Schwarzenbek. 64 Jahre nach ihrem Abschluss erinnern sich Schüler der Schwarzenbeker Realschule auch daran, wie sie zwei Lehrer verkuppeln wollten.

„Es ist schon 64 Jahre her, seit wir die Schule abgeschlossen und die Mittlere Reife erreicht haben, kaum zu glauben“, sagt Gisela Köpke, geborene Dobs. 1958 hatte die heute 80-Jährige in Schwarzenbek ihre Schulzeit beendet – im Aufbauzug zur damals geplanten Mittelschule, der späteren Realschule. Von den damals 30 Schülern kamen elf zum Klassentreffen in Schröders Hotel, um sich an die Schulzeit zu erinnern.

Für den Aufbauzug wurden gute Schüler nach einer Aufnahmeprüfung ausgewählt. Die Schüler aus den Dörfern kamen in die B-Klasse, die Kinder aus Schwarzenbek in die A-Klasse. Jens Wick radelte jeden Morgen bei jedem Wetter aus Franzhagen zum Unterricht in die ehemalige Marktschule am Markt. Andere Schüler kamen wie Gisela Köpke aus Gülzow, Elmenhorst, Havekost und anderen Orten. „Manchmal durfte ich im Winter den Bus nehmen. Aber das war selten“, erinnert sich Jens Wick.

Beim Klassentreffen an die Mittlere Reife 1958 und an Streiche erinnert

Weil nicht sofort nach dem Unterricht ein Bus nach Hause fuhr, blieben die „Externen“ noch in der Schule und auch so mancher Radfahrer trat die Rückfahrt erst später an. So verbrachten sie einige Zeit nach der Schule immer gemeinsam. „Das schweißte uns zusammen. Wir waren eine gute Gemeinschaft“, sagt Gisela Köpke. Den Zusammenhalt gibt es noch heute, denn die Klassentreffen finden regelmäßig statt und viele treffen sich darüber hinaus jeden ersten Freitag im Monat zum Klönschnack im „Café Gräper“ in Schwarzenbek.

Die alte Schwarzenbeker Volksschule in den 1950er-Jahren: Der Marktplatz war zugleich der Schulhof.
Die alte Schwarzenbeker Volksschule in den 1950er-Jahren: Der Marktplatz war zugleich der Schulhof. © Monika Retzlaff | Monika Retzlaff

Immer neue der alten Geschichten werden dabei erzählt. „Unser Klassenlehrer Hans-Heinrich Hübner war ein guter Lehrer, wir mochten ihn und wollten ihn, da er Junggeselle war, mit Frau Opalka verkuppeln“, erinnert sich Jürgen Apitz. Charlotte Opalka war Lehrerin, unterrichtete Handarbeit, Nähen und Kochen. Eines Tages reiste sie mit auf eine Klassenfahrt zur Betreuung der Mädchen. Die Schüler gaben sich alle Mühe, die beiden zusammenzubringen, aber es funkte einfach nicht.

Zugenähte Ärmel: Streiche wie in Kinderbuchklassikern

Die Streiche auf den Klassenfahrten könnten auch einem Roman von Erich Kästner entsprungen sein: Bei ihrer Tour in den Harz übernachteten sie in einer Skihütte und die Jungen machten alle Handtücher der Mädchen nass. Doch diese revanchierten sich und nähten den Jungen die Ärmel der Schlafanzüge zu. Die Nähkünste kamen ihnen aber vor allem im Alltag für Nützliches zugute. Für eine Klassenfahrt in den 1950er-Jahren nähten sich alle Mädchen neue Röcke und Blusen.

Im Hintergrund ist die St.-Franziskus-Kirche zu sehen: Auf damals noch freiem Feld wurde 1963 an der Berliner Straße der Grundstein für die Realschule gelegt.
Im Hintergrund ist die St.-Franziskus-Kirche zu sehen: Auf damals noch freiem Feld wurde 1963 an der Berliner Straße der Grundstein für die Realschule gelegt. © BGZ | BGZ

Mit selbstgenähten Schürzen zur Einweihung der Compeschule

Später fertigten sie sich auch weiße Schürzen an, verziert mit blauer Zickzacklitze. Sie kamen im letzten Schuljahr zum Einsatz, denn das verbrachte der Aufbauzug an der neu gebauten Compeschule an der Breslauer Straße. Dort gab es auch eine Schulküche, die die Schülerinnen den Besuchern bei der Einweihungsfeier, hübsch bekleidet in ihren Schürzen, präsentierten.

Die letzte Klassenfahrt führte nach Berlin. Sie erkundeten das Treptower Ehrenmal im Osten und Diskotheken im Westteil. Die Schüler beeindruckte die große Stadt. „Damals dachte ich: `,Wenn ich mal in einer Großstadt lebe, dann in Berlin’“, erinnert sich Gisela Köpke. Drei Jahre später heiratete sie in Berlin und verbrachte dort viele glückliche Jahre. Heute lebt sie in Reinbek.

Daten und Fakten aus der Schwarzenbeker Schulgeschichte

Bis 1951 gab es nur eine Schule am Ort: Die Volksschule am Markt. Doch dann wurde die nach dem früheren Amtmann Friedrich-Wilhelm Compe (1751-1827) benannte Neubau an der Breslauer Straße eröffnet, der auch einen Aufbauzug erhielt. Nur drei Jahre später legten dort die ersten Schüler die Mittlere Reife ab. Der Aufbauzug war in den 1950er Jahren ein Novum im Bildungswesen. Er war wie die Mittelschule, die 1959 von der Volksschule getrennt wurde, ein Vorgänger der Realschule. Sie wurde eingerichtet, um Kindern im ländlichen Raum bessere Bildung zu ermöglichen. Am 4. Mai 1963 wurde der Grundstein für den Neubau einer Mittelschule an der Berliner Straße gelegt, 1965 der erste Bauabschnitt eingeweiht. 1966 wurde sie in Realschule umbenannt. Im September begann dort mit 30 Schülern auch der Unterricht für das Aufbaugymnasium.