Schwarzenbek. Landtagskandidaten positionieren sich zu Verkehr, Wirtschaft und Innenstadtplanung. Einige Themen zeigten regen Diskussionsbedarf.

Wie können die Innenstädte wieder mit Leben gefüllt werden, und was passiert mit der Verkehrsinfrastruktur? Diese Fragen standen im Fokus bei der Kandidatenrunde im Vorfeld der Landtagswahl SH am 8. Mai. Die Wirtschaftlichen Vereinigungen aus Schwarzenbek und Geesthacht hatten die Bewerber um die Mandate im Kieler Landtag am Donnerstagabend in Schröders Hotel in Schwarzenbek eingeladen.

Auf dem Podium diskutierten der SPD-Spitzenkandidat Thomas Losse-Müller (49, Volkswirt und Staatssekretär, wohnt bei Eckernförde), FDP-Fraktionschef Christopher Vogt (38, Wirtschaftsingenieur aus Nusse), der CDU-Landtagsabgeordnete Lukas Kilian (35, Rechtsanwalt und Notar aus Aumühle) und Grünen-Fraktionschef im Lauenburgischen Kreistag, Oliver Brandt (54 aus Lütau, Referent im Kieler Finanzministerium).

Herzogtum Lauenburg: Erste Kandidatenrunde im Südkreis vor der Landtagswahl SH

Es war die erste Kandidatenrunde im Kreis Herzogtum Lauenburg im Vorfeld der Wahl, und außer in der Frage um die Härte der Sanktionen gegen Russland im Ukraine-Krieg gab es auch kaum Streit. Während Losse-Müller eine Fortführung der Öl- und Erdgaslieferungen befürwortete, um zu großen wirtschaftlichen Schaden von Deutschland abzuwenden, lehnte das Lukas Kilian massiv ab. „Wenn wir den Krieg beenden wollen, müssen wir auch zu Einschränkungen bereit sein und einen Preis dafür bezahlen“, sagte der Aumühler.

Große Einigkeit beim Bahnanschluss für Geesthacht

Große Einigkeit bestand bei den Kandidaten indes darin, dass Geesthacht als größte Stadt im Kreis dringend einen Bahnanschluss benötigt. Allerdings ist Eile bei der Entscheidung geboten. Denn die vorhandene Trasse nach Bergedorf wird teilweise bereits bebaut. „Hamburg und Schleswig-Holstein müssen an einem Strang ziehen“, betonte Brandt.

Denn Hamburg habe eher Projekte in der eigenen Innenstadt im Fokus, aber nicht grenzübergreifende Vorhaben, ergänzte Christopher Vogt. „Dabei sollte Hamburg die Pendlerströme im Blick behalten. Es liegt auch im Interesse der freien und Hansestadt, den Verkehr auf öffentliche Verkehrsmittel umzulenken“, so der Liberale weiter.

Bahnanschluss Geesthacht für Pendler nach und aus Hamburg wichtig

„Das Hauptproblem sind aber die Kreuzungsfragen an den Straßen in Hamburg“, so Lukas Kilian. SPD-Mann Losse-Müller warf ein, dass die Planung für den Bahnanschluss von Geesthacht erst 2035 losgehen solle. Das sei zu spät, wenn das Land es mit dem Klimaschutz ernst nehme.

„Wir müssen 50 Prozent der mit fossilen Brennstoffen betriebenen Fahrzeuge weg bekommen. Sonst klappt es nicht mit unseren Klimazielen. Dafür müssen wir auch bereit sein, Schulden aufzunehmen. Dann können auch Projekte wie der Bahnanschluss für Geesthacht früher realisiert werden“, so der SPD-Spitzenkandidat.

Dass der Bahnanschluss nicht nur für Pendler nach Hamburg wichtig sei, betonte Moderator Alexander von Strombeck von der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht. „Wir haben sehr unter der Pandemie zu leiden. Unseren Betrieben fehlen Fachkräfte. Es ist wichtig, dass wir eine gute Nahverkehrsanbindung bekommen, damit es auch für Hamburger reizvoll ist, bei uns im Südkreis zu arbeiten. Dafür müssen sie schnell und günstig hierher kommen können“, sagte der Unternehmer.

Neue Konzepte für attraktivere Innenstädte gefordert

Ein großes Anliegen von Co­Moderatorin Doris Lehmann von der Wirtschaftlichen Vereinigung Schwarzenbek war eine Förderung für die Innenstädte. „Es gab einen Fonds in Höhe von 12,5 Millionen Euro, die im Windhundverfahren ganz schnell aufgebraucht waren. Da muss mehr kommen“, forderte sie. Die Kandidaten sehen dabei aber auch die Kommunen in der Pflicht.

„Die Pandemie hat beschleunigt, dass immer mehr Menschen Waren im Internet bestellen. Auch die Gastronomie hat Kunden an Lieferdienste verloren. Innenstädte können nur wieder Kunden gewinnen, wenn die Aufenthaltsqualität stimmt. Ein gutes Beispiel dafür ist Eckernförde, weil die Stadt zum Bummeln und Verweilen einlädt“, betonte Christopher Vogt.

„Es braucht neue Konzepte. Wir kriegen den Einzelhandel nicht wieder in die Städte. Stattdessen sollten Kommunen auf Aufenthaltsqualität, Dienstleistungen wie beispielsweise Reparaturservice setzen und auch Wohnungen in den Zen­tren schaffen“, so Thomas Losse-Müller. Das sehen auch die anderen Kandidaten so.

Bauarbeiten an den Elbquerungen besser koordinieren

Einigkeit herrschte dann wieder hinsichtlich einer besseren Koordination der Baustellen im Land. „Es gab Zeiten, da war Aumühle fast nur noch mit dem Helikopter zu erreichen. Das ist durch bessere Abstimmung der Behörden anders geworden“, sagte Lukas Kilian.

Denn ein ähnliches Chaos drohe wegen der in diesem Jahr anstehenden Bauarbeiten an den beiden Elbbrücken bei Geesthacht und Lauenburg, die in Geesthacht zeitweise Vollsperrungen für den Autoverkehr zur Folge haben. „Wir Grünen sind keine Straßenfreunde, aber wir sind zuversichtlich, dass die Abstimmung der Arbeiten an den Elbbrücken klappt“, so Oliver Brandt.