelligen Bereich. Die Gemeindevertretung Hamwarde legte das Thema zunächst auf Eis.

Jetzt die Trendwende: Von den rund 220 Haushalten in Kollow hätten aktuell bereits gut 40 Prozent ihr Interesse an einem Anschluss an das noch zu schaffende Nahwärmenetz bekundet, schätzt Ines Tretau. „Einige Kollower haben dies auch per Brief getan, die Schreiben bei mir in den Briefkasten geworfen.“

Vor der für Mittwoch angesetzten Einwohnerversammlung in Wiershop hält sich Bürgermeister Hans-Ulrich Jahn bedeckt. „Wenn sich nur sechs, sieben Haushalte anschließen wollen, funktioniert dies natürlich nicht.“ Zu Anschlusskosten und den Kosten für die spätere Wärmeversorgung lasse sich derzeit noch keine exakte Aussage treffen.

Das Vorhaben wollen die drei verbliebenen Gemeinden weiterhin gemeinsam betreiben. Allerdings müsste für jeden Ort ein eigenes Rohrnetz geschaffen werden, samt eigenem Heizwerk. Ein Fernwärmenetz, das die Orte untereinander verbindet, wäre aufgrund der Entfernung viel zu kostspielig.

Gülzow bittet für Dienstag, 25. Oktober, zur Einwohnerversammlung

Viele Fragen seien noch zu klären, sagt auch Gülzows Bürgermeister Wolfgang Schmahl. So etwa, ob für den Betrieb der Heizwerke komplett auf Erdgas verzichtet werden könne, auch für Spitzen im Winter. Und auch, wer nach dem Ausstieg von GP Joule als Betreiber fungiert. Im Gespräch ist die Gründung von ein oder mehreren Bürgergenossenschaften. „Eine gemeinsame Genossenschaft für alle beteiligten Gemeinden wäre natürlich schön, doch das würde auch mit Einzellösungen funktionieren.“

Für Dienstag, 25, Oktober, bittet die Gemeinde Gülzow zur Einwohnerversammlung. Beginn ist um 19 Uhr in der Alten Schützenhalle. Am Tag darauf, 26. Oktober, können sich die Wiershoper zur geplanten Wärmeversorgung in ihrem Ort informieren. Beginn ist ebenfalls um 19 Uhr. Ort: Feuerwehrgerätehaus, Lindenstraße 8.

Neue Idee: Holzschnitt aus Grünabfällen sortieren und nutzen

Zu Beginn sollte für die Nahwärmeversorgung der Grünschnitt in den vier Gemeinden genutzt werden. Der Gedanke, Gras und Co. in Greenpellets zu pressen und den Heizwerken zu verfeuern, ist jedoch vom Tisch. Die Produktion solcher Pellets ist energieaufwendig und damit teuer. So müsste gemähtes Gras zuvor aufwendig gereinigt werden. Aktuell wird eine Kooperation mit der Firma Buhck angestrebt, die in Wiershop ihren großen Recyclingstützpunkt betreibt. Der Gedanke: Warum nicht unter anderem den Holzschnitt verwenden, der vor der Kompostierung aus den angelieferten Grünabfällen heraussortiert wird, weil der Holzanteil für eine Kompostierung viel länger benötigt als etwa Blätter und Gras.